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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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überlebte. Und nicht nur das. Oh, nein. Pescoli hoffte, dass die Frau in der Lage sein würde, ihnen den Namen des Täters zu nennen und vor Gericht gegen den Mörder auszusagen.
    Ja, das ist mein größter Wunsch, dachte Pescoli, schirmte mit der Hand die Augen gegen die tiefstehende Sonne ab und blickte dem Hubschrauber nach, bis er hinter einem zerklüfteten Berggipfel verschwand. Das würde dem Schwein recht geschehen.
    Detective Gage kam mit den Hunden zurück und mit der schlechten Nachricht, dass die Spur ins Leere führte und an einem tiefer gelegenen Parkplatz der alten Hütte endete, von dem aus Reifenspuren verliefen. Die Kriminaltechniker würden Abdrücke von Reifen- und Fußspuren nehmen, was im Schnee heikel, aber nicht unmöglich war. Mit Hilfe eines mehrfach aufgesprühten Spezialwachses und der Verwendung von Dentalabdrucksmasse konnten deutliche Abdrücke hergestellt werden. Sobald das Material hart war, würden Experten die Abdrücke kopieren, untersuchen und die Marke der Reifen und Stiefel und etwaige Unregelmäßigkeiten bestimmen. Dann mussten sie penibel nachforschen, wer im Umkreis von hundert Meilen diese speziellen Reifen gekauft hatte, und dann Fahrzeug für Fahrzeug die Spur vergleichen.
    Das konnte Wochen dauern. Oder noch länger. Vorausgesetzt, sie erhielten überhaupt einen guten, deutlichen Abdruck.
    Das Handy des Sheriffs klingelte. »Sieht so aus, als hätten wir hier oben wieder Empfang«, bemerkte er, meldete sich und hörte mit sich verdüsternder Miene zu. »Ja … in Ordnung … gut. Schicken sie den Helikopter rauf. Nehmen Sie einen von der Bundespolizei, wenn nötig, aber suchen Sie die Gegend ab. Suchen Sie nach Zeichen von Aktivität. Nach Spuren. Rauch aus einem Schornstein. Lärm oder Abgase von einem Generator. Egal was! Ja … ja … Ich weiß. Melden Sie sich wieder.«
    Er legte auf und sagte: »Es sieht so aus, als stünden wir kurz vor einem Durchbruch. Jillian Rivers’ Handyanbieter hat angerufen. Sie haben ein Signal von ihrem Handy empfangen und es auf einen Funkturm oben am Star Ridge zurückgeführt.«
    »Das ist rauhes Terrain da oben«, bemerkte Watershed.
    »Ja und? Sonst noch was Neues?« Grayson war bereits wieder auf dem Weg zu seinem Fahrzeug. »Die Kriminaltechniker kommen allein hier zurecht. Fahren wir.«
    Pescoli zögerte nicht eine Sekunde. Endlich sahen sie Licht. Sie empfand höchste Befriedigung.
Wir kriegen dich, du Schweinehund.
     
    Schau sich das einer an!
    Am »Tatort« wimmeln die Polizisten durcheinander wie Ameisen. Hasten hierhin und dorthin. Haben keine Ahnung, dass ich hier sitze, am warmen Tresen, guten Whiskey aus Kentucky trinke und unter den anderen Gästen nicht auffalle, hier im unteren Teil der Stadt, in einem hundert Jahre alten Gebäude mit Blick auf den Fluss.
    Alle Augen richten sich auf den alten Fernseher über den bunten Flaschen, die im Spiegelregal glitzern. Der Tresen aus glänzend poliertem Holz spiegelt das Lampenlicht und stützt ein halbes Dutzend Ellbogenpaare von Männern, die nach einem harten Arbeitstag hier Zuflucht suchen. Frauen sind auch anwesend, aber die meisten sitzen an Tischen beim Feuer. Echte Holzkloben brennen in einem massiven gemauerten Kamin, der vor mehr als hundert Jahren gebaut wurde, als Bergleute und Holzfäller in Korklatschen über diesen alten Holzfußboden trotteten. Durch die offene Küchentür weht der Duft von gerösteten Zwiebeln und Hamburgern, begleitet vom Zischen der Fritteuse.
    Wie alle anderen Gäste auch, schüttle ich den Kopf über das sinnlose Grauen auf dem Bildschirm.
    »Nicht zu fassen, dass so etwas hier passiert. Hier in Grizzly Falls«, sagt einer der Arbeiter vom Sägewerk mit Blick auf den flackernden Fernseher. Das Stimmengesumm der Gäste wird von einem leise gespielten Weihnachtslied untermalt. Was ist es? Ach ja. »Kommet, ihr Hirten«.
    Der Typ neben mir ist nicht gerade klein. Sein Bauch ist vielmehr so dick, dass er beinahe als unabhängiges Teil von ihm auf dem Tresen liegt, wie er da so auf dem Barhocker sitzt. Seine Fingernägel sind schwarz von Motoröl, Sägemehl klebt in seinem unordentlich gestutzten Bart.
    »Die Welt hat sich verändert«, sage ich stirnrunzelnd, als wäre ich ebenfalls betroffen über das Grauen auf dem Bildschirm. Der Einfaltspinsel glaubt, ich stimme ihm zu.
    »Früher konnte man sich hier sicher fühlen.«
    »Ach ja?«
    »Aber heute wohl nicht mehr. Hey!« Er krümmt einen dicken Finger und winkt Nadine, die Kellnerin,

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