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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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während der kurzen Zeit als Leibdiener erlebt hatte. Bei Hokanu wurde ihr Witz jedoch weniger treffend, und ihr Verstand, den er widerwillig zu bewundern begonnen hatte, verbarg sich hinter einer unerklärlichen Zurückhaltung. Mara schien darauf zu achten, ihr Vergnügen nicht allzu deutlich zu zeigen, als sie dem jungen Krieger erlaubte, ihr auf die Kissen zu helfen; doch ganz offensichtlich genoß sie die Gesellschaft des jungen Mannes. Mit respektvoller Höflichkeit trug sie Kevin auf, Essen und Getränke zu bringen. Hokanu griff nach einem Teller voller likörgetränkter Früchte und einem Krug San-Wein. Seine dunklen Augen huschten interessiert über den Midkemier. Einen Augenblick fühlte Kevin sich von innen und außen begutachtet, wie eine Handelsware; dann wandte der Edle sich wieder neckend an Mara.
    »Ich sehe, Ihr habt diesen Sarcat von einem Barbaren höchst beeindruckend gezähmt. Er scheint seinen Platz besser zu kennen als die anderen seiner Sorte.«
    Mara verbarg ihre Erheiterung hinter dem Chocha-Becher, aus dem sie einen kleinen Schluck nahm. »Es mag wohl so scheinen«, sagte sie ruhig. »Habt Ihr die Sklaven gefunden, die Euer Vater für die Ngaggi-Sümpfe benötigt?«
    Hokanus Augen flackerten, als er nickte. »Die Angelegenheit hat sich sehr zufriedenstellend erledigt.« Dann, als würde er gewahr, daß Mara sich ihm gegenüber sehr zurückhaltend gezeigt hatte über ihr gemeinsames, aber unausgesprochenes Interesse an den Midkemiern, kehrte er wieder zu diesem Thema zurück. Er sprach über Kevins körperliche Vorzüge, als wäre der rothaarige Midkemier gar nicht anwesend.
    »Er wirkt stark wie ein Needra-Bulle und sollte sehr gut geeignet sein, um das Land für Eure Weiden zu roden.«
    Kevin, der es nicht gewohnt war, daß über ihn wie über ein Tier gesprochen wurde, öffnete seinen Mund und bemerkte, daß er viel lieber Wetten beim Ringen abschließen würde. Bevor er die Möglichkeit hatte, den eleganten Shinzawai-Krieger kühn zu einem Test herauszuforden, wurde Maras Gesicht blaß. Mit dramatischer Schnelligkeit kam sie seinem nächsten Satz zuvor. »Sklave! Du wirst hier nicht länger benötigt. Schick Misa zu uns. Dann geh in den vorderen Hof und hilf Jican bei der Versorgung von Hokanus Karawane.«
    Kevin verzog die Lippen zu einem dreisten Lächeln, während er sich in der für Sklaven üblichen Weise verbeugte, wenn auch – zu Maras ewigem Ärger – etwas weniger tief, als es der Brauch vorschrieb. Dann drehte er sich mit einem Blick auf Hokanu, der beinahe schadenfroh war, auf der Stelle um und ging davon. Die einzige Schwäche seiner Vorstellung lag in der Tatsache, daß das kurze Gewand der Tsurani lächerlich bei ihm aussah, etwas, das Hokanu nicht übersehen hatte.
    Die Bemerkung, die Kevin gerade noch hörte, als er durch den Laden auf den Gang trat, grenzte an Unanständigkeit, besonders in der Gegenwart der Lady. Sein Arger vermischte sich mit einem Schuß Boshaftigkeit, und Kevin wünschte sich, Hokanu zu einem Kampf herausfordern zu können – dann erkannte er mit überraschender Ehrlichkeit, daß er eifersüchtig war. »Verflucht sei er, und verflucht sei auch sie«, murmelte er in sich hinein. Auch nur daran zu denken, sich in Mara zu verlieben, war eine sichere Einladung, am nächsten Ulo-Baum zu hängen, möglicherweise kopfüber mit einem brennenden Feuer darunter. Wenn er überhaupt etwas bei dieser Frau erreichen wollte, dann nicht durch Tändelei. Irgendwie, gegen alle Erwartungen und Traditionen, würde er einen Weg finden, wieder ein freier Mann zu sein.
    Auf dem äußeren Hof war es staubig, als wäre der Regen der letzten Nacht ein vom Sonnenlicht vertriebener Traum gewesen. Needras und Wagen füllten den mit einem Gitter abgeteilten Bereich bis zum Rand, und die Schreie der Fahrer und das Schnauben der kastrierten Bullen überlagerten die Verwirrung, in der Sklaven mit Futter, Thyza-Krügen und Wasserschüsseln hin und her rannten. Immer noch mit seinem Groll beschäftigt, schritt Kevin mitten in das Gewirr hinein und stolperte beinahe über Jican.
    Der kleine Hadonra schrie verärgert auf und sprang zurück, um nicht umgestoßen zu werden. Er blinzelte nach oben, nahm die breite, muskulöse Brust Kevins wahr, die das dürftige Gewand nicht bedecken konnte, und runzelte mit einer Wut die Stirn, die seine Herrin niemals bei ihm bemerkt hatte. »Was hängst du hier faul herum?« grunzte er.
    Kevin wölbte auf entwaffnende Weise die Brauen. »Ich habe

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