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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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wussten beide, dass es sinnlos war.
    »Wohin fahren wir? Zu welchem Hotel?«, wollte Rousseau wissen.
    »Zum Courtland. Wieso?«
    »Natürlich«, sagte er. Er wusste, dass das Courtland das beste Hotel in der Stadt war. »Sie ist dort.«
    »Was?«
    »Falda. Sie ist in dem Hotel.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben. Ein Bauchgefühl. Wenn Jillian dort ist, wird Falda sie finden.«
    MacGregors Magen zog sich vor Angst zusammen, und er sagte sich, dass Caruso womöglich bluffte, versuchte, ihn auf eine falsche Fährte zu locken, doch auf dem Gesicht des Mannes zeichnete sich ein solcher Ernst, eine solch entsetzte Überzeugung ab, dass MacGregor annehmen musste, der Betrüger könnte ausnahmsweise mal die Wahrheit sagen.
    »Es ist ganz plausibel«, überlegte Caruso. »Ich habe Falda vor Jahren kennengelernt, als ich noch mit Jillian verheiratet war. Wir hatten eine Affäre und fassten zusammen den Entschluss, dass ich mit dem Geld untertauchen sollte. Tja, das Geld ist schon lange verbraucht. Einen Großteil habe ich dafür ausgegeben, um meine Identität zu wechseln, hinzu kamen Fehlinvestitionen, und Falda … ach, sie ist schon so lange eifersüchtig auf meine erste Frau. Von Anfang an. Obwohl sie und ich mein Verschwinden geplant und durchgezogen haben, obwohl ich Jillian verlassen hatte, glaubt Falda, ich hätte nie aufgehört, Jillian zu lieben.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Vielleicht hat sie sogar recht.«
    MacGregor sah rot. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass es weh tat. Nachdem er an einem langsam fahrenden Minivan vorbeigeschossen war, erhob sich vor seinen Augen in zwei Blocks Entfernung endlich die massive Backsteinfassade des Hotels.
    »Ich habe keine Zeit für diesen Quatsch«, knurrte MacGregor. Jillian schwebte in Lebensgefahr.
    Doch Caruso, mittlerweile restlos überzeugt, schüttelte den Kopf. »Erst vor einem halben Jahr hat Falda mal den Laden aufgeräumt und fand in einem Umschlag auf meinem Schreibtisch Fotos von Jillian. Fotos, von denen ich mich nicht trennen konnte. Ich habe sie seit unserer Hochzeit.«
    MacGregor sah den Mann finster an und hätte ihm von Herzen gern auf der Stelle die Seele aus dem Leib geprügelt. Seinetwegen war Jillians Leben in Gefahr. Wegen ein paar dämlicher Fotos?
    »Und dann?«
    »Falda rastete total aus. Verlor den Verstand. Ich habe ihr geschworen, einfach nur vergessen zu haben, dass es diese Fotos noch gab, aber sie schnitt sie vor meinen Augen in kleine Stücke, die sie mir ins Gesicht warf. Sie war … außer sich.«
    »Du Idiot.«
    »Ich hatte die Fotos als Erinnerung an bessere Zeiten behalten. Es ist nun mal so, dass ich bald sterben werde. Krebs. Unheilbar. In letzter Zeit denke ich oft, es wäre an der Zeit, mein Haus zu bestellen.«
    MacGregor traute ihm nicht. Das alles konnte ebenso gut nur Theater sein. Doch der Kerl wirkte tatsächlich leicht gelbsüchtig. »Dein Haus zu bestellen? Wie denn? Indem du dich stellst? Beichtest?«
    Caruso antwortete nicht, doch MacGregor erriet die Wahrheit. »Du wolltest Kontakt zu Jillian aufnehmen, stimmt’s?«
    Wieder nur Schweigen. Nur das Motorengeräusch und das Klatschen der Scheibenwischer. Caruso schluckte.
    »Und dann was? Wolltest du sie um Verzeihung bitten, damit du reinen Gewissens hinscheiden kannst?«
    »So was in der Art.«
    »Hast du Falda davon erzählt?«
    Caruso sackte noch mehr in sich zusammen, doch er nickte knapp. »Ja.«
    Er hätte genauso gut Jillians Todesurteil unterschreiben können, und das wusste er auch: »Das war ein Fehler.« Mit einer Kopfbewegung deutete Caruso auf das Hotel. »Falda hat früher hier gearbeitet. Im Courtland«, sagte er. »Sie hat ihre Dienstkleidung noch. Das Namensschildchen. Und einen Universalschlüssel.«
    MacGregors Herz drohte stehenzubleiben. Er raste am Hoteleingang, an zwei hohen, mit bunten Lichterketten geschmückten Steinsäulen vorbei. Das Heck des Pick-ups brach aus, als er die Kurve zu schnell nahm und nur mit knapper Not ein Taxi am Ende der Zufahrt verfehlte. Der Fahrer sprang aus dem Wagen, ballte die Fäuste und schrie ihm irgendwas hinterher.
    MacGregor nahm es kaum wahr. Sein Herz hämmerte, er war nahezu blind vor Angst. »Sie kann die Zimmernummer nicht kennen, kann nicht hinein«, sagte er.
    »Machen Sie sich nichts vor. Freunde von ihr arbeiten hier. Eine Cousine, die labert wie ein Wasserfall. Sie kennen Falda nicht, MacGregor. Wenn sie in das Zimmer will, kommt sie rein, und wenn sie die Tür eigenhändig

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