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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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kräuselten sich in kaum zurückgehaltener Verachtung, doch es lag keinerlei Geringschätzung in der weichen und leisen Stimme, als er seinem Cousin zuvorkam. »Euer Vater war ein großer Spieler des Spieles, Desio. Wenn es nicht hinterhältiger Verrat gewesen ist – wie dann konnte ein kleines Mädchen ihn besiegen?«
    »Wie konnte ein kleines Mädchen, wie Ihr sie nennt, ein solch meisterhaftes Netzwerk von Spionen aufbauen?« stotterte Desio. »Sie sei verdammt für Turakamus Vergnügungen, und möge er sie zehntausend Jahre auf sein Bett aus Schmerzen zerren. Sie war bis zu dem Tag, als sie das Erbe antrat, im Kloster Lashimas! Und ihr Vater hatte keine große Vorliebe für den Umgang mit Spionen. Er dachte viel zu geradlinig, um sich ihrer zu bedienen.«
    »Es gibt also einiges, was wir herausfinden müssen, Cousin.« Tasaio vollführte eine Geste, einen symbolischen Schwertstoß. »Ihr sprecht, als hätte das Mädchen einen Schutzengel. Sie hat aber keinen. Ich habe dafür gesorgt, daß die Barbaren ihren Vater und ihren Bruder töteten – sehr geschickt sogar, möchte ich behaupten. Sezu und Lanokota bluteten und starben wie andere Männer auch, sie preßten die Hände gegen ihre aufgerissenen Eingeweide und wanden sich im Dreck.« Die Leidenschaft beflügelte Tasaios Worte. »Wenn die Acoma sich auf das Glück des Wahnsinnigen Gottes berufen, hat es zumindest Maras Vater und ihrem Bruder nicht sehr gut gedient!«
    Desio lächelte beinahe, bis er sich daran erinnerte, daß sein Vater auf die gleiche Weise gestorben war, voller Qual auf seinem eigenen Schwert. Pikiert zupfte er an den Kissen, die sich unter seinem Gewicht zusammendrückten. »Wenn es Spione gibt, wie werden wir sie also aufspüren?«
    Incomo holte Luft, um zu antworten, doch dann fügte er sich dem Blick, den Tasaio ihm zuwarf. »Wenn Mylord erlauben, würde ich einen Vorschlag machen.«
    Desio bedeutete ihm seine Zustimmung. Interessiert genug, um seine verschiedenen Wehwehchen zu vergessen, beugte Incomo sich vor und lauschte den Ausführungen des jungen Kriegers.
    Instinktiv nutzte Tasaio die Windstöße, die an den Läden rüttelten, so daß der Lärm seine Stimme übertönte und niemand lauschen konnte. »Ein Spion ist nur von geringem Nutzen, wenn er seine Information nicht anbringen kann. Diese Tatsache verwandeln wir in unseren Vorteil. Ich schlage vor, daß Ihr einige Aktivitäten formuliert, die sich auf die Interessen der Acoma nachteilig auswirken. Gebt Eurem Truppenführer den Auftrag zu einem Überfall auf eine Karawane oder ein außerhalb liegendes Gut. Am nächsten Tag laßt Ihr Eurem Kornmakler die Nachricht zukommen, daß Ihr vorhabt, auf dem Markt der Stadt der Ebene den Preis der Acoma für Thyza zu unterbieten.« Tasaio hielt inne und erweckte den Eindruck, als säße er vollkommen entspannt da und würde gewöhnliche Vertraulichkeiten mit ihnen austauschen. Doch Incomo bemerkte wohlwollend, daß er nicht wirklich entspannt war; das Glitzern in seinen Augen verriet den scharfen Blick, der immer auf der Hut vor Unruhen und
    Ärger war. »Wenn Mara ihre Karawane verteidigt, wissen wir, daß wir einen Spion in den Soldatenunterkünften haben. Wenn sie das Thyza-Korn vom Markt zurückhält, können wir davon ausgehen, daß sich der Spion als Buchhalter oder ähnliches betätigt. Danach gilt es nur noch, den Informanten aufzuspüren.«
    »Sehr klug, Tasaio«, sagte Incomo. »Ich hatte an eine ähnliche Taktik gedacht, doch es bleibt ein offensichtlicher Fehler. Wir können es uns nicht leisten, das Thyza mit Verlust zu verkaufen; und werden wir unsere Intrige nicht den Acoma enthüllen, wenn kein Anschlag auf die Karawane erfolgt?«
    »Das würden wir, wenn es keinen Angriff gibt.« Tasaio senkte für einen Moment die Augenlider. »Aber wir werden angreifen, und wir werden verlieren.«
    Wütend klopfte Desio auf die Kissen. »Verlieren? Und noch mehr Ansehen im Rat einbüßen?«
    Tasaio hob die Hand, Daumen und Zeigefinger nur einen winzigen Zentimeter voneinander entfernt. »Nur eine kleine Niederlage, Cousin. Genug, um den Beweis zu liefern, daß wir gefährdet sind. Ich habe Pläne für diesen Spion, wenn wir ihn gefunden haben … mit Eurer Erlaubnis natürlich, Mylord.«
    Tasaio beherrschte die Situation geschickt, wie Incomo mit verstohlener Bewunderung feststellen mußte. Ohne daß er es Desio direkt versprochen hatte, hatte Tasaio die Vermutung nahegelegt, daß dem jungen Lord sein ihm zustehender Tribut gezollt

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