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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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in ihr dieselbe verzweifelte Hilflosigkeit, die sie bei der Nachricht vom Tod ihrer Familie empfunden hatte. Doch sie weigerte sich, länger bei den düsteren Geschehnissen der Vergangenheit zu verweilen, und klatschte in die Hände.
    »Bring mir meinen Sohn«, befahl sie der sofort erscheinenden Dienerin. Obwohl sie wußte, daß Ayaki tief schlafen würde, verlangte es sie plötzlich nach seinem Geplapper, seinen Dummheiten und dem warmen Gewicht seines kleinen Körpers in ihren Armen.

Drei

    Veränderungen

    Das Kind drehte sich auf die andere Seite.
    Ayaki lag ausgestreckt auf den Kissen, tief schlafend. Eine Zeitlang hatte er ausgelassen getobt, bis die Erschöpfung ihn schließlich überwältigt hatte. Mara empfand tiefe Liebe für ihren Sohn und strich ihm die schwarzen Haare aus der Stirn.
    Obwohl der Junge den stämmigen Körperbau seines Vaters geerbt hatte, besaß er die Schnelligkeit ihrer Familie. In seinem zweiten Lebensjahr wurden seine Bewegungen immer harmonischer, und er hatte unablässig aufgeschürfte Knie und eine flinke Zunge, mit der er die Bediensteten beinahe in den Wahnsinn trieb. Mit seinem Lächeln hatte er die Herzen selbst der härtesten Acoma-Soldaten gewonnen.
    »Du wirst ein guter Kämpfer und ein noch besserer Spieler des Großen Spiels werden«, meinte Mara weich. Doch die Kraft des Jungen und sein schneller Verstand hatten sich gegen einen Gegner nicht durchsetzen können: das Bedürfnis nach einem Nachmittagsschlaf. Obwohl er das Licht in Maras Leben war, begrüßte sie diese kurzen Pausen, denn wenn Ayaki wach war, reichten drei Ammen gerade aus, um ihn beschäftigt zu halten.
    Mara zupfte an dem Gewand ihres Sohnes und legte ihm die Arme an den Körper. Gedankenvoll machte sie es sich auf ihren Kissen bequem. Die Saat der vielen, erst kürzlich gesäten Samenkörner mußte aufgehen, noch bevor Ayaki erwachsen war. An jenem Tag nämlich würde sich das Bündnis auflösen, das sie mit dem Lord der Anasati, einem alten Feind ihres Vaters, zum Wohle des Kindes geschlossen hatte. Durch die Geburt seines ersten Enkels hatte sie sich das Wohlwollen von Lord Tecuma von den Anasati gesichert, doch an jenem Tag würde es ein Ende finden und die Schuld, die sie durch Buntokapis vorzeitigen Tod auf sich geladen hatte, eingefordert werden. Bis dahin mußten die Acoma unangreifbar stark sein, damit sie den Wechsel überstehen konnten, wenn Mara die Herrschaft über das Haus dem unerfahrenen Sohn übergab. Die Minwanabi durften keinerlei Bedrohung mehr sein, wenn ein anderer mächtiger Feind den jungen Lord herausfordern würde.
    Mara dachte über die bevorstehenden Jahre nach, während die Nachmittagssonne die Vorhänge streifte und die Sklaven zurückkehrten, um die Akasi in Form zu schneiden. In dem Garten wurde so häufig gearbeitet, daß sie das Klacken der Scheren gewöhnlich gar nicht mehr wahrnahm. Heute allerdings wurde das bekannte Geräusch immer wieder unterbrochen von den scharfen Befehlen des Aufsehers und gelegentlichen Peitschenhieben. Eigentlich hing die kurze Reitpeitsche nur noch aus formellen Gründen an seinem Gürtel, denn tsuranische Sklaven mußten selten geschlagen werden. Die Sklaven von Midkemia machten sich jedoch nichts aus dem Mißfallen ihres Aufsehers. Sie zeigten keinerlei Respekt gegenüber Höherrangigen und ließen sich auch nicht durch die Peitschenhiebe beschämen.
    Den tsuranischen Sklaven waren die Midkemier so rätselhaft wie Mara. Sie arbeiteten unermüdlich, denn sie waren mit dem Wissen aufgewachsen, daß nur ihre bescheidene Hingabe an die Arbeit die Hoffnung bot, sich beim nächsten Mal einen höheren Platz auf dem Rad zu verdienen, das die Verstorbenen an die Wiedergeburt und das Leben band. Wegen Faulheit oder Ungehorsam gegenüber ihren rechtmäßigen Herren geschlagen zu werden bedeutete das dauerhafte Mißfallen der Götter, denn unter den Sklaven standen nur noch die Tiere. Und in einer solchen, noch niedrigeren Form vom Rad des Lebens zurückzukehren bedeutete die vollkommene Unmöglichkeit, jemals von den zahllosen Wiedergeburten in ein Leben voller Qual und Entbehrung erlöst zu werden.
    Ein hitziger Streit störte Maras Gedanken, und sie begriff verärgert, daß die Barbaren immer noch kein angemessenes Verhalten gelernt hatten. Nur zwei Dinge schienen sich seit der Versteigerung auf dem Sklavenmarkt verändert zu haben: die Anzahl der Peitschenstriemen auf ihren Rücken und ihre Kenntnisse der Sprache ihrer Herrin.
    »Der Wille der

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