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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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rief ein Strahlen auf Biancas Gesicht, und sogar ihre schlechte Laune schien vorübergehend verflogen zu sein, was Regan mehr als beunruhigend fand. »Chris hat nichts mit meinen Noten zu tun.«
    »Seit du« – Regan zeichnete Gänsefüßchen in die Luft – »mit ihm gehst, hast du kein großes Interesse mehr an der Schule.«
    »Und wenn schon.«
    »Bianca …«
    »Was denn? Ich habe einen Freund?«, höhnte sie. »Ja, richtig. Aber das hat
keinen
Einfluss auf meine Noten, okay? Vielleicht bist du nur eifersüchtig oder so.«
    Regan sah sie schweigend an.
    »Ich meine, dir könnte es auch nicht schaden, einen Freund zu haben. Verstehst du, am Leben teilzunehmen. Vielleicht würdest du mich dann mehr in Ruhe lassen.« Sie schnappte sich ihren Rucksack vom Küchentresen und rutschte vom Barhocker, als Jeremys schwere Schritte die Treppe wieder hinaufpolterten.
    »Muss los«, sagte Bianca hastig und schob ihr Handy in den Rucksack.
    »Die Diskussion ist noch nicht beendet«, warnte Regan. Jeremy erschien in einem übergroßen Sweatshirt und Sweathose, eine Mütze tief in die Stirn gezogen. Als er nun auch noch seine Sonnenbrille aufsetzte, fand Regan, dass er erstaunliche Ähnlichkeit mit so manchem steckbrieflich gesuchten Gangster aufwies. Bianca hatte bereits ihre Jacke geholt und war zur Tür hinaus, und Jeremy folgte ihr, wobei er lässig mit den Autoschlüsseln klimperte.
    »Was ist mit deinem Rucksack?«, fragte Regan mit einem Blick auf ihren Sohn.
    »Im Auto.«
    »Dann hast du keine Hausaufgaben gemacht?«
    »Ach, Mom.« Eine Hand auf der Türklinke, hielt Jeremy inne und verdrehte die Augen. Cisco schoss an ihm vorbei ins Haus.
    Sie wehrte sich gegen den Drang, ihren Sohn wegen der Hausaufgaben zur Schnecke zu machen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. »Fahr vorsichtig. Einige Straßen sind gesperrt, und der Wetterbericht warnt vor einem neuen Schneesturm am …« Die Haustür schlug hinter ihnen zu, und Regan ging ins Wohnzimmer, um aus dem Fenster zuzusehen, wie ihr Sohn brav den Motor des alten Pick-ups anließ und das Eis von den Scheiben kratzte, während die Enteisungsanlage das Glas von innen anwärmte. Selbst im Haus hörte sie noch den schweren Beat undefinierbarer Rockmusik.
    »Wenigstens kein Rap, wenigstens kein Rap«, sprach sie die Worte, die seit drei Jahren so etwas wie ihr Mantra waren. Minuten später waren die Scheiben weitgehend vom Eis befreit, und Jeremy zwängte sich in seinen zwanzig Jahre alten Chevy-Pick-up.
    Wie war es so weit gekommen? Dass die Kinder gingen, ohne sich zu verabschieden oder ihr einen Kuss auf die Wange zu geben? Oder ihr wenigstens zuzuhören?
    Sie sah ihnen nach, als sie losfuhren, und winkte, obwohl sich natürlich keiner von ihnen noch einmal nach dem Haus umschaute. Sie kam sich bescheuert vor. Was die Kinder betraf, musste sie etwas unternehmen. Ihr war klar, dass beide gefährdet waren. Jeremy hatte den Tod seines Vaters noch immer nicht überwunden, und Bianca versuchte, sich in die neue Familie ihres Vaters zu integrieren.
    Und dass Regan alleinerziehende Mutter war und mit dem Büro des Sheriffs den seit Menschengedenken ersten Serienmordfall in diesem Teil Montanas bearbeitete, war dazu nicht gerade hilfreich. Fast jede wache Minute verbrachte sie mit Überlegungen, wer der Killer sein könnte und wann er wieder zuschlagen würde.
    Seit dem Fund der letzten Leiche waren zwei Wochen vergangen. Mandy Ito war von ihren gramgebeugten Eltern identifiziert worden, vom Vater mit stoisch finsterer Miene, während die Mutter in Tränen ausbrach und von ihrem schmächtigen, aber beherrschten Mann gestützt werden musste.
    Es war die Hölle.
    Sämtliche Vernehmungen hatten das Büro des Sheriffs und auch das FBI dem Mörder keinen Schritt näher gebracht. Mandy Itos neuer Prius-Hybrid war noch nicht gefunden worden, und von den Freunden, mit denen sie das Wochenende verbracht hatte, erwies sich auch keiner als sonderlich hilfreich. Niemand hatte auch nur die blasseste Ahnung, was den Mörder des Mädchens anging. Genauso wie in den Fällen Theresa Kelper und Nina Salvadore. Aber es war noch nicht vorbei.
    »Wir kriegen dich, Killer«, sagte Regan auf dem Weg zurück in die Küche, wo sie den Kaffeerest in die Spüle goss. Sie spülte ihre Tasse aus und stellte sie zu den beständig wachsenden Geschirrstapeln auf den Küchentresen. »Wir kriegen dich.«
    Das Problem war, dass es, wenn der Mörder weiterhin seinem bisherigen Muster folgte, bald wieder Zeit

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