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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frage.
    »Weil wir nicht genug Daten haben«, dachte sie und schüttelte sich innerlich. Je mehr Opfer, desto mehr Hinweise würde der Kerl hinterlassen. Falls die Sterne Teil einer astrologischen Gruppierung waren, würden sie diese irgendwann identifizieren, und sobald die Botschaft genügend Buchstaben enthielt, würden sie erfahren, was der Mörder ihnen sagen wollte.
    Aber erst dann, wenn sie genügend Buchstaben und genügend tote Frauen hatten.
    Sie rückte auf ihrem Stuhl vom Schreibtisch ab. Es war dermaßen pervers. Zum ersten Mal, seit sie den nahezu menschenleeren Raum betreten hatte, nahm sie die Musik wahr, die aus den Lautsprechern perlte. Die Melodie von »Let it Snow« hüllte sie ein, und sie hätte beinahe über diese absurde Situation gelacht, als Bing Crosby die letzten Worte sang. Selena sah aus dem Fenster hinaus auf den weißen Parkplatz. Ja, das Wetter war wirklich scheußlich, doch zur Weihnachtszeit war es im Büro keineswegs warm und gemütlich.
     
    Jillian lehnte am Küchentresen und sah MacGregor zu, der auf »althergebrachte Weise« Kaffee aufbrühte. Er gab etwas Kaffeepulver in den mit Papier ausgelegten Filter, den er auf die Glaskanne stellte. Dann nahm er einen kleinen Topf, schöpfte heißes Wasser aus dem Topf auf dem Herd und goss es langsam über den Filter. Binnen Sekunden tropfte dunkle Flüssigkeit in die Kanne. »Camping-Kaffee«, sagte Jillian. Kaffeearoma breitete sich in der Küche aus.
    Er warf ihr einen Blick über die Schulter hinweg zu. In seinen Augen blitzte es humorvoll. »So koche ich auf meinen Führungen oft Kaffee. Das beeindruckt die Damen aus der Stadt.«
    »Aber natürlich«, sagte sie und musste unwillkürlich lächeln. »
Mich
beeindruckt es auch.«
    Er lachte leise, und zum ersten Mal entdeckte sie eine neue Seite an diesem ernsten Mann. Als das gesamte Wasser durchgelaufen war, schenkte er zwei Becher ein. »Ich habe auch Zucker und Kaffeeweißer.«
    »Ich trinke ihn gerne schwarz. Prost«, sagte sie und stieß mit ihrem angeschlagenen Becher leicht gegen seinen.
    »Ich schau dir in die Augen, Kleines.«
    Die Anspannung der letzten paar Tage fiel für ein paar Minuten von ihnen ab. Selbst Harley, wachsam wie immer, rollte sich entspannt auf dem Küchenteppich zusammen und schloss die Augen. »Ich glaube, er akzeptiert mich allmählich«, sagte Jillian mit einem Blick auf den Hund und beugte sich herab, um seinen zottigen Kopf zu kraulen. Harley schlug müde die Augen auf und gähnte, knurrte aber nicht und entzog sich ihr auch nicht.
    »Im Grunde ist er herzensgut«, sagte MacGregor. Als wäre ihm erst jetzt aufgefallen, dass sie immer noch an der Krücke balancierte, schlug er vor: »Lass uns ins andere Zimmer gehen. Warte, ich helfe dir den Becher tragen.« Er nahm den Becher und folgte ihr in den Wohnbereich der Hütte.
    »Hast du dich draußen noch einmal umgesehen, als du mit dem Hund gegangen bist?«
    Er nickte. »Nichts, was darauf hindeutet, dass jemand hier gewesen ist.«
    »Ganz sicher?«, fragte sie und blickte flüchtig durch die vereisten Fensterscheiben. Der Sturm hatte nachgelassen, der Schnee lag in hohen Verwehungen bis auf die Veranda.
    »Sicher bin ich mir in keiner Hinsicht. Falls jemand gestern Abend hier gewesen ist, hat der Schnee seine Spuren bedeckt. Aber, ja, ich glaube, wir sind allein.«
    Was sie nicht unbedingt als Trost empfinden musste, warnte Jillian sich. Sie musste ihm vertrauen. Und sie
wollte
ihm vertrauen, musste aber dennoch vorsichtig sein. Harley kehrte mit seinen auf dem Holzboden klickenden Krallen ins Wohnzimmer und an seinen Platz beim Feuer zurück.
    MacGregor reichte Jillian ihren Kaffeebecher. Sie umfasste ihn mit beiden Händen, und die Wärme drang bis tief in ihr Inneres. Sie legte den Fuß auf den Kaffeetisch.
    Er wies mit einer Kopfbewegung auf ihren verbundenen Knöchel. »Gebrochen ist er nicht.«
    »Das sagtest du bereits.« Sie sahen einander an, und sie dachte an die einseitige Unterhaltung, als sie vorgab zu schlafen.
    »Du warst also wach«, bemerkte er.
    »Ja.« Sie sah jetzt keinen Grund mehr zu lügen; er kannte ja die Wahrheit.
    »Das hatte ich mir schon gedacht.« Er trank einen Schluck, doch sein Blick über den Becherrand hinweg ließ den ihren nicht los. »Aber es wirkte ziemlich echt, wie du dich schlafend gestellt hast.«
    »Dank jahrelanger Übung als Teenager.« Sie schämte sich im Inneren, als sie daran dachte, wie oft sie sich schlafend gestellt hatte, um dann später noch aus

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