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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Umschweife.
    »Was?« Diese Wendung der Ereignisse gefiel Schwartz eindeutig nicht. »Wann?«
    »Jetzt.« Sie ging zu MacGregors Zelle, und falls sie bemerkte, dass Schwartz’ Blicke und die der anderen Insassen ihr folgten und ihre Figur taxierten, zeigte sie es nicht. »Schließen Sie auf.«
    »Weiß der Sheriff davon?«
    Sie bedachte den Wärter mit einem missbilligenden Blick. »Und der Bezirksstaatsanwalt. Und alle, die es wissen müssen.« Als MacGregor sie durch die Gitter ansah, war ihm klar, dass ihr seine Entlassung genauso wenig passte wie Schwartz. »Wir haben Ihren Anwalt angerufen, und Sie bekommen an der Pforte gegen Unterschrift Ihre Sachen wieder.«
    »Und Pescoli?«, fragte Schwartz. »Ich sag’s Ihnen, das wird ihr nicht gefallen.« Aber er hantierte bereits mit seinen Schlüsseln. »Ach, stimmt ja, die hat ihre eigenen Probleme, wie? Ihr dämlicher Junge hat sich schnappen lassen.«
    Der Blick, den Alvarez dem Wärter dieses Mal zuwarf, war vernichtend.
    Der Trottel kapierte nicht. »Dieser Junge ist ein echter Knaller, wenn Sie mich fragen.«
    »Niemand hat Sie gefragt«, sagte sie gepresst. Doch er preschte noch weiter vor. »Wenn der Undersheriff nicht gut auf seine Tochter aufpasst, könnte es passieren, dass Brewster sich bald Großvater nennen darf.«
    »Halten Sie die Klappe, Schwartz, und schließen Sie auf.«
    »Uuh. Okay. Wie Sie meinen, Detective.«
    Ihre Lippen waren schmal, das Haar straff zurückgekämmt und glänzend im grellen Licht, ihre dunklen Augen blitzten wütend. Wenn Blicke töten könnten, wäre A. Schwartz schon mehr als einmal tot. Doch sie prallten an dem großen Kerl ab, der sich viel Zeit mit den Schlüsseln ließ, bis er endlich die Zellentür aufschloss und öffnete. »Dann bist du wohl jetzt ein freier Mann, MacGregor«, sagte Schwartz mit breitem Lächeln.
    MacGregor antwortete nicht, sondern strebte dem Ausgang zu.
    »Und ich?«, rief es aus einer der Zellen.
    »Will deine Frau dich nicht rausholen, Dobbs?«
    »Sie hat mich verlassen. Kannst du dir das vorstellen?«, fragte er schleppend, und MacGregor erkannte den Mann, der Kettensägen- und Metall-Kunsthandwerk schuf und am Highway verkaufte. Bäume, Stümpfe, Mülltonnen, Radkappen, Limodosen, für Gordon Dobbs war alles Material für seine Werke. »Gleich nach Thanksgiving!« Er war ein regelrechter Schrank, schien sich aber an den Gitterstäben festhalten zu müssen, um nicht zu fallen. »Zwölf Jahre verheiratet, und dann verlässt Wilma mich …«
    »Denk mal drüber nach«, sagte Schwartz, dann flüsterte er Alvarez zu: »Muss wohl Weihnachten sein, denn wir kriegen hier jede Menge Irre rein. Fehlt nur noch Grace Perchant, die Verrückte, die Gespenster sieht, und Alma Shepherd mit ihrer Wünschelrute, dann gibt’s hier eine interessante Party.«
    »Brauchen Sie eine Fahrgelegenheit?«, fragte Alvarez, als sie mit MacGregor zur Pforte ging.
    »Nein.«
    MacGregor holte die wenigen Dinge ab, die er bei seiner Verhaftung bei sich gehabt hatte, und verließ das Gebäude. Das Krankenhaus, in dem Jillian behandelt wurde, lag zwei Meilen zu Fuß entfernt, aber das würde er schon schaffen. Von dort aus würde er einen Freund anrufen, der ihm noch einen Riesengefallen schuldete. Er schlug seinen Jackenkragen hoch und beschloss, seine lange überfälligen Schulden einzutreiben.
     
    »So sieht’s aus, Jeremy«, sagte Pescoli, während ihr Sohn, blass wie der Tod auf Socken, sie mit Schweigen strafte. »Du stehst unter Hausarrest, bis ich es widerrufe, und in der Zeit gehst du zur Schule und besorgst dir den Job, von dem du gesprochen hast. Die Footballsaison ist zu Ende. Anderen Sport treibst du nicht, und diese Herumhängerei bekommt dir nicht.«
    Jeremy starrte durchs Beifahrerfenster ihres Jeeps und malte unentwegt Kringel auf die beschlagene Scheibe. So zeigte er ihr unübersehbar die kalte Schulter, während der Jeep die Meilen fraß.
    Es hatte irgendwann am frühen Morgen aufgehört zu schneien, und im Osten färbte der Sonnenaufgang den Horizont rosig und violett. Da sich ihr Sohn hinter passiv-aggressivem Verhalten verschanzte, schaltete Regan das Radio ein. Ein Nachrichtensprecher berichtete über die Mordserie in der Gegend.
    Jeremy schnaubte, und sie schaltete das Radio wieder aus. »Weißt du, ich finde, wir sollten über diese Sache reden«, sagte sie. Die Finger um das Lenkrad gekrampft, steuerte sie das Vorgebirge in Richtung ihrer Wohnung an.
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich kann das nicht

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