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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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bekannt, daß scheinbar loyale Bedienstete in Unehre fielen und Bestechungsgelder annahmen, und ein Herrscher, der seine Sicherheitsvorkehrungen nicht ernst nahm, forderte geradezu zum Verrat heraus. Den Kriegern und höherrangigen Vertrauten konnte man trauen, da sie durch den Eid gebunden waren, doch jene, die auf den Wiesen die Früchte ernteten und die Blumen im Garten pflegten, mochten jedem Herrn gehorchen.
    Die Läden im Zimmer waren zugezogen und machten die Luft noch feuchter und stickiger. Der Federbusch des Kommandeurs war im düsteren Licht nur als schattenhafter Umriß zu erkennen; Keyoke saß mit scheinbar unendlicher Geduld auf den Kissen vor den Läden, als wäre er eine verwitterte Statue. Er hatte das Schwert aus der Scheide gezogen und auf die Knie gelegt; ein sicheres Zeichen, daß er die Wartezeit damit verbracht hatte, die Klinge nach Fehlern abzusuchen, die nur seine Augen entdecken konnten. Die Klingen aus bearbeitetem Leder mußten gepflegt werden, damit sich nicht einzelne Schichten lösten und den Krieger praktisch ohne Waffe zurückließen.
    Mara nickte kurz zur Begrüßung, dann legte sie ihre äußere Robe ab und löste die Schärpe. Kevin versuchte, nicht hinzustarren, als sie die dünne Seide ihres Hausgewandes etwas von der feuchten Haut zupfte. Trotz all seiner Bemühungen schwollen seine Lenden beim Anblick ihrer deutlich sichtbaren Brüste an. Verstohlen zerrte er an dem unzweckmäßigen Saum seines Sklavengewandes, um die Peinlichkeit zu vertuschen. Wie schon so oft, wenn er sich daran erinnerte, daß sich die tsuranischen Vorstellungen von Schicklichkeit von denen seiner Landsleute auf Midkemia unterschieden, konnte er sich nicht an den beiläufigen Umgang mit Nacktheit gewöhnen, wie ihn die Frauen Kelewans als Folge des Klimas praktizierten. Er war so sehr damit beschäftigt, die unerwünschte Reaktion seines Körpers zu verbergen, daß er kaum Maras Worte hörte, als sie die Dienerin fortschickte und sich setzte.
    »Was habt Ihr zu berichten?«
    Keyoke nickte leicht. »Es hat einen kleinen Überfall der Minwanabi auf eine Thyza-Karawane gegeben.«
    Mara strich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht und schwieg einen Moment. »Dann kam der Angriff genau so, wie Arakasis Spion es vorhergesagt hatte?«
    Wieder nickte Keyoke. »Selbst die Anzahl der Soldaten stimmte. Mylady, mir gefällt die ganze Angelegenheit nicht. Es sieht so aus, als würde überhaupt keine strategische Bedeutung dahinterstecken.«
    »Und lose Enden haßt Ihr nun einmal«, schloß Mara für ihn. »Ich nehme an, die Soldaten der Minwanabi sind vertrieben worden?«
    »Tot bis zum letzten Mann«, erklärte Keyoke. Sein trockener Tonfall verriet, daß der Sieg ihm wenig Genugtuung verschafft hatte. »Eine Gruppe weniger, die unsere Grenzen verwüsten kann, wenn Desio sich für den Krieg entscheidet. Aber es ist die Dummheit, mit der der Angriff durchgeführt wurde, die mir Sorgen bereitet. Die Krieger starben wie Männer, die sich dem ehrenvollen Selbstmord verschrieben hatten, nicht wie solche, die ein Hindernis zu überwinden trachteten.«
    Mara biß sich auf die Lippe; ihre Gesichtszüge verdüsterten sich. »Was denkt Ihr?« fragte sie in den Schatten hinein.
    Etwas bewegte sich daraufhin, und Kevin zuckte leicht zusammen. Er schaute genauer hin und machte jetzt eine schlanke Gestalt aus, die dort reglos mit gefalteten Händen saß. Wegen der unheimlichen Bewegungslosigkeit des Mannes hatte Kevin ihn bisher übersehen. Seine Stimme war trocken, fast ein Wispern, und dennoch vermittelte sie die Eindringlichkeit eines lauten Protestes. »Lady, ich kann Euch nicht viel weiterhelfen. Bisher habe ich keinen Agenten, der nahe genug an Desios persönlichen Kreis von Ratgebern herangekommen ist. Er bespricht sein Vorgehen nur mit seinem Ersten Berater Incomo und mit seinem Cousin Tasaio. Der Erste Berater gibt sich natürlich nicht dem Klatsch oder dem Trinken hin, und Tasaio vertraut sich niemandem an, nicht einmal dem Krieger, der seit seiner Kindheit sein Mentor war. Unter den gegebenen Umständen können wir uns schon glücklich schätzen, wenn unsere Spione uns richtig informieren.«
    »Was vermutet Ihr also?«
    Arakasi schwieg einen Augenblick. »Tasaio hat das Kommando übernommen, würde ich sagen. Er hat den hinterhältigsten und schärfsten Verstand, dem ich bisher begegnet bin. Er diente Lord Jingu sehr gut, als es darum ging, die Tuscai auszulöschen.« Alle außer Kevin wußten, daß Arakasi dem

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