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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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würde; auf der anderen Seite hatte er als sicher vorausgesetzt, daß Desio ihm natürlich die Erlaubnis für sein Vorhaben geben würde.
    Desio schluckte den Köder, doch die größeren Zusammenhänge entgingen ihm. »Wenn wir diesen Verräter haben, werde ich ihn im Namen des Roten Gottes quälen lassen, bis sein Fleisch nur noch zuckender Brei ist!« Seine plumpe Hand trommelte wie zur Betonung auf die Kissen, und das helle Rot seiner Nase vertiefte sich zu dunklem Violett.
    Doch Tasaio blieb gelassen, als hätte er täglich mit wütenden Edlen zu tun. »Das wäre erfreulich, Cousin«, stimmte er zu. »Allerdings würde ein Tod des Spions, wie schrecklich auch immer, den Acoma einen Sieg bescheren.«
    »Was!« Desio hörte mit dem Trommeln auf und schoß in die Höhe. »Cousin, Ihr bereitet mir Kopfschmerzen. Was sonst als eine Beleidigung könnte ein schäbiger, lebender Spion für die Minwanabi sein?«
    Tasaio ließ sich auf einem Ellbogen nieder und nahm wie beiläufig eine Frucht aus der Schüssel auf einem Beistelltisch. Als wäre die reife Haut in Wirklichkeit Fleisch, strich er mit seinem Finger darüber, beinahe wie bei einer Liebkosung. »Wir brauchen die Kontakte dieses Spions, ehrenvoller Lord. Sie dienen unserem Ziel sicherzustellen, daß die Feinde nur das über uns erfahren, was sie erfahren sollen.« Die Hände des Kriegers umschlossen die Frucht und drehten sich in einer schnellen, kraftvollen Bewegung gegeneinander. Die Jomach teilte sich in zwei Hälften, ohne daß viel Saft vergossen worden wäre. »Laßt den Spion unsere nächste Falle aufstellen.«
    Incomo dachte darüber nach, dann lächelte er. Desio schaute von seinem Cousin zu seinem Ersten Berater, und es gelang ihm, die Hälfte aufzufangen, die Tasaio ihm zuwarf. Er biß hinein und begann zu lachen; zum ersten Mal strahlte er wieder die arrogante Überzeugung aus, daß seine Familie überlegen war. »Gut«, meinte er, genüßlich kauend. »Euer Plan gefällt mir, Cousin. Wir werden eine Gruppe von Männern auf einen sinnlosen Überfall schicken und die Acoma-Hexe glauben machen, sie hätte uns in die Flucht geschlagen.«
    Tasaio klopfte mit dem Zeigefinger auf den verbliebenen Rest der Frucht. »Aber wo? Wo sollen wir angreifen?«
    Incomo dachte nach, dann machte er einen Vorschlag. »Mylord, ich denke, wir sollten sie in der Nähe ihrer eigenen Ländereien angreifen.«
    »Weshalb?« Desio wischte sich mit dem bestickten Ärmel den Saft vom Kinn. »Sie wird ihre Ländereien streng bewachen lassen, wie immer.«
    »Nicht die Ländereien selbst, Mylord, denn die Lady benötigt nicht erst die Berichte der Spione, um ihr Land argwöhnisch gegen einen Angriff Eurer Armee zu bewachen. Doch sie wird nicht mit einem Überfall auf eine Karawane rechnen, die zum Hafen von Sulan-Qu unterwegs ist. Wenn wir die Karawane zwischen dem Land der Acoma und der Stadt angreifen und sie auf den Überfall vorbereitet ist, können wir den Fluß der Information zurückverfolgen und den Spion in Eurem Haushalt ausfindig machen.«
    Tasaio neigte den Kopf in einer unbewußten befehlenden Geste. »Erster Berater, Euer Rat ist exzellent. Mylord, wenn Ihr erlaubt, werde ich die Vorbereitungen für einen solchen Überfall leiten. Eine gewöhnliche Handelskarawane wird wenig Schutz benötigen, es sei denn, die Acoma-Hexe weiß, daß sie es mit Blutfeinden zu tun hat.« Er lächelte, und weiße Zähne glitzerten in dem Gesicht, das im Verlauf des Krieges in der fremden Welt braun geworden war. »Wir werden herausfinden, wann eine solche Karawane fällig ist, indem wir Kontakt zu Händlern in Sulan-Qu aufnehmen. Ein paar diskrete Fragen und vielleicht hier und da ein kleines Bestechungsgeld, um unsere Nachforschungen zu verbergen, und wir werden innerhalb einer Stunde wissen, wann Maras nächste Karawane erwartet wird.«
    Desio nahm Tasaios Angebot mit der eifrigen Geste eines Herrschers entgegen. »Cousin, Euer Rat ist brillant.« Er klatschte in die Hände, und der Botenjunge, der vor der Tür gewartet hatte, trat ein. »Hol meinen Schreiber«, befahl er.
    Als der Sklave ging, nahm Tasaio die Haltung eines Mannes an, der einer harten Prüfung gegenüberstand. »Cousin«, sagte er, »Ihr dürft nichts von dem niederschreiben, was wir soeben besprochen haben!«
    »Ha!« Desio ließ leises Gekicher hören, dann begann er lauthals zu lachen. Er beugte sich vom Podest herab und schlug seinem Cousin kräftig auf die Schulter. »Ha!« schnaubte er wieder. »Ihr solltet Euch

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