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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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angerichtet haben, die Sie bestohlen haben. Sie werden so viele Investoren und Versicherungsgesellschaften am Hals haben, dass Sie keine Luft mehr kriegen!«
    Aus den Augenwinkeln sah MacGregor, dass alle Farbe aus Carusos Gesicht wich. »Nein.«
    »Doch, doch.«
    »Im Ernst. Sie müssen mir glauben. Ich war hier, im Laden. Das können Sie überprüfen. Ich habe nichts zu tun mit …« Als ob er den ungeheuerlichen Umfang seiner Verbrechen plötzlich begreifen würde, stieß er lang anhaltend den Atem aus und starrte auf die Frontscheibe. Doch er sah nicht etwa auf die Heckleuchten des Pick-ups vor ihnen. Nein. Caruso erforschte seine Seele und entdeckte etwas, was ihm eine Heidenangst einjagte. »O nein … nein, nein, nein«, sagte er so leise, dass es über das Grollen des Motors und den Verkehrslärm auf der Straße hinweg kaum zu hören war.
    »Sie können es nicht leugnen.«
    »Nein, ich … Hören Sie. Ja. Sie haben recht. Ich habe das Geld gestohlen und bin untergetaucht«, haspelte Caruso hektisch hervor, als müsste er seine schlimmsten Sünden seinem Pfarrer beichten. »Aber Jillian habe ich nie etwas angetan. Ich würde niemals …«
    »Ach, schweigen Sie doch!« MacGregor hätte den Kerl am liebsten geohrfeigt. Er überschritt das Tempolimit um einiges, bis eine Ampel vor ihm auf Gelb umschaltete und er hinter einem Möbeltransporter anhalten musste. »Sie haben ihr nie etwas angetan? Haben Sie sie etwa nicht im Stich gelassen? Sie im Glauben gelassen, Sie wären tot? Alleingelassen, konfrontiert mit den Investoren, die Sie bestohlen hatten? Mit der Beweislast der Polizei gegenüber, dass sie nicht in Ihren Betrug verwickelt war?«
    »Aber …«
    »Jahre später hat sich dann bei Ihnen offenbar die Angst festgesetzt, dass sie Sie finden könnte, und deshalb haben Sie sie nach Montana gelockt, um sie umzubringen. So einfach ist das.« Doch noch während MacGregor redete, erkannte er die Unstimmigkeit in seinem Gedankengang. Ihm wurde innerlich kalt.
    Falls Caruso Carl Rousseau bleiben wollte, warum hatte er Jillian dann die Fotos geschickt? Warum hatte er Jillian angestachelt, Seattle zu verlassen, um ihn zu suchen?
    MacGregors Hand spannte sich um das Lenkrad.
    Er sah Carusos entsetzten, verstörten Gesichtsausdruck und wusste sofort, dass Aaron ihm etwas verschwieg. »Moment mal«, sagte er, und sein Herz raste vor neuerlicher Angst. »Ich täusche mich, was den Absender der Fotos betrifft, nicht wahr?«
    Caruso schloss die Augen und nagte an seiner Unterlippe.
    MacGregor konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Rädchen in seinem Hirn arbeiteten.
    Caruso schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf, als wollte er sich gegen seine eigenen dunklen Gedanken wehren. »Ich habe nicht geglaubt, dass sie so weit gehen würde.«
    »Wie bitte? Wer?«, wollte MacGregor wissen. Der Laster vor ihnen setzte sich endlich wieder in Bewegung.
    »Falda war’s«, sagte Caruso gepresst.
    »Was?«
    »Falda. Meine Frau. Meine
zweite
Frau. Sie ist … sie war eine Zeitlang weg, ist aber jetzt wieder in Spokane.« Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Geben Sie Gas, MacGregor«, riet er ihm. »Wenn Falda sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann sich ihr nichts in den Weg stellen, und ich bin mir sicher, dass sie Jillians Tod will.«
    MacGregor trat das Gaspedal durch. Mit klopfendem Herzen überholte er den Laster, verfehlte nur knapp einen geparkten Wagen und handelte sich ein lautes, wütendes Hupen von einem Lieferwagen ein. Caruso hatte eine eifersüchtige Frau, so eifersüchtig auf seine erste Frau, dass sie imstande war, sie umzubringen?
    Herrgott, das war krank!
    »Wo steckt Falda jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Caruso schüttelte den Kopf, kaute auf seiner Lippe und starrte aus dem Fenster. Plötzlich zweifelte MacGregor nicht mehr daran, dass Aaron Caruso oder Carl Rousseau die Wahrheit sprach, und das ängstigte ihn zu Tode.
    »Kannst du sie anrufen? Hat sie ein Handy?«
    »Ja … aber sie wird sich nicht melden.«
    »Versuch’s.«
    Rousseau kramte sein Handy aus seiner Jackentasche. MacGregor zielte mit der Waffe immer noch auf sein Herz. Sie waren nur noch knapp eine Meile vom Hotel entfernt, mussten nur noch einen kleinen Hügel hinter sich bringen. Ein Auge auf die Straße, das andere auf seinen Beifahrer gerichtet, schlängelte MacGregor sich durch den Verkehr. Als er plötzlich vor einer Kurve abbremste, hätte Caruso beinahe das Handy fallen gelassen.
    »Komm schon, melde dich«, drängte er, doch sie

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