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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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förmlich von der hitzigen Debatte. Die schrecklichen Neuigkeiten hatten auch bei Hofe Verstörung und Panik ausgelöst. Manch einer hatte sogar schon die eine oder andere Wagenladung mit Wertgegenständen aus Waset herausbringen lassen, nachdem eilig ausgesandte Kundschafter des Pharao die gegnerischen Truppenbewegungen bestätigt hatten. Gewaltiges Unheil hatte sich zusammen gebraut und bald würde es die Heilige Stadt Kemets erreichen! 
    „Wir können unmöglich den Sieg gegen eine solche Übermacht erringen!“ rief der Oberpriester des Ptah soeben entschieden.
    „Und was schlägst du vor, Erhabener?“ meldete sich der Haushofmeister mit höhnischer Stimme. Er und die meisten Mitglieder des Thronrates hatten Kahotep nicht gerade vermisst, als seine Majestät in nicht mehr gerufen hatte.
    „Verhandlungen, Zugeständnisse? Sollen wir diesen Treuebrüchigen vielleicht Tribut zahlen, hm?“
    „Wir müssen die Gaufürsten an ihre schuldige Pflicht erinnern! Ihre Gefolgschaft einfordern! Wir müssen die Libyer zurückschlagen, wir die Söhne Kemets!“ 
    Ramses gebot dem General mit einer Handbewegung zu schweigen. „Sprich, Kahotep!“
    Der Oberpriester holte tief Atem. In diesem Moment klammerte sich der Pharao wieder an seinen Rat – und er musste sich an die letzte Möglichkeit klammern, Amenemhats Einfluss auszuschalten! „Wir müssen uns ergeben. Wir haben schon zu viele Söhne und Töchter Kemets verloren in den Kämpfen mit den Gaufürsten und durch den Hunger!“
    Ein Sturm der Entrüstung brach los. Einer der Höflinge packte Kahotep an den Schultern und General Sobekemsaf brüllte Anschuldigungen des Verrats und der Feigheit. „Der Ruhmreiche Horus zieht in die Schlacht und besiegt seine Feinde! Er kriecht nicht vor ihnen wie ein Sklave!“
    „Das ist unerhört! Der Pharao ist der Sohn Amun-Ras! Kann sich vielleicht die Sonne einfach vom Himmel fallen lassen, um einem Schwarm Vögel zu entgehen?!“ rief der Zweite Gottesdiener aus Ipet-Isut.
    „Deine Zunge wird nicht von der Liebe für Kemet geleitet, sondern von Amenemhats Gier nach Macht!“
    „Amenemhat ist mir lieber als ein libyscher Kriegsherr in Waset und Feuer in meinen Gütern!“
    Erst als Ramses aufsprang und die Kontrahenten persönlich auseinander riss, trat wieder etwas Ruhe ein. 
    „Majestät, gib mir den Befehl und ich hebe heute noch so viele Männer wie möglich aus, um sie den Libyern entgegen zu stellen! Ich schwöre, ich ruhe nicht eher, bis sie von unserem Grund und Boden vertrieben sind! Und mit dir an unserer Spitze können die Götter uns nur den Sieg verleihen!“
    „Das ist Wahnsinn!“ rief Kahotep erneut. „Wir werden nur sinnlos noch mehr Leben verlieren!“
    Der Pharao breitete mit einer unwirschen und zornigen Geste die Arme aus. „Ihr benehmt euch wie streitende Hähne! Ich werde – werde morgen früh meine Entscheidung bekannt geben! Hinaus mit euch allen!“
    Er ließ sich wieder auf den Thron fallen. 
    „Morgen?“ entfuhr es Sobekemsaf, und einige andere machten ebenfalls entsetzte Gesichter. „Das gibt dem Gegner weitere Stunden Zeit, vorzurücken!“
    „Ich sagte: Morgen!“
    Der General neigte widerstrebend den Kopf.
    „Mein König…“ versuchte Kahotep, seinerseits zu Ramses vorzudringen.
    „Morgen! Haltet den Mund! Alle!“
    Sobekemsaf stürmte aus der Tür, einen anderen Höfling brüsk zur Seite schiebend. Der Blick, den der Wesir und der Oberste Siegelschneider tauschten, entging dem Pharao. Er hatte nach dem neben ihm stehenden Weinkrug gegriffen und nahm einen langen Schluck. Bis morgen würden die Götter ihm offenbart haben, was er tun sollte, was das Beste für die beiden Lande war! Nur nicht jetzt, während ihm so der Kopf schwirrte!
    Um seinen Zorn abzukühlen, marschierte Sobekemsaf mit rasch ausgreifenden Schritten den Palmenhain hinunter, dabei allerlei Verwünschungen gegen den Oberpriester des Ptah ausstoßend.
    „Nun, mein Freund, es sieht nicht so aus, als kämen deine Truppen zur Plünderung des Deltas…“ Die Stimme des Wesirs riss den General aus seiner Fluchorgie.
    „Kapitulation, ha!“ stieß er hervor und köpfte mit seinem Schwert die Blumen des nächstliegenden Beetes. „Der Herr der beiden Länder kann nicht unterliegen! Wer hat das schon einmal gehört? Wenn der Pharao sich freiwillig in die Hand von Fremden gibt, stürzt der Himmel ein im Zorn der Götter!“
    Er verstummte, bemerkend, dass er in seiner Wut den Respekt vor Ramses vergaß. Und der Wesir

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