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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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zwickte, das Bettzeug begann zu knittern.
    Halden nickte gedankenvoll, wie zustimmend. Er bedachte sie mit einem »Ach komm schon«-Lächeln, das sie beruhigen sollte. Sein Bauernjungengrinsen erzielte jedoch die gegenteilige Wirkung und verstärkte noch ihre Sorge. »Ja«, sagte er. »Wir wissen Bescheid. Das hier ist nur Routine.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ermittlungen in einer Mordserie Routine sein können«, konterte Jillian und sah, wie seine Partnerin die Brauen hochzog. Zusätzlich zu ihrer kühlen Fassade war Stephanie Chandler eine hochintelligente Frau, der nichts entging. Was nicht weiter überraschte. Immerhin war die Frau FBI -Agentin.
    Jillian fühlte sich entsprechend unterlegen und verunsichert. Sie hatte die Polizei nie als Feind betrachtet. Klar, sie hatte Angst vor Strafzetteln wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, wenn ein Streifenwagen ihr folgte, doch ihr Onkel war Polizist in Oregon gewesen, und einer ihrer Cousins arbeitete in der Polizeibehörde von Reno in Nevada. Abgesehen von ein paar Alkoholexperimenten vor ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr, zweimaligem Haschischkonsum, versehentlichem Überfahren einer roten Ampel oder Zu-schnell-Fahren auf der Autobahn hatte Jillian niemals ein Gesetz übertreten.
    Das einzige Mal, dass der Verdacht in ihr aufkam, die Behörden könnten nicht ihr Wohl im Auge haben, war damals in Surinam gewesen, als Aaron verschwunden war. Vielleicht lag es an der Sprachbarriere oder einem von den Nachrichten, Filmen und eigenen Vorurteilen geprägten Misstrauen der ausländischen Polizei gegenüber. Wie auch immer, Jillian hatte nicht das Gefühl gehabt, dass die in diesem Urwaldgebiet Zuständigen wirklich ihr Bestes taten.
    »Die Sache ist die«, erklärte Jillian den Agenten, »der Grund für meine Fahrt nach Montana bestand in erster Linie in den Fotos, die ich per Post bekam, und den Anrufen, die andeuteten, dass Aaron Caruso, mein erster Mann, noch lebt.«
    »Caruso wie Robinson Crusoe?«
    »Anders geschrieben«, sagte Chandler.
    Das hatten sie also schon überprüft. »Sie haben sich bereits informiert«, sagte Jillian.
    Chandler nickte. »Als Ihr Fahrzeug aufgefunden wurde, haben wir nach Ihnen suchen lassen.«
    »Und in meinem Privatleben herumgeschnüffelt.«
    Chandler hatte kein Lächeln für sie übrig. »Wir wollten Sie finden.« Halden sagte: »Wir haben die Fotos erst heute in der Hütte gefunden. Wir werden sie analysieren.«
    »Bekomme ich sie zurück?«
    »Irgendwann sicher.«
    »Ich brauche sie.«
    Wieder nickte Chandler. »Wir auch. Bitte sagen Sie uns: Was glauben Sie, wer Sie angerufen hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben die Stimme nicht erkannt?«
    »Nein, es war nur ein Flüstern, und die Nummer war unterdrückt.« Sie blickte von einem zum anderen. »Und ich weiß auch nicht, wer mir die Fotos geschickt hat. Der Poststempel zeigte Missoula an, deshalb wollte ich meinen Ex-Mann zur Rede stellen. Er lebt dort.«
    »Mason Rivers?«
    »Ja, er ist Anwalt, vielmehr Partner in der Anwaltskanzlei Olsen, Nye und Rivers«, sagte sie, allerdings mit dem Gefühl, dass sie auch das schon längst wussten. »Wir haben uns vor zwei Jahren scheiden lassen.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Halden.
    »Ein paar Tage nach dem Scheidungsspruch. Wir haben noch ein paar Sachen übergeben, die einer vom anderen hatte. Alles verlief überaus … höflich.«
    »Und seither?«
    »Nichts. Ich war nicht zu seiner Hochzeit eingeladen.« Jillian spürte ein schiefes Lächeln auf ihren Lippen. »Sherice, Masons neue Frau, ist nicht unbedingt ein Fan.«
    »Von Ihnen?«
    »Von jeder Frau, an der Mason auch nur entfernt Interesse zeigt. Das gilt besonders für Ex-Frauen.«
    Halden lachte leise, doch Chandler zeigte keine Reaktion. Sie stellten noch ein paar Fragen, schlossen dann, für den Augenblick befriedigt, die Vernehmung ab und verabschiedeten sich.
    Jillian blieb allein zurück, an einen Tropf angeschlossen, den sie ihrer Meinung nach nicht brauchte, von immer wieder wechselnden Schwestern auf ihre Vitalparameter untersucht.
    Nachdem die FBI -Agenten gegangen waren, fühlte sie sich unbehaglich. Sie vermutete, dass die Detectives und Agenten versuchten, ihr ein Bein zu stellen, damit sie MacGregor beschuldigte. Und das war einfach nicht in Ordnung.
    Und dann kreisten ihre Gedanken um ihre eigene Lage. Warum hatte sie jemand nach Montana gelockt, um sie zu ermorden? Nach dem zweiten Anschlag auf ihr Leben glaubte sie, genau wie die

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