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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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der dünnen Seidenrobe.
    Unerklärlicher Widerwille stieg in Mara auf, und ihre Wangen röteten sich. Sie griff nach ihrem Fächer und setzte eine ausdruckslose Miene auf, während sie sich kühle Luft zufächelte. Schmerzlich erkannte sie, daß neue Informationen sie immer nur für kurze Zeit von ihrem inneren Aufruhr würden ablenken können.
    Die Nachrichten, die Arakasi gebracht hatte, hatten sie eher noch nervöser gemacht. Da ihre Feinde keine gegenwärtige Bedrohung darstellten, auf die sie hätte reagieren können, wußte sie nicht, auf was sie besonders achtgeben mußte. Ihre Mittel waren gering, es waren zu wenig Männer für eine zu breite Front, und sie bemühte sich immer noch um eine sinnvolle Strategie. Immer wieder grübelte sie darüber nach, was sie am ehesten entbehren konnte, dieses Lagerhaus oder jenes abgelegene Gut. Der kühne Sieg über Jingu hatte sie nicht blind gemacht für die Realität. Die Acoma waren nach wie vor sehr verletzlich. Wenn ihre Feinde sich entscheiden sollten, sie mit einer Streitmacht anzugreifen, konnte sich eine falsche Einschätzung als gefährlich, ja sogar fatal erweisen.
    Kevins Kultur bot fremde Konzepte an, wie eine Salbe gegen die beständigen Qualen der Furcht. Es schien Mara, als müßte sie den Barbaren in ihrer Nähe behalten, sowohl um ihn zu beherrschen als auch um sich etwas aus seinem verwirrenden Schatzhaus an Ideen anzueignen.
    Jetzt, da sie mit der Haltung der Sklaven besser vertraut war, hielt sie es für sinnvoller, ihren Anführer ein wenig von ihnen fernzuhalten. Ohne Kevin, so hatte der Sklavenaufseher erklärt, waren die Barbaren weniger mürrisch und träge. Und wenn Kevin bei ihren täglichen Aufgaben an ihrer Seite war und er somit einen Einblick in die hohe tsuranische Kultur erhielt, würde er ihre Probleme mit seinem fremden Verstand betrachten können – eine möglicherweise unbezahlbare Perspektive. Dies setzte allerdings voraus, daß er etwas von dem erfuhr, was auf dem Spiel stand. Sie mußte ihm von ihrem Feind erzählen, ihn erkennen lassen, was auch er verlieren würde, sollte Desio von den Minwanabi über die Acoma triumphieren.
    Das nächste Mal, als Kevin eine persönliche Frage stellte, senkte Mara die Augen und gab sich wie ein Mädchen, das eine Vertraulichkeit austauschen wollte. Dann sah sie ihn freundlich an, in der Hoffnung, seiner fremdartigen Kultur zu entsprechen. »Du kannst nicht erwarten, daß ich das beantworte.«
    Ein Teil ihrer gespielten Verletzlichkeit war echt, und diese Erkenntnis traf Kevin wie ein Schlag. Sie war gar nicht unnahbar oder eisig, sondern nur eine junge Frau, die sich damit abmühte, die Finanzen eines ausgedehnten Reiches zu verwalten und tausend Krieger zu befehligen. Mara antwortete auf sein verwirrtes Schweigen mit einer verschmitzten List. »Du wirst mein Leibsklave sein«, verkündete sie. »Dann mußt du mir überallhin folgen und kannst die Antwort auf deine Frage selbst herausfinden.«
    Kevin verharrte in wachsamem Schweigen. Er spürte, daß Berechnung hinter ihrem Vorschlag steckte, und er fand es nicht lustig, wie sie deutlich erkannte. Es störte ihn, daß er von seinen Männern getrennt sein würde und ihre wirklichen Absichten nicht erkennen konnte. Geistesabwesend spielten seine Finger wieder mit den Fransen. Dieses Mal teilte er die Stränge in einzelne Fäden. Mara betrachtete ihn unter gesenkten Augenlidern: Er wurde wieder aufsässig. Sie wollte nicht riskieren, daß er ein zweites Mal auf sie losging, und klatschte in die Hände, um einen Diener zu rufen. Die Art und Weise des Klatschens warnte auch die Wachen hinter der Tür, und sie öffneten den Laden und schauten ins Zimmer.
    »Bring den Sklaven in seine Unterkunft«, befahl sie dem sich verbeugenden Diener. »Ich möchte, daß bei ihm morgen für ein Hausgewand Maß genommen wird. Danach wird er die Aufgaben eines Leibdieners erfüllen.«
    Kevin sträubte sich, als der Diener seinen Ellenbogen anfaßte. Die Aufmerksamkeit der Wachen war ihm nicht entgangen, und mit einem letzten haßerfüllten Blick auf Mara ließ er sich wegführen. Der Diener war etwa einen Kopf kleiner als er, und voller Groll machte Kevin größere Schritte, bis der kleine Mann rennen mußte, um ihn nicht zu verlieren.
    Lujan stand in der Tür; er schob den Helm zurück. »Lady, ist das klug? Ihr könnt ohne Peitsche kaum dafür sorgen, daß sich dieser Barbar zivilisiert verhält. Was immer Ihr auch plant, selbst jemand mit so wenig Verstand wie ich

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