Der Skorpion
aufgelauert haben.«
»Was? Ich hätte Jillian aufgelauert?« Caruso schüttelte verwirrt den Kopf. Er wischte sich mit zitternden Fingern über die Stirn. »Nein, warum sollte ich …?«
»Sie streiten es ab?«
»Ich habe Jillian seit … Großer Gott.« Innerhalb einer Sekunde schien er um fünfzehn Jahre zu altern. Statt zu widersprechen oder sich zu wehren, nickte er bloß und ließ die Schultern hängen, als trüge er das Gewicht der Welt – ein überschätzter, überforderter Atlas. Er ließ sich auf einem Hocker beim nachgestellten Lagerfeuer sinken. »Das würde ich niemals tun.«
»Na klar.« MacGregor glaubte ihm nicht, aber irgendetwas war faul. Caruso reagierte anders, als er es erwartet hatte. Er war ein Mann, der Jillian hatte umbringen wollen, und MacGregor hatte mit einem Kampf gerechnet. Warum benahm er sich jetzt wie ein geprügelter Hund? Immerhin hatte er, MacGregor, jetzt die Oberhand. Nur um sicherzugehen, dass Caruso ihn nicht übers Ohr haute, und damit er verstand, dass es MacGregor bitterernst war, zerrte er das erbärmliche Häufchen Elend auf die Füße, zückte seine Pistole und drückte sie Caruso knapp unterhalb der Rippen unter die Jacke. »Ich dachte mir, Sie würden Ihre Frau vielleicht gern wiedersehen. Gehen wir.« Mit Hilfe der Pistole schob er Caruso in Richtung Tür. »Und bevor wir am Ziel sind, sollten Sie sich vielleicht überlegen, wer Sie wirklich sind.«
Jillian trat um sich. Mit aller Kraft. Ihre Gedanken verwirrten sich, um sie herum wurde es schwarz, doch voller Wut stieß sie das Bein in die Höhe. Gleichzeitig fuhr ihre Hand in Faldas Gesicht, zerkratzte ihre Wange und griff in das dichte Haar. Mit aller Macht riss sie daran, und die Frau, die sie zu Boden drückte, verbiss sich einen Schrei. Durch den Schmerz abgelenkt, glitt ihre Hand ab, und das Tuch rutschte kurz von Jillians Mund und Nase, gerade genug, damit sie wieder Luft schöpfen konnte.
Jillian zerrte an Faldas Haar, bäumte sich auf und versuchte, eine Stellung einzunehmen, in der sie ihre Kampfsportkünste einsetzen konnte.
Falda war überrumpelt.
Jillian rollte zur Seite. Ihre Bewegungen waren immer noch schwerfällig. Wenn sie nur die richtige Stellung fand und ihr Kopf klarer wurde, dann könnte sie diese Verrückte besiegen.
»Du Miststück«, fauchte Falda und versuchte, mit einer Hand Jillians Finger aus ihrem Haar zu lösen. »Wusste ich doch, dass du nichts als Ärger machst.«
Jillian warf den Kopf zur Seite, und der Ätherlappen glitt ganz von ihrem Gesicht. Sie wollte um Hilfe schreien, doch ihr verletzter Kehlkopf gab nur ein schmerzhaftes Flüstern her. Niemand würde sie hören, doch der Kampf oder Faldas Schreie, falls Jillian sie verletzen konnte, müssten doch sicher Aufmerksamkeit erregen.
Sie musste ihre Beine frei bekommen! Mit pochendem Knöchel und Schmerzen am ganzen Körper versuchte sie, so viel Lärm wie nur irgend möglich zu machen, damit irgendwer sie hörte. Eine Sekunde lang dachte sie an MacGregor. Wo war er?
Einen entsetzlichen Moment lang stellte sie sich vor, Falda wäre zuerst auf MacGregor gestoßen und hätte ihn umgebracht. Aber nein! Das konnte sie nicht glauben.
Wollte
sie nicht glauben. Er musste in Sicherheit sein.
Sie wand und krümmte sich, eine Hand noch immer im strohigen Haar der Frau, und mit der anderen, freien Hand prügelte sie auf ihre schwergewichtige Angreiferin ein. Adrenalin schoss ihr ins Blut, als ihre Faust die Nase der Frau traf.
Falda brüllte vor Schmerzen.
Jillian entzog sich, versuchte, einen Vorteil zu erringen, indem sie Faldas Kopf in den Nacken riss und ihre Kehle bloßlegte. Ein Schlag auf diese weiche Stelle und …
Falda warf den Kopf herum und kreischte vor Wut, als ein Büschel Haare sich löste.
Das war Jillians Chance.
Sie trat nach oben aus, ohne auf den Schmerz zu achten, und stieß damit Falda nach vorn. Dann packte sie ihre Arme, um mit Hilfe eines Jiu-Jitsu-Griffs die Oberhand zu gewinnen.
Sie schleuderte Falda über sich hinweg, und dann war Jillian auf ihr. Wenn sie jetzt nur noch …
Aber Falda bewegte sich plötzlich, und Jillian, durch den Äther noch immer etwas träge und unkontrolliert, reagierte nicht schnell genug.
Flink rollte Falda sich ab und kam auf die Füße. »Warum stirbst du nicht einfach?«, schrie sie und zog ein Messer aus einer Tasche ihres eingerissenen Rocks. Ihr Haar war wirr und stand nach allen Seiten ab. Ihre untere Gesichtshälfte, Bluse und Weste waren
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