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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Arzt sagt, ist mir völlig egal, ich will entlassen werden, und zwar auf der Stelle«, verlangte Jillian. Eine Schwester brachte sie zum Schweigen, indem sie ihr ein Thermometer in den Mund schob. Jillian lag in einem Krankenhausbett am Tropf, würgte an dem Thermometer und plante ihre Flucht. Dazu musste sie sich den Anordnungen des Arztes widersetzen, aber ihr ging es nur darum, endlich rauszukommen.
    Untätig herumzusitzen hatte ihr nie gelegen, und in einem Krankenhausbett zu liegen war noch schlimmer. Im Fernseher lief eine Comedyshow, die schon vor drei Jahren hätte abgesetzt werden müssen, und aus dem Flur war jede Menge Lärm zu hören. Das Schwesternzimmer befand sich gleich vor ihrer Tür, und Stimmengesumm, das Rasseln von Rollwagen und Scharren von Schritten drangen durch den Türspalt zu ihr hinein.
    Ihr Zimmer war klein, aber privat, und hatte ein großes Fenster mit Blick auf einen fast leeren Parkplatz, auf dem die Räumfahrzeuge den Schnee beseitigt hatten. Sicherheitslämpchen verbreiteten einen rauchblauen Schein, und schon fielen wieder neue Flocken und erinnerten Jillian daran, wie sehr sie gefroren hatte. Sie war beinahe an Unterkühlung gestorben und konnte sich eigentlich glücklich schätzen, in einem warmen hellen Zimmer in einem sauberen Bett zu liegen.
    Ohne MacGregor wäre sie jetzt in der eiskalten Nacht erfroren. Sie schauderte innerlich bei dem Gedanken und kam zu dem Schluss, dass ein bisschen Dankbarkeit angebrachter wäre als ihre Zickerei.
    Mit einem Ping meldete das Thermometer das Ende des Messvorgangs. Die Schwester, eine grobknochige Frau um die fünfzig, hielt das elektronische Thermometer in der Hand und achtete kaum auf Jillians Klagen. Sie notierte die Temperatur, zog mit der Geschicklichkeit jahrelangen Trainings den Plastikschutz von dem Gerät und warf ihn in den bereitstehenden Abfalleimer. »Siebenunddreißig zwei«, sagte sie gleichgültig. Schwester Claire wirkte überhaupt ein wenig gereizt, so als hätte sie eine Doppelschicht hinter sich. Ihr Lippenstift war verwischt, und falls sie überhaupt Make-up getragen hatte, war es nun abgenutzt und zeigte eine rötliche gereizte Haut.
    »Nicht mal achtunddreißig«, betonte Jillian, während Schwester Claire ihr die Manschette des Blutdruckmessgeräts um den Arm legte. »Nicht hoch genug, um mich hierzubehalten.«
    »Erst mal sehen, was der Doktor sagt, aber er will Sie über Nacht zur Beobachtung hier haben.« Claires Blick löste sich nicht von der Blutdruckanzeige.
    »Ich benötige keine ›Beobachtung‹.« Jillians Brustkorb und Knöchel waren geröntgt worden, und sie hatte Glück; der Knöchel war nur verstaucht. Der Arzt hatte ihn lediglich verbunden, sie benötigte nicht einmal einen Gipsverband. Ihre Rippen waren geprellt. Wie durch ein Wunder hatte sie sich keine Brüche zugezogen, wie schon MacGregor diagnostiziert hatte. Gut. Sie hatte besonders an den Rippen noch starke Schmerzen, doch wenn man ihr ein Schmerzmittel verschrieb, sah sie keinen Grund, noch länger Gefangene in diesem kleinen ländlichen Krankenhaus zu sein.
    »Der Blutdruck beträgt hundertzehn zu fünfundsiebzig. Normal«, erklärte die Schwester mit einem Kopfnicken. »Gut.« Auch diesen Wert trug sie in die Krankenkarte ein. »Ich glaube, die Polizei will mit Ihnen sprechen.«
    »Ich habe schon mit ihnen gesprochen.«
    Schwester Claire fühlte ihr den Puls, war zufrieden und notierte auch diesen Wert. Dann hob sie den Blick, und ihre Miene war bedeutend freundlicher als zuvor. »Ich weiß, aber sie wollen Sie noch einmal vernehmen.«
    Als ob Jillian gelogen hätte. Warum glaubten sie ihr nicht? Warum behandelten sie MacGregor wie einen Verbrecher? »Ich habe alles ausgesagt, was ich weiß«, erklärte Jillian und hatte ihren Vorsatz, sich nicht von ihrem Ärger hinreißen zu lassen, rasch wieder vergessen. Die Polizisten hatten sie schon im Hubschrauber vernommen und es nach ihrer Ankunft im Krankenhaus erneut versucht, doch da hatte der Arzt eingegriffen.
    »Ja, sicher.« Schwester Claires Blick streifte Jillian. »Ich rede mit Dr. Haas, und dann wollen wir sehen, was ich tun kann, damit Sie entlassen werden. Aber ich glaube nicht, dass er einverstanden sein wird.«
    Na prima, dachte Jillian und sah der Schwester nach, die zur Tür ging. Sie nahm die Fernbedienung des Fernsehers von dem Tablett neben ihrem Bett und schaltete einen Werbespot für hausgemachte Pizza stumm. Zu Hause. Wie lange war es her, dass sie, in ihren prall

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