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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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zustehen, der den Pharao ermorden will! Du wirst mir nicht noch einmal davon kommen!“ 
    Er spuckte Amenemhat ins Gesicht.
    „Du bist ein größerer Narr als ich je angenommen habe, Sethnakht!“
    „Mag sein. Aber ich werde den großen, weisen Herrn von Ipet-Isut überleben und mich freuen, wenn-“
    Seine Worte endeten in einem gurgelnden Geräusch und er kippte vornüber. Als der Erste Mundschenk auf dem Boden aufschlug, erkannte Amenemhat die Streitaxt, die sich in seinen Rücken gegraben hatte.
    Dann tauchte die Gestalt Sobekemsafs auf.
    „Ich nehme an“, sagte der Priester, während er sich aufstützte, „das war nicht Teil des Planes, oder?“
    Der General schüttelte den Kopf. „Sethnakht war kein Mann, dem wir getraut haben.“
    „Offenkundig sehr vorausschauend.“
    „Er muss uns … belauscht haben, oder es gibt einen Verräter unter uns.“
    „Wenn dies so ist, sollte ich mich beeilen zu tun, warum ich hier bin, nicht wahr?“
    „Du bist bereit?“
    Statt einer Antwort auf die Frage machte Amenemhat nur eine Geste in Richtung des Toten. „Sorge dafür, dass er den Schakalen zum Fraß vorgeworfen wird!“ Dann zog er sich an den verabredeten Platz auf der Galerie zurück.
    Gerade entfernte sich der Wesir über die Treppenstufen in den Garten, hüstelnd, als habe er sich unglücklicherweise verschluckt. Das verabredete Zeichen! Oben zwischen den Säulen der Galerie tauchte der Pharao auf, sich suchend nach dem angeblichen Boten von den Libyern umblickend und gähnend. Seltsamerweise fühlte sich Amenemhat in diesem Moment an einen der endlosen frustrierenden Lehrstunden mit Iny in Ipet-Isut erinnert. 
    Königsmord, dachte er erneut, blockierte jeden weiteren Gedanken aber mit einem festen Entschluss. Tief atmete er die kühle Nachtluft ein und meinte fast zu spüren, wie sie sich in ihm ausbreitete. 
    Kalt, ruhig. Eiskalt.
    „Du wirst verflucht sein und elend sterben…“
    Besser ich als ganz Kemet...
    Der Pharao kam näher, sah sich wieder um, bemerkte Amenemhat aber nicht. Als Iny einen knappen Schritt vor ihm war, setzte der Hohepriester ihm nach, packte ihn, den Kopf nach hinten reißend, um ihn am Schreien zu hindern. Es kostete ihn alle Kraft, die er momentan zur Verfügung hatte. Dann stieß er zu. Die Augen des Pharao weiteten sich vor Entsetzen, als die Klinge in seinen Körper drang und er den Mann erkannte, der sie führte. Sein Blick bohrte sich in dessen Gesicht mit letztem verzweifeltem Zorn. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Ramses schlaff zusammen sank.
    Amenemhat seufzte erleichtert und ließ den Toten auf den Boden gleiten. Für einen Moment stand er reglos und starrte auf ihn. Dann wanderte sein Blick über seine rechte Hand, den Arm und seine eigene Gestalt. Das Blut hatte ihn nicht beschmutzt. Gut. Jetzt galt es, Kiya aufzusuchen! Amenemhat wusste, wo die Laube für die schwangere Frau errichtet worden war und schlug die entsprechende Richtung durch den nachtdunklen Garten ein. 
    Die Dienerin der jungen Gottesgemahlin, die vor der Laube geschlafen hatte, richtete sich auf, als sie die hastigen Schritte hörte und hob ihr Öllämpchen dem Ankömmling entgegen. 
    „Erhabener…“ stammelte sie verwirrt. Immerhin lautete die letzte Nachricht, die sie gehört hatte, dass der Pharao Amenemhat in den Kerker werfen ließ!
    Unterdessen war auch Kiya erwacht. Die Panik, die sich in ihrem Gesicht abzeichnete sagte Amenemhat deutlich, dass sie erwartet hatte, einem der feindlichen Krieger gegenüber zu stehen. Es dauerte einen Moment, ehe ihr die offizielle Grußformel über die Lippen kam: „Die königliche Gemahlin… ist erfreut, den Ersten Diener Amuns zu sehen…“
    „Pharao Ramses ist in die Herrlichkeit seines Vaters Amun-Ra eingegangen“, verkündete Amenemhat ohne Umschweife.
    „Tot?“ Kiya empfand nichts dabei. 
    Ihre Dienerin schlug die Hände vor den Mund, erstickte den eigenen erschrockenen Ruf „Die Libyer?!“
    „Kiya, du wirst verstehen, dass das Reich einen Regenten braucht, bis dein Kind, sollte es ein Sohn sein, das Alter der Reife erlangt hat.“
    „Ja“, antwortete sie wie bei einer Schulaufgabe und umklammerte Halt suchend den hölzernen Türpfosten der Laube.
    „Du wirst mich zum Regenten ernennen.“
    „Ja.“ Ihr wurde schlecht und sie schluckte heftig. Alles ging so schnell! 
    „Komm, Kiya! Du musst dem Kronrat die Entscheidung bekannt geben! Ramses’ Bereitung für die Ewigkeit muss eingeleitet werden und die Truppen müssen in

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