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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach ignorieren, Jeremy. Alkohol, obwohl du minderjährig bist? Was hast du dir dabei gedacht?« Schweigen. Er war wütend, weil sie ihn im Jugendknast hatte schmoren lassen, während seine Freunde abgeholt worden waren.
    »Ich war der Meinung, du solltest erst mal wieder zu Verstand kommen«, fügte sie hinzu, ließ jedoch nichts darüber verlauten, dass auch sie eine schreckliche Nacht hinter sich hatte, beinahe schlaflos, nachdem sie Cisco gefüttert und rausgelassen hatte, um ihn dann in ihr Bett zu nehmen. Um sechs Uhr hatte sie geduscht, sich angezogen und war losgefahren, um ihren Jungen abzuholen. Alles in allem hatte Jeremy etwa sechs Stunden im Jugendknast verbracht. Lange genug, um ihren Standpunkt klarzumachen, aber nicht so lange, dass es ihm nachhaltig hätte schaden können.
    »Alle anderen Eltern sind gekommen«, klagte er sie schließlich an, als sie von der Hauptstraße abbog und vor der Brücke über den kleinen Bach an ihrer Grundstücksgrenze abbremste.
    »Ich bin auch gekommen.«
    Er schnaubte verächtlich. »Die anderen sind schon in der Nacht gekommen.«
    »Ich musste arbeiten.«
    »Heidis Dad ist der Undersheriff. Ein ziemlich wichtiger Job. Wichtiger als deiner. Er war sofort zur Stelle.« Jeremys Augen, die Joes so ähnlich waren, funkelten sie an, und es brach ihr fast das Herz, als sie die Kränkung, die Wut und hinter der Abneigung etwas wie Hass darin sah.
    »Ich kann ihm nicht vorschreiben, wie er seine Kinder zu erziehen hat, aber dir kann ich sagen, dass man dir vermutlich die Schuld an diesem Vorfall geben wird. Selbst wenn Heidi zugibt, mitgemacht zu haben, bist du doch älter, ein Junge, und Cort Brewster wird in dir den Schuldigen sehen.«
    »Vielleicht war es ja meine Schuld.«
    »Ja, vielleicht. Woher hattet ihr den Alkohol?«
    Jeremy presste die Lippen aufeinander und verfiel wieder in eisiges Schweigen. Sie bog in die Zufahrt ein und sah ihn an. »Wir reden später darüber. Wenn ich nach Hause komme. Aber es ist mein Ernst. Du bemühst dich um einen Job, du bleibst zu Hause und kümmerst dich um deinen Hund, du bringst deine Schulnoten wieder auf den richtigen Stand, und dann überlegen wir uns, wie lange dein Hausarrest dauern soll.«
    »Ich bin bald achtzehn …«
    »Willst du ausziehen?«, fiel sie ihm ins Wort. »Dir eine eigene Wohnung nehmen? Vielleicht mit ein paar Kumpels zusammen? Glaubst du, du kannst dir Miete, Strom, Heizung und Kabelfernseher leisten?« Pescoli gab sich große Mühe, ihre Wut im Zaum zu halten. Sie ließ das Garagentor geschlossen und stellte den Jeep vor dem kleinen Haus ab. Hier hatte sie ihrem Sohn beigebracht, seine Schnürsenkel zu knüpfen, die Pfadfindersatzung auswendig zu lernen und was sonst noch alles. Sie hatten im Garten im Bach geangelt, hier war er mit sechs in ein Wespennest getreten und hatte am ganzen Körper rote Schwellungen bekommen. Sein Kinn hatte gezittert, doch er hatte nicht geweint. In mancher Hinsicht hatte er recht; dieser kleine Junge war er nicht mehr. Schon lange nicht mehr. »Du kannst das Abendessen zubereiten«, sagte sie. »Such dir was aus dem Kühlschrank zusammen. Wir haben noch Hühnchenteile – Flügel und Schenkel, glaube ich.«
    Jeremy starrte sie an, als käme sie aus einem anderen Universum und wäre gerade mit ihrem Raumschiff gelandet.
    »Tja, wenn du in ein paar Monaten ausziehen willst, solltest du besser kochen lernen. Immer auswärts zu essen, das wird auf die Dauer teuer.«
    »Ich werde nicht kochen!«
    »Aber sicher. Grandmas Rezeptkarten stehen in einem Kasten im Schrank neben dem Herd, du weißt schon, wo. Such dir ein Rezept aus; du magst doch das Huhn mit Reis und kondensierter Suppe. Ich glaube, wir haben alle Zutaten vorrätig, und für einen Salat dürfte es auch noch reichen. Mach genug für drei Personen. Bianca ist zum Essen zurück.«
    »Hast du den Verstand verloren? Ich koche ganz bestimmt keine …«
    »Und vergiss nicht, hinterher die Küche aufzuräumen.«
    »Aber ich bin doch nicht dein Sklave!«, sagte er und sprang aus dem Wagen.
    »Im ersten Moment dachte ich, du würdest ›deine Ehefrau‹ sagen.«
    »Ach, Mom, du bist ja krank im Kopf!« Er knallte die Tür zu.
    »Mag sein«, sagte Regan leise und fuhr rückwärts in die Zufahrt hinein. Sie blickte Jeremy nach, der die Tür aufschloss und ins Haus stapfte. Dann legte sie den Vorwärtsgang ein und schüttelte die Schuldgefühle ab, die ihr einreden wollten, dass sie vor ihm weglief, dass ihr Platz jetzt eigentlich

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