Der Sklave von Midkemia
nicht zu sehr über meine Intelligenz belustigen, Tasaio. Natürlich weiß ich es besser, als daß ich Bedienstete und Sklaven in unseren Plan einweihe! Nein, ich dachte einfach nur daran, dem Kriegsherrn eine Notiz zu schicken und ihn um Nachsicht für Eure Abwesenheit bei dem Feldzug in der barbarischen Welt zu bitten. Er wird einwilligen, da die Minwanabi immer noch seine wertvollsten Verbündeten sind. Und, Cousin, Ihr habt soeben den Beweis dafür geliefert, um wieviel mehr Ihr hier benötigt werdet.«
Incomo beobachtete Tasaios Reaktion auf das Lob seines Lords. Der kampferprobte Reflex war ihm nicht entgangen, den Tasaio bei dem freundschaftlichen Klaps gezeigt hatte, und er hatte auch die berechnende, blitzschnelle Entscheidung gesehen, mit der er den Schlag zugelassen hatte. Tasaio war in der Politik ebenso erfahren wie im Töten.
Mit kalter Neugier fragte sich der Erste Berater der Minwanabi, wie lange sein Herr dem Rat eines Mannes zugänglich sein würde, der so offensichtlich mit jenen Eigenschaften gesegnet war, die ihm selbst fehlten – auf den jedoch nicht verzichtet werden konnte, wenn die Minwanabi zurück zu ihrer früheren Größe finden sollten. Desio würde wissen, daß die Schlauheit seines Cousins ihn als Narren entlarvte; schließlich würde er eifersüchtig werden, würde wünschen, mehr als nur eine Marionette mit dem Titel des Lords zu sein. Incomo spürte, wie seine Kopfschmerzen zurückkehrten. Er konnte nur hoffen, daß Desio sich erst dann gegen seinen Cousin wenden würde, wenn die Hexe der Acoma und ihr Erbe als Brei unter den Pfosten des Gebetstores des Roten Gottes lagen. Sie durften keinesfalls die Zeit unterschätzen, die sie für diese Leistung benötigen würden. Ein ähnlicher Hochmut auf niedrigerer Stufe hatte Jingu von den Minwanabi das Leben gekostet; und durch dieses Unglück hatte Mara genug Anerkennung erhalten, um mächtige Verbündete zu gewinnen.
Augenscheinlich wandten sich Tasaios Gedanken in eine ähnliche Richtung, denn nachdem die Nachricht an den Kriegsherrn niedergeschrieben war und Desio den Bediensteten auftrug, sich um eine Erfrischung zu kümmern, wandte er sich mit einer scheinbar beiläufigen Frage an Incomo: »Weiß jemand, ob Mara Gelegenheit zu Annäherungsversuchen gegenüber den Xacatecas gehabt hat? Als ich den Befehl erhielt, aus der barbarischen Welt zurückzukehren, bemerkte ein Freund unter seinen Offizieren, daß sein Herr daran dachte, auf sie zuzugehen.« Hier enthüllte Tasaio die wahre Schärfe seines Verstandes. Es gab keine Freundschaft zwischen Offizieren, deren Häuser verfeindet waren; dadurch war Incomo klar, daß er die Information durch eine Intrige erhalten hatte. Mit einem Grunzen, das wie ein Lachen klang, teilte Incomo sein eigenes Wissen mit.
»Der Lord der Xacatecas ist ein Mann, dem man wenn keine Furcht, dann doch tiefen Respekt schulden muß. Seine Position im Hohen Rat ist im Augenblick dennoch nicht sehr vorteilhaft.« Er lachte und zeigte perfekte Zähne, dann fuhr er fort: »Unser höchst geehrter Kriegsherr war etwas ungehalten über das Zögern der Xacatecas bezüglich der Ausweitung seiner Interessen bei der Eroberung der barbarischen Welt. Es entstanden einige politische Rangeleien, und als der Staub sich gelegt hatte, stand der Lord der Xacatecas mit der militärischen Verantwortung für unsere winzige Provinz jenseits des Meeres da. Chipmo von den Xacatecas verkümmert zur Zeit in Dustari und befehligt eine Garnison, die den einzigen beachtenswerten Paß über die Berge nach Tsubar hält. Die Wüstenbanditen sind aktiv, wie es heißt, und so denke ich, daß er alle Hände voll zu tun hat – hoffen wir, daß er wirklich zu beschäftigt ist, um sich mit Annäherungsversuchen gegenüber den Acoma abzugeben!«
Nachdem er mit den Bediensteten fertig war und ihm nichts mehr übrigblieb, als sich auf das ausführliche Nachmittagsessen zu freuen, nahm Desio wieder an der Unterhaltung teil. Mit einem Wink seiner pummeligen Hand lenkte er die Aufmerksamkeit wieder auf sich und sagte: »Ich riet meinem Vater zu diesem Plan, Tasaio.«
Der Erste Berater unterließ es zu erwähnen, daß Desios einzige Tat darin bestanden hatte dabeizusitzen, während er und Jingu die Möglichkeiten durchgegangen waren, wie man den Lord der Xacatecas beschäftigt halten könnte.
»Also gut«, sagte Tasaio, »wenn der Lord der Xacatecas damit beschäftigt ist, unsere Grenzen auf der anderen Seite des Meeres zu bewachen, können wir
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