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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Bodenlose stürzen lassen.
    »Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, Jican.«
    Der Hadonra errötete leicht. »Ohne Arakasis Planung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.«
    Mara starrte über den Garten hinweg in die zunehmende Dämmerung. »Sprechen wir lieber erst dann von Erfolg, wenn die Auktionen von der Nachfrage nach den Waren der Acoma beherrscht werden!«
    Jican verbeugte sich tief. »Möge dieser Tag ohne Zwischenfall eintreten.« Er führte vor der Brust das übliche Zeichen aus, mit dem man um die Gunst des Guten Gottes bat, und entfernte sich leise.
    Mara blieb – abgesehen von ein paar Dienern – allein zurück und betrachtete den Garten, der den Ostflügel des Herrenhauses umgab. Die Bank, auf der sie saß, war der Lieblingsplatz ihrer Mutter gewesen, jedenfalls hatte Lord Sezu das seiner Tochter erzählt. Lady Oskiro, die bei Maras Geburt gestorben war, hatte von dieser Stelle aus zugesehen, wie ihr Mann die Jagdhunde auswählte, wenn die Welpen zur Untersuchung herausgebracht wurden. Doch auf Maras Befehl standen die Hundezwinger jetzt leer; das Bellen der Hunde hätte die neue Herrscherin zu schmerzhaft an die Vergangenheit erinnert. Auch ihr Ehemann hatte mehr für Übungskämpfe übrig gehabt oder war lieber mit den Soldaten zum Ringen gegangen statt mit Windhunden auf die Jagd. Vielleicht hatte er auch einfach nicht lange genug gelebt, um ein Interesse dafür zu entwickeln.
    Mara seufzte und wischte das wehmütige Gefühl beiseite. Sie schickte ihre Diener weg und starrte über die in einiger Entfernung liegenden Weiden, von denen sich jetzt die Shatra-Vögel erhoben. Normalerweise beruhigte sie deren Flug, doch heute stimmte er sie nur noch trauriger. Daß immer noch kein konkreter Angriff auf die Acoma zu erkennen war, minderte die Bedrohung keinesfalls. Die brillantesten Züge im Großen Spiel waren jene, die ohne Warnung kamen, und so machten die ruhigen Tage sie nur noch nervöser – als würden ständig Attentäter hinter ihrem Rücken lauern. Da Tasaio nun als Berater Desios fungierte, mußten sie von wohldurchdachten, heimtückischen Intrigen ausgehen. Auch Arakasi machte sich Sorgen. Mara konnte es an seiner Reglosigkeit erkennen, wenn er die Berichte überreichte. Er hatte den Fall eines Herrschers überlebt und die Gelegenheit erhalten, einem anderen zu dienen; wenn ihn etwas beunruhigte, sollte man das ernst nehmen.
    Mara zog eine Kekali-Blüte aus dem Korb zu ihren Füßen. Die Blütenblätter waren samtig und zart; sie reagierten empfindlich auf Kühle und welkten rasch bei großer Hitze. Die Büsche selbst waren zäh und mit Dornen geschützt; doch die Blüten waren sehr empfindlich und kurzlebig. An diesem Abend, umringt von der vergänglichen Schönheit der Kekali, vermißte Mara das Bellen der Hunde beim Abendessen. Noch mehr vermißte sie die Gegenwart ihres starken Vaters, wenn er im Garten gesessen und die Kühle der hereinbrechenden Nacht genossen hatte, an einem bitteren Bier nippend, während sein Sohn und seine Tochter über kindliche Belange plapperten. Das goldene Licht am westlichen Himmel nahm ab, und die Shatra-Schwärme sanken nach ihrem Tanz am Himmel wieder auf den Boden herab. Ein barfüßiger Sklave zündete die Laternen entlang des Weges an; als er seine Arbeit erledigt hatte, huschte er schnell zu seinem Mahl aus Thyza-Brei davon. In den Küchen und den gewöhnlichen Speisehallen versammelten sich die Bediensteten zum Abendessen. Mara blieb, wo sie war.
    Es wurde immer dämmriger. Sterne erschienen am Himmel, und die Berge im Westen bildeten eine dunkle Silhouette gegen das sanfte Glühen des letzten Tageslichts. Jetzt trat jene Stille ein, die dieser Stunde zu eigen war, wenn die Vögel bereits verstummt, die unzähligen Nacht-Insekten jedoch noch nicht aufgewacht waren und ihren Gesang noch nicht angestimmt hatten. Da dieser Garten am weitesten von den Baracken der Soldaten und den Quartieren der Bediensteten entfernt war, drang kein einziges Geräusch zu ihr. Mara genoß diesen seltenen Augenblick friedlicher Stille.
    Ihre Gedanken schweiften zu Hokanu. Sein Besuch vor wenigen Monaten war enttäuschend kurz gewesen – ein ausgedehntes Abendessen und eine eher kurze Unterhaltung nach dem Frühstück bei Tagesanbruch, und schon war er wieder unterwegs gewesen. Irgendwelche Entwicklungen im Spiel des Rates hatten seine Rückkehr auf die Güter der Shinzawai eher erzwungen, als Mara lieb gewesen war. Sie hatte gespürt, daß er sich Vorwürfe machte,

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