Der Skorpion
wahr?«
»Ja, leider«, antwortete Grayson, als der Undersheriff vor ihm stand.
»Na, herzlichen Glückwunsch.« Cort Brewsters sowieso schon rötliches Gesicht wurde vor Wut noch röter. Er zog die Jacke über das Schulterhalfter. »Dieser gottverdammte Perverse!«
Alvarez, deren Arbeitsnische Wand an Wand mit Pescolis lag, stopfte bereits ihr Haar unter die Mütze und eilte den Gang zwischen den Schreibtischen entlang, um die kleine Truppe einzuholen.
Durch die offene Tür von Graysons Büro steckte Sturgis den Kopf in den Flur und bellte nervös.
»Bleib!«, befahl Grayson, als der Hund Anstalten machte, das Büro zu verlassen. Mit sanfterer Stimme fügte er hinzu: »Bin ja bald zurück, alter Junge.« Mit resigniertem Blick drehte der Labrador sich um, schaute ein letztes Mal jammervoll über die Schulter zurück und schlüpfte zurück ins Büro, wo ein mit Zedernspänen ausgepolsterter Hundekorb nahe der Heizung auf ihn wartete.
Pescoli griff nach Jacke, Handtasche und Pistole. »Jillian Rivers?«, fragte sie, als sie dem Sheriff nach draußen folgte.
Grayson nickte knapp. »Sieht so aus. Der gleiche Tathergang.«
»Die arme Frau.« Pescoli konnte sich das Grauen nicht ausmalen, das das Opfer empfand, wenn es gezwungen wurde, nackt durch den Wald zu laufen, und sich hilflos an einen Baum binden lassen musste, den Elementen ausgeliefert. »Wer hat sie gefunden?«
»Ein Wandererpärchen hat angerufen. Sie haben sie auf einer Lichtung beim Cougar-Pass gefunden. Eine Tote, an einen Baum gebunden, genau wie die anderen. Waren außer sich vor Angst.« Graysons Blick war gehetzt, die Falten an seinen Mundwinkeln verrieten Schuldgefühle und Ratlosigkeit. »Wir sind zu spät gekommen, konnten sie nicht retten.«
Niemand äußerte irgendwelche Banalitäten.
Mit hallenden Stiefelschritten stapften sie durch das Gebäude, und Grayson sagte zu Brewster: »Ruf die staatliche Polizei an. Frag, ob sie Hubschrauber einsetzen können, um die Umgebung abzusuchen, Fotos zu machen und so weiter, bevor der nächste Sturm loslegt.«
Pescoli ergänzte: »Und sie sollen sämtliche Hütten mit rauchenden Schornsteinen notieren. In der Gegend dort oben herrscht Stromausfall, und falls der Mörder sich dort aufhält, muss er irgendwie heizen.«
»Vielleicht hat er einen Generator.«
»Dann muss er irgendwo Treibstoff dafür kaufen, Gas oder Diesel, und zwar in rauhen Mengen.«
»Wir haben bereits alle Händler im Umkreis von hundert Meilen abgegrast«, sagte Alvarez.
»Dann sollen sie vom Hubschrauber aus auf Unregelmäßigkeiten im Schnee achten. Ob er um eine der angeblich unbewohnten Hütten herum geschmolzen ist. Generatoren verursachen Abgase, Wärme und Lärm. Vielleicht hat jemand einen laufen gehört, wo man keinen vermuten würde. Und wir sollten Hunde zu Hilfe holen. Vielleicht führen die uns endlich zu dem Mörder.« Grayson stieß die Glastür so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug.
Die Sonne blendete geradezu. Die Schneedecke reflektierte ihre Strahlen, und die Kette am Fahnenmast klapperte im Wind, der das Sternenbanner wehen ließ. Schneeverwehungen zitterten auf den Ästen der Bäume rund um den Parkplatz und rutschten ab und zu herab. Pescoli schloss ihren Jeep auf und setzte sich hinters Steuer; Alvarez nahm den Beifahrersitz ein. Regan hatte mit einem leichten Kater von einer Margarita zu viel und nicht genügend Schlaf zu kämpfen. Da Jeremy bei seinem Freund übernachtete, hatte Pescoli mehrere Stunden mit Nate verbringen können.
Und die hatten sich gelohnt.
Der Mann hatte eine Art, sie völlig umzukrempeln. Natürlich waren sie im Bett gelandet, wie immer. Und wenngleich die Erinnerung ans Liebemachen ein Lächeln auf Pescolis Lippen zauberte, beeinträchtigte doch manchmal ein Kater das Glücksgefühl. An diesem Morgen hatte sie aber keine Zeit, an Nates muskulöse Beine über den ihren zu denken, oder daran, wie er ihr Gesäß packte und ihren Körper an sich zog. Jetzt zumindest nicht. Sie musste sich voll und ganz auf die Mordfälle konzentrieren.
Sie setzte eine Sonnenbrille auf und folgte Graysons Fahrzeug vom Parkplatz und hinauf in die Berge.
»Hast du heute Morgen schon in die Zeitung geschaut?«, fragte Alvarez, als sie am nördlichen Stadtrand an dem Schild mit der Aufschrift »Willkommen in Grizzly Falls« vorbeifuhren.
»Gibt’s was Interessantes?«
»Das könnte man sagen, und das ist der Grund, warum Grayson auf hundertachtzig ist.«
»Mehr noch als der Fund von an
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