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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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du immer noch auf deinen Ex-Mann?«
    »Nicht, wenn der Kerl ein Serienmörder ist.«
    Er verlagerte ihr Gewicht, und sie versuchte, nicht an ihre um seine Taille geschlungenen nackten Beine und den Körperkontakt zu denken. Das alles war grotesk, wie eine Szene aus einem sonderbaren, zusammenhanglosen Traum – die eisige Kälte, ihr halbbekleideter Zustand, das Getragenwerden, ein Mörder, der sie womöglich im Visier behielt, nachdem er sie an einen Baum gebunden hatte. »Nicht Mason«, sagte Jillian schließlich. »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Er ist nicht der Typ, der ein Serienmörder sein könnte?«
    »Nein.« Mason Rivers war zwar habgierig und treulos, ein Anwalt, der die Gesetze zu seinen Gunsten auslegte, aber ein kaltblütiger Mörder? Ausgeschlossen.
    »Moment.« Er schob sie sich höher auf den Rücken, und sie unterdrückte einen Schmerzensschrei.
    Zügig stapfte er durch den kniehohen Schnee und begann trotz der eisigen Temperaturen zu schwitzen. Plötzlich sagte MacGregor: »Pass auf. Ich lass dich in der Nähe der Hütte zurück und schaue nach. Wenn die Luft rein ist, trage ich dich hin, und dann hole ich Harley.«
    Ihr Herz krampfte sich bei dem Gedanken an den Hund zusammen. »Es tut mir so leid.«
    »Schreib ihn nicht jetzt schon ab. Er ist zäher, als er aussieht.«
    Doch das glaubte sie nicht. Der Hund war so schwer angeschossen, dass er sich nicht bewegen konnte, und dann hatte man ihn grausam im Schnee liegen lassen, wo er verbluten und sterben musste. »Dieser perverse Schweinehund«, flüsterte sie und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Erzähl mir, was passiert ist.« MacGregor atmete schwer, der Schweiß rann ihm in den Nacken, aber er stapfte weiter.
    »Ich könnte versuchen zu laufen.«
    »Es geht schon.«
    »Aber …«
    »Erzähl mir einfach, was passiert ist«, sagte er gepresst. »Wie kam es dazu, dass du ohne einen Faden am Leib an einen Baum gebunden warst?«
    »Okay.« Während er sie einen Abhang hinunter und über einen zugefrorenen Bach schleppte, berichtete Jillian zuerst von ihren Ängsten, wie sie in der Hütte auf MacGregor gewartet hatte und die Stunden verstrichen waren, wie sie gefürchtet hatte, er würde nicht zurückkommen, weil ihm etwas zugestoßen wäre, wie sie den Hund rausgelassen hatte, damit er sein Geschäft erledigte, bevor ihr bewusst wurde, dass das ein Fehler war.
    »Ich habe ihn beobachtet, und dann rannte Harley davon. Ich bin ihm gefolgt, aber mit dem verletzten Knöchel und der Krücke konnte ich nicht Schritt halten. Er verschwand in einem Dickicht, ich folgte ihm, und dann … und dann … ich hörte einen Schuss und dieses entsetzliche, schmerzerfüllte Jaulen. Es war schrecklich«, sagte sie und ließ die grauenhafte Szene noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren. »Als ich ihn fand, lag er da im Schnee … Es war so schrecklich«, flüsterte sie mit klappernden Zähnen.
    »Und du hast den Kerl nicht gesehen?«, fragte MacGregor und trottete im Spiel von Sonnenlicht und Schatten weiter in Richtung Hütte, wie sie vermutete.
    »Ich erinnere mich an nichts mehr, nachdem ich den Hund gefunden hatte. Ich … ich weiß auch nicht, was mit meinen Kleidern oder der Krücke oder dem Gewehr passiert ist. Er hat mich von hinten angesprungen und mir einen mit irgendetwas – vermutlich Äther – getränkten Lappen aufs Gesicht gedrückt. Als ich wieder wach wurde, war ich nackt und an einen Baum gebunden.«
    »Wohin ist der Kerl gegangen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Wie gesagt, ich war bewusstlos.« Sie schauderte, und er drückte sie fester an sich. Seine Körperwärme drang durch sein T-Shirt und den dicken Pullover, den sie trug.
    »Könntest du irgendetwas an ihm wiedererkennen?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen.« Und das war die reine Wahrheit. Er hatte sich von hinten auf sie gestürzt und …
    Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.
    »Was war das?«, fragte sie und blickte hinauf zu dem vereisten Baldachin aus kahlen Ästen. Im selben Moment erkannte sie das Rattern eines Hubschrauberrotors in der Ferne.
    »Vielleicht kommt Hilfe«, sagte er, hob den Kopf und blinzelte zum Himmel hinauf. Er presste leicht die Lippen zusammen, als ein Rettungshubschrauber über den Gipfeln der Berge ringsum auftauchte.
    »Ja, du hast recht!« Ihr Herz jubelte, die Kehle wurde ihr eng. Rettung! Endlich!
    Zane hielt sie mit einem Arm fest, mit dem anderen winkte er wild, um den Piloten auf sich aufmerksam zu machen. »Was habe ich gesagt?«,

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