Der Sklave von Midkemia
Lächeln zu. »Nicht ganz. Darf ich?«
Mara nickte, dann fuhr sie unwillkürlich zusammen, als er nach ihrer Hand griff. »Wir begrüßen unsere Ladies so.« Selbstsicher führte er die Finger an seine Lippen. Es war eine sanfte Liebkosung, kaum mehr als eine flüchtige Berührung. Mara erbebte leicht und wollte ihre Hand schon fast wieder zurückziehen.
Doch Kevin war noch nicht fertig; er nahm sich weitere Freiheiten heraus. Die milde Nacht und das Gefühl, endlich richtig gekleidet zu sein, machten ihn kühn. Er verstärkte den Griff etwas, nicht so sehr, daß sie die Hand nicht hätte zurückziehen können, aber doch so viel, daß sie seiner Führung folgen oder sich bewußt aus ihr befreien mußte. »Manchmal führen wir die Ladies zum Tanz«, sagte er einladend und zog sie auf die Füße, faßte sie leicht um die Taille und wirbelte sie in einem Kreis durch die vom Laternenlicht erhellte Nacht.
Überrascht lachte Mara; sie fühlte sich nicht im mindesten bedroht. Fröhlich spürte sie, wie sie den Sumpf ihrer schwermütigen Erinnerungen hinter sich ließ, und glücklich gab sie sich dem einzigartigen Moment der Sorglosigkeit hin. Zwischen Kevins atemlosem Lachen und dem berauschenden Duft der Blumen nahm sie erstaunt wahr, daß ihr die Berührung gefiel. Seine Stärke schüchterte sie nicht im mindesten ein, wärmte sie vielmehr, die in seinen Armen so klein wie eine Puppe war, bemüht, mit ihm Schritt zu halten. Doch sie kannte seinen wilden Tanz nicht, und ihre Füße standen seinen im Weg, so daß er stolperte. Sie spürte die Kraft in seinen Muskeln blitzschnell anschwellen, als er sich bemühte, das Gleichgewicht zu halten. Er tat einen raschen Schritt zurück, stieß dabei jedoch auf verheerende Weise gegen den Korb, den sie auf dem Pfad abgestellt hatte.
Der Behälter überschlug sich und verstreute die Kekali-Blumen auf dem Kies. Kevin machte einen Satz zur Seite und zog Mara dabei mit sich. Der Sturz kam so schnell, daß die Lady nicht einmal Zeit hatte aufzuschreien. Kevins Arme hielten sie gefangen, als er versuchte, mit einer Drehbewegung ihren Fall abzufedern. Schließlich landete sie auf seiner Brust, sichtlich atemlos, doch immer noch in seinen Armen. Seine Hände bewegten sich, tasteten ihren Rücken entlang bis zur Taille.
»Seid Ihr in Ordnung?« fragte er, und seine Stimme klang auf merkwürdige Weise tiefer und rauher als sonst.
Überwältigt von einem Ansturm unbekannter Gefühle, antwortete Mara nicht sofort. Kevin bewegte sich leicht unter ihr; er hob eine Kekali-Blume vom Boden auf, klemmte den Stengel zwischen seine Zähne und zwickte die Dornen ab.
Das Licht der Laterne glättete die Linien seines Gesichts, während er begann, die Blüte in eine Strähne von Maras Haar zu flechten. »Wir haben Blumen zu Hause, die beinahe genauso aussehen, doch sie heißen anders.«
Mara schloß angesichts der seltsamen Gefühle die Augen; es war, als wäre ihr schwindlig, und auch wieder anders. Seine Finger fuhren leicht über ihren Nacken, als er die Blume über dem Ohr befestigt hatte, dann zog er sie zurück. Doch sie wollte mehr. »Wie heißen sie?« fragte sie heiser.
»Rosen.« Kevin spürte das leichte Zittern ihres Körpers. Er strich wieder mit einer Hand ihren Rücken entlang, preßte sie enger an sich. »Aber sie haben nicht dieses wunderbare Blau«, fügte er leise hinzu. Seine Berührung war zaghaft und sanft, und sie empfand keine Furcht, nur Verwirrung. Seine Nähe strömte Behaglichkeit aus, und so dachte Mara keine Sekunde daran, sich loszureißen. Kevin hielt einen Augenblick inne, als wartete er auf ein Zeichen von ihr.
Doch Mara gab ihm keines. Sie fühlte sich seltsam matt. Da sie sich nicht rührte, nahm Kevin sie noch ein bißchen fester in die Arme. Er veränderte leicht seine Position, bis sich ihre Hüfte in die Kuhle seiner Taille schmiegte. Haarnadeln lösten sich, und ihre Locken strömten in einer großen Woge über sein leicht geöffnetes Hemd. Seine Hand wanderte sanft über ihren Rücken, folgte dem Ausschnitt ihres Kleides. Die Berührung entfachte ein ungeahntes Feuer in ihrem Körper, und die Wärme drohte sie von innen heraus zu zerschmelzen.
»Lady?« fragte er weich. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie sah seine geweiteten Augen im Licht der Laternen – große schwarze Pupillen und Iriden, die jetzt nicht mehr waren als kleine, silberne Ringe. »Wollt Ihr das hier? Auf meiner Welt gibt ein Mann einer Lady Rosen, wenn er sie liebt.«
»Ich
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