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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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kann erkennen, daß er von Eurem Spiel weiß.«
    Mara hob ihr Kinn. »Ihr auch?« Erheiterung zeigte sich jetzt auf ihrem angespannten Gesicht. »Nacoya hat mir gestern bereits die Leviten gelesen über das Böse, das von Dämonen kommt. Arakasi meinte, die Barbaren denken so verschlungen wie ein Bach, der sich seinen Weg durch den Sumpf bahnt, und Keyoke, der gewöhnlich Verstand besitzt, sagt gar nichts, was bedeutet, daß er dagegen ist.«
    »Ihr habt Jican vergessen«, meinte Lujan spielerisch.
    Mara lächelte und ließ mit größtmöglichem Takt einen tiefen Seufzer hören. »Jican hat sich nach langem Leiden herabgelassen, mit den Küchenangestellten zu wetten, daß meine Midkemier sich innerhalb des nächsten halben Jahres gegenseitig erschlagen werden. Ganz davon abgesehen, werden die Bäume für die Needra-Weiden nicht gefällt werden, und wir werden Kälber essen müssen statt Jiga-Vögel, um die Kosten des Korns geringer zu halten.«
    »Oder wir werden an den Bettelstab geraten«, fügte Lujan in einem Ton hinzu, der eine Oktave höher als sonst war, eine verschmitzte Nachahmung der besorgten Bescheidenheit des Hadonras.
    Seine Herrin brach in schallendes Gelächter aus. »Ihr seid ein schrecklicher Mann, Lujan. Und wenn Ihr nicht so geschickt darin wärt, mich zu erheitern, hätte ich Euch schon längst zu den Sümpfen geschickt, um insektenverseuchte Bruchbuden zu bewachen. Geht jetzt und laßt mich schlafen.«
    »Gute Nacht, Mylady.« Leise schob er den Laden wieder zu; weit genug, um ihr Ungestörtheit zu bieten, und doch eine genügend große Lücke lassend, damit Bewaffnete ihr sofort zu Hilfe eilen konnten. Mara seufzte, als Lujan wieder seinen Posten vor ihrer Tür einnahm. Sie fragte sich, wie lange die Acoma einen ehrenvollen Offizier abstellen konnten, um wie ein gewöhnlicher Krieger vor ihrem Zimmer Wache zu halten.
    Desio würde in hämisches Gelächter ausbrechen, sollte er jemals davon erfahren.

    Ayaki griff mit seinen Fäusten in das rote Haar. »Au!« schrie Kevin in gespieltem Schmerz auf. Er langte nach oben zu dem Jungen, der breitbeinig auf seinen Schultern saß, und kitzelte ihn durch die dünne Seide an den Rippen. Der kleine Erbe der Acoma antwortete mit solch übermütigem, lautem Gelächter, daß ein Teil der Soldaten von Maras Eskorte beinahe zusammengezuckt wäre.
    Mara schob den Vorhang der Sänfte zur Seite und rief: »Seid ihr beide da draußen wohl ruhig?«
    Kevin grinste sie an und zwickte Ayaki ein letztes Mal in den Zeh. Der Junge kreischte und kicherte. »Wir amüsieren uns«, antwortete der Barbar. »Daß Desio Euch tot sehen will, ist noch lange kein Grund, sich einen solch herrlichen Tag zu verderben.«
    Mara kämpfte gegen ihre mißmutige Stimmung an. Sowohl Ayaki als auch Kevin hatten zusammen mit ihrem Gefolge den Stock der Cho-ja zum ersten Mal besucht, und das war Grund genug für ihre Ausgelassenheit. Doch der eine war zu jung und der andere zu unerfahren, um verstehen zu können, daß es ein Ereignis von beunruhigender Bedeutung geben mußte, wenn sie vorzeitig zurückgerufen wurden. Gute Neuigkeiten hätten ohne weiteres auf ihre Rückkehr zum Herrenhaus warten können.
    Mara seufzte, als sie sich in die Kissen zurücklehnte. Das Sonnenlicht strich über ihren Körper, und die feuchte Luft brachte sie zum Schwitzen. Es hatte während der Nacht geregnet, denn die Regenzeit hatte gerade begonnen. Der Boden, auf dem die Soldaten marschierten, war mit einer dünnen Schlammschicht überzogen, und in den Löchern auf der Straße glänzte Wasser wie kleine Juwelen. Die zusätzliche Feuchtigkeit brachte auch das gewöhnlichste Unkraut zum Blühen, und die Luft war voller Gerüche. Beginnende Kopfschmerzen kündigten sich an. Der letzte Monat hatte an ihren Nerven gezerrt, das Warten darauf, daß die Minwanabi unter der Herrschaft Desios irgendwelche Pläne oder Taten erkennen lassen würden. Alles, was Arakasis Spione bisher hatten herausfinden können, war Desios Nachricht an den Kriegsherrn, daß Tasaio zu Hause benötigt würde.
    Das war bereits für sich allein unheilverkündend. Tasaios Schlauheit hatte die Acoma schon einmal beinahe in den Ruin getrieben, und sie hatten sich noch nicht genug davon erholt, um einen zweiten Schlag überstehen zu können.
    Als die Träger mit der Sänfte um die letzte Kurve auf dem Weg zum Herrenhaus bogen, spürte Mara, daß es mit Tasaios Machenschaften zu tun hatte, weshalb sie von ihrem Truppenführer zurückgerufen wurde.

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