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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einen Spaziergang gemacht.«
    Jicans Gesichtsausdruck nach zu urteilen, mußte er jetzt innerlich kochen. »Nicht mehr. Hol eine Schüssel und bring den Sklaven der Karawane Wasser. Aber rasch, und wenn du es wagst, auch nur einen aus der Gefolgschaft der Shinzawai zu beleidigen, werde ich dafür sorgen, daß du aufgehängt wirst.«
    Kevin betrachtete den kleinen Hadonra, der in der Gegenwart seiner Lady immer so schüchtern war wie eine Maus. Wenn er auch mehr als einen Kopf kleiner war, wußte Jican sich zu behaupten. Er schnappte sich eine Schüssel von einem vorbeieilenden Sklaven und stieß sie mit dem Rand gegen Kevins Bauch. »An die Arbeit.«
    Der größere Mann atmete hörbar grunzend aus, dann sprang er zurück, als sich ein Schwall kalten Wassers über seine Lenden ergoß. »Verflucht«, murrte er, als er das hölzerne Gerät auffing, bevor es hinunterfallen und seine Männlichkeit dauerhafter verletzen konnte. Als er sich wieder aufrichtete, war Jican verschwunden. Kevin, der die Möglichkeit vertan hatte, unbemerkt in der Menge zu verschwinden, machte den Wasserjungen ausfindig und füllte gehorsam seine Schüssel. Dann trug er den schwappenden Inhalt durch das staubige Chaos hindurch und bot ihn zwei langgliedrigen, sonnengebräunten Sklaven an, die sich auf der Ladeklappe eines Frachtwagens niedergelassen hatten.
    »Hey, du kommst aus dem Königreich«, sagte der größere von ihnen. Er war blond und hatte zwei sich bereits schälende Schorfflecken im Gesicht. »Wer bist du? Wann wurdest du gefangengenommen?«
    Die drei Sklaven nannten ihre Namen, während Kevin dem kleineren, dunkelhaarigen Mann das Wasser reichte. Seine Hand war bandagiert, und er hatte einen merkwürdig kalten Ausdruck in seinen Augen. Dieser Mann entpuppte sich als ein Junker von Crydee, und Kevin war sicher, ihn noch niemals zuvor gesehen zu haben, doch der andere, der sich Laurie nannte, kam ihm bekannt vor.
    »Könnten wir uns bereits einmal begegnet sein?« fragte Kevin, als er die Schüssel wieder von Junker Pug entgegennahm. Der blonde Mann zuckte mit theatralischer Freundlichkeit die Achseln. »Wer weiß? Ich bereiste das Königreich als Barde und trat auch mehr als einmal am Hof von Zûn auf.« Laurie kniff die Augen zusammen. »Sag bloß, du bist Baron – «
    »Still«, warnte Kevin. Er blickte sich rasch um, um sich zu vergewissern, daß keiner der Soldaten ihn hören konnte. »Ein Wort über meinen Rang, und ich bin ein toter Mann. Sie töten Offiziere, erinnert ihr euch nicht?«
    Kevin bemerkte, wie dünn und vom Wetter mitgenommen seine Landsleute waren, und er erkundigte sich nach dem Schicksal, das sie seit ihrer Gefangennahme ereilt hatte.
    Der dunkle, rätselhafte Mann namens Pug warf ihm einen harten Blick zu. »Man lernt seine Rolle schnell. Ich bin ein Junker, und wenn sie herausgefunden hätten, daß dies eine niedere Form der Edlen ist, hätten sie mich am ersten Tag bereits getötet. So aber vergaßen sie meinen Rang. Ich erzählte ihnen, ich wäre ein Diener des Herzogs, und sie hielten mich für einen Dienstboten.« Er schaute sich nach den umhereilenden Acoma-Sklaven um, die sich nur in der Absicht bewegten, den Aufgaben des Hadonras nachzukommen. »Das Sklavendasein ist neu für dich, Kevin. Du tust gut daran, dich zu erinnern, daß diese Tsurani dich ohne einen einzigen Gewissensbiß töten können, denn sie glauben, daß ein Sklave keine Ehre hat. Sei bloß vorsichtig, Kevin von Zûn, denn dein Schicksal hängt an einem seidenen, launischen Faden.«
    »Verflucht«, sagte Kevin leise. »Dann geben sie euch also keine Konkubinen bei guter Führung?«
    Lauries Augen weiteten sich einen Moment, dann erregte sein lautes Lachen die Aufmerksamkeit eines der Soldaten der Shinzawai. Ein behelmter Kopf wandte sich in ihre Richtung, und sofort wurden die Gesichter der beiden Midkemier auf dem Wagen ausdruckslos. Als der Soldat wieder wegschaute, seufzte Laurie hörbar auf. »Sie haben dir deinen Humor noch nicht genommen, wie es scheint.«
    »Wenn du nicht mehr lachen kannst, bist du so gut wie tot«, erwiderte Kevin.
    Laurie wischte sich mit einem Lappen, den er in die Schüssel getaucht hatte, über das Gesicht und sagte: »Wie ich meinem Freund hier bereits viele Male erklärt habe.«
    Pug betrachtete Laurie mit einer Mischung aus Zuneigung und Mißbilligung. »Das sagt ausgerechnet ein Narr, der sich beinahe selbst getötet hätte, als er mir das Leben rettete.« Er seufzte. »Wenn der junge Shinzawai nicht

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