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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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so glücklich!
    Amenemhat blieb vor ihr knien, legte die Hände auf ihre Hüften und die Stirn an ihren Schoß, als berühre er eine heilige Statue. „Du wirst mir einen Sohn schenken, Meritamun…“ flüsterte er. Es war kein Befehl, keine Bitte, keine Frage. Es war eine simple Feststellung.
    Sie war so sehr unter dem Bann seiner Worte, dass sie ebenso leise antwortete: „Du kannst die Zukunft deuten?“ Ihre Stimme war alles, was zu hören war. Nicht einmal ein Nachtvogel oder ein Insektensirren klang in der Dunkelheit.
    Amenemhat hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. „Wie könnten die Götter dir ihre Gnade versagen, meine Geliebte?“
    Ein zaghaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie ihre Hände auf die seinen legte. „Ein Sohn? Du bist dir sicher?“
    Er zog sie mit sanfter Gewalt zurück in seine Arme.

    Die Mitglieder des Kronrates verließen den Thronsaal. Kahotep, der auf der Galerie zum Garten gewartet hatte, blickte den Höflingen nach. Der Oberste Siegelschneider wandte sich um und ein Blick, den Kahotep nur als Häme interpretieren konnte, traf ihn.
    Es waren beinahe zwei Monate vergangen, seit Pharao Ramses seine ewige Heimstatt in West-Waset bezogen hatte. Und seit jenem Orakeltag in Ipet-Isut hatte Ramses den Oberpriester des Ptah zu keinen Beratungen mehr hinzu gezogen. Es war klar und deutlich, dass sein Stern bei Hofe nicht nur im Sinken begriffen, sondern bereits hinter dem Horizont des Vergessens verschwunden war. Ob aus Angst vor Amenemhat oder aus schlechtem Gewissen heraus, weil er ihn bei der Rückgabe des Tempellandes übergangen hatte – der junge Pharao ging ihm geradezu aus dem Weg, hatte Kahotep den Eindruck. Dafür waren einige Mitglieder der Priesterschaft aus Ipet-Isut wieder häufiger zu Gast im Palast, wenn auch noch nicht  Amenemhat selbst… ER wartete ab wie ein Geier, bis er es für an der Zeit hielt, sich auf die mürbe gewordene Beute zu stürzen!
    Mit einem Mal konnte es Kahotep keinen Moment länger in diesen Mauern aushalten, in dieser Schlangengrube, in der jeder danach trachtete, dem anderen eine Falle zu stellen und sich nach vorn zu drängen. Waren sie alle so anders als der Hohepriester des Amun oder… war Amenemhat nur etwas schlauer mit seinen Intrigen? 
    Kahotep lenkte seine Schritte eilig aus dem Palast. Er wollte zurück in seinen Tempel, sein Heim, um Ruhe zu finden und Kraft zu schöpfen! Dem ersten Bettler, dem er in den Straßen begegnete, schenkte er seine Armreifen, und kurz darauf reichte er seine bestickte Schärpe einer Mutter für ihr in Lumpen gehülltes Kind. Die Frau bedankte sich überschwänglich, küsste seine Hände, so dass er Mühe hatte, fort zu kommen. Nein, er wollte keine solche Ehrerbietung! Alles, was er tun konnte, war ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein verglichen mit dem Elend der Flüchtlinge! Und es war nur ein schwacher Versuch, sein Versagen wieder gut zu machen! Selbst darin übertraf ihn Amenemhat ja! Zweimal in den letzten Wochen hatte er Getreide, Bier und andere Gaben verteilen lassen an jene, die nach Ipet-Isut kamen! Was hatte ihn plötzlich zu solcher Mildtätigkeit veranlasst? Was plante er?
    „Frieden und Leben, Erhabener!“ grüßten die Wächter am Tor des Ptahtempels, als sie ihres Oberpriesters ansichtig wurden. Kahotep antwortete mit einer müden Geste; das war alles, wozu er sich derzeit aufraffen konnte. All seine Sinne sehnten sich nach Einsamkeit, nach der Möglichkeit der Zwiesprache mit seinem Gott und seinem verstorbenen Lehrmeister…

    Nach der lästigen Pflicht der Besprechung mit dem Kronrat war der Pharao zu einem Jagdausflug in die Wüste aufgebrochen, und niemand am Hof rechnete mit seiner Rückkehr vor dem späten Abend. Es war relativ ruhig in den Gemächern des königlichen Palastes, als der Hohepriester am Nachmittag eintraf, auf Wunsch der Königsmutter. Sie hatte ihm ausrichten lassen, es gäbe Neuigkeiten vom Gaufürst von Men-Nefer und dessen Bündnis mit den Libyern. Neuigkeiten, die sie von einer der Zofen Kiyas erfahren haben wollte und die sie keinem Boten anzuvertrauen wagte, sondern nur Amenemhat selbst.
    Nun stand er ungeduldig in ihrem Zimmer und hatte das Gefühl, das etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er räusperte sich. „Du wolltest mich sprechen, Nefertari? Was sind das für Nachrichten aus dem Delta? Ich habe nicht viel Zeit und…“
    Er brach ab, als ihre Hand sein Gesicht traf, mit unvermuteter Kraft. „Nicht viel Zeit, weil du es nicht

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