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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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es war, widerstand aber dem Drang, auf seine Uhr zu blicken. Das Verhör dauerte schon so lange; er hatte ihnen nicht nur mitgeteilt, wie er Jillian gefunden hatte, sondern auch, was in den darauffolgenden Tagen vor sich gegangen war. Er schätzte, dass sie in seiner Hütte und bei Jillian alles finden würden, um seine Aussagen zu bestätigen. Er hatte sich schon nach ihr erkundigt und zur Antwort erhalten: »Sie ist im Krankenhaus in ärztlicher Behandlung.« Mehr Informationen gaben sie ihm nicht. Das Gleiche galt für Harley. »Er lebt. Ein Tierarzt untersucht ihn.«
    »Sie besitzen Bücher über Astrologie und Astronomie«, bemerkte Alvarez. Wieder eine Feststellung. »Und Sie arbeiten als Guide, Sie kennen die Gegend«, ergänzte Pescoli. »Sie haben Expeditionen zum Cougar-Pass geführt?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben im September Creek geangelt?«
    »Natürlich.«
    »Kennen Sie Broken-Pine-Lodge?«, fragte sie und lehnte sich über den Tisch, so nahe an ihn heran, dass er einen schwachen, mit Zigarettenrauch unterlegten Parfümduft wahrnahm.
    »Ich arbeite als Guide. Ich kenne die Gegend.«
    »Einschließlich sämtlicher Stellen, an denen die Leichen und Fahrzeuge gefunden wurden.« Sie zog eine Landkarte aus dem Aktendeckel am Tischrand. Auf der vertrauten topografischen Karte sah er rote Markierungen, vermutlich die Gebiete, in denen die Leichen und Autowracks gefunden worden waren. »Sie haben all diese Stellen schon einmal aufgesucht, nicht wahr?« Sie zeigte auf die roten Markierungen.
    »Irgendwann mal, ja. Aber nicht kürzlich.«
    Sie hörten nicht auf. Die Polizistinnen fragten ihn, was er in diesem Winter getan hatte, unter besonderer Beachtung der Daten um den Zwanzigsten eines jeden Monats. Sie fragten ihn, was er ihnen über die Bedeutung der in die Baumstämme geritzten Sterne sagen konnte, und sie zeigten ihm Kopien von Botschaften auf weißem Papier, Botschaften aus Buchstaben, die ihm nichts sagten, außer dass sie Zuwachs bekamen – mit jedem neuen Opfer wurden neue Buchstaben, die Initialen der toten Frauen, eingefügt.
    »Wir sollen Ihnen also glauben, dass Sie nicht der Sternmörder sind. So hat die Presse Sie getauft.«
    »Fragen Sie Jillian Rivers«, schlug er vor.
    »Das haben wir getan. Und wissen Sie was? Sie stärkt Ihnen nicht unbedingt den Rücken.«
    MacGregor zuckte nicht mit der Wimper, glaubte dieser kaltschnäuzigen Polizistin mit den zusammengekniffenen Augen nicht. »Sie sagte vielmehr, manchmal wären Sie für Stunden fort gewesen.« Sie kam zurück an den Tisch und zeigte auf die Fotos von den toten Frauen. »Zeit genug, um Ihren Schlupfwinkel aufzusuchen und Ihr Opfer in sein Verderben zu stoßen.«
    »Meinen Schlupfwinkel?«, wiederholte er. »Soll das ein Witz sein?«
    »Eine Höhle oder vielleicht etwas in der Art der alten verlassenen Hütte, ein Bergwerksschuppen, irgendein Ort, an dem Sie sie gefangen halten.« Sie spekulierte ins Blaue hinein. Sie hatte nichts gegen ihn in der Hand und wusste es, hoffte aber trotzdem, er würde irgendwann so in Wut geraten, dass ihm etwas Entscheidendes herausrutschte, das ausreichte, um ihm die Morde anhängen zu können.
    »Wollen Sie mich jetzt verhaften?«, fragte er, des Spielchens herzlich müde. Er war erschöpft, geistig müde, und er hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte.
    »Wir nehmen Sie fest.«
    Er kannte das Gesetz, wusste, dass sie das Recht dazu hatten. »Okay, aber ich habe genug Fragen beantwortet. Ich habe meine Aussage gemacht, und wenn Sie noch Fragen haben, antworte ich nur in Gegenwart meines Anwalts. Garret Wilkes in Missoula. Rufen Sie ihn an.« Er erhob sich, rechnete halb damit, dass die größere Frau ihm befahl, sich wieder zu setzen, doch sie tat es nicht.
    Sie sah genauso müde aus, wie er sich fühlte, und wenn sie als Polizistin überhaupt etwas taugte, dann wusste sie längst, dass er unschuldig war.
    »Ich möchte meinen Hund sehen und mit Jillian sprechen.«
    Pescoli wollte nichts davon hören. »Das geht leider nicht.«
    »Natürlich geht das. Sie müssen nur endlich Ihre ›Böse-Polizistinnen-Rolle‹ ablegen.«
    Pescolis Augen blitzten.
    »Ich will sehen, was sich machen lässt«, sagte Alvarez und trat dazwischen, bevor ihre Partnerin etwas tat, was sie später bereuen würde. Sie zog die Handschellen aus ihrer Gesäßtasche. »Aber erst einmal, Mr. MacGregor, müssen Sie die Nacht in Untersuchungshaft verbringen. Mit schönen Grüßen von Pinewood County.«

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    20. Kapitel
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