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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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vermochten sich diese Tierchen auf dem Rücken und der Seite fortzubewegen, ja sogar indem sie Kobolz schlugen. Über ihrem runden, gleichfalls puschligen Schnäuzchen blitzten wie Perlen zwei schwarze Äuglein, die diesen Wesen ein lustiges und gewitztes Aussehen gaben. Näschen und Mund hatten sehr viel von einer Katze. Die quadratischen Ohren, die feinste Töne aufnehmen konnten, richteten sich blitzschnell nach jedem Geräusch aus und waren deshalb in ständiger Bewegung. Mit ihren langen Puschelschwänzen hätte man jedes Tierchen zweimal umwickeln können.
    Wie leicht zu erraten ist, hatte sich Chris in dem Angstkäfig genau mit diesen erstaunlichen Geschöpfen unterhalten. Die Puschel waren durch eine winzige Ritze zwischen Wand und Fußboden zu ihm gelangt. Für sie, die geschmeidig waren wie Quecksilber, gab es praktisch keinerlei Hindernisse. Doch obwohl allgegenwärtig, kamen die Puschel den Menschen nur selten unter die Augen. Sie strichen meist nachts umher, hielten sich dagegen tagsüber verborgen. Deshalb hießen sie bei den Menviten auch »Ranwische« – die Unfaßbaren.
    In diesem Augenblick nun liefen drei dieser Puschel den Korridor entlang, zum Zimmer des Wachhabenden. Ihr Gang war so leicht, daß sie scheinbar schwerelos durch die Luft schwebten. Sie paddelten mit den Pfötchen und benutzten den Schwanz als Steuer.
    Bei dem Polizisten angelangt, postierte sich einer der Puschel hinter seinem Stuhl, der zweite darunter, der dritte daneben, zwischen dem Mann und der Wand. Als der Kopf des Wachhabenden wieder einmal nach vorn auf die Knie fiel, griff ihm der dritte Ranwisch flink in die Tasche und holte vorsichtig ein Schlüsselbund heraus. So behutsam, daß nicht einmal ein Klirren zu hören war. Dann glitten alle drei in den Korridor zurück, zur Zelle von Chris.
    An seiner Tür angelangt, kletterten sie, geschickt wie Akrobaten im Zirkus, einer auf den anderen. Der oberste Puschel steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte ihn zweimal herum, wobei er zwei Überschläge machen mußte, und schon öffnete sich die Tür.
    Chris schlief nicht. Er lag angezogen auf seinem Bett und lauschte auf jedes Geräusch. Deshalb war er jetzt auch sofort auf den Beinen und in zwei Sätzen an der Tür.
    »Psst, ganz leise! Komm mit uns!«
    Der Junge erriet es mehr, als daß er es hörte. Er zog die Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen durch den Korridor.

    Sie hatten Glück. Der Polizist, erschöpft, weil er so mächtig gegen den Schlaf angekämpft hatte, schnarchte friedlich vor sich hin. Chris und die Puschel erreichten den Ausgang, schoben den Riegel innen zurück und waren auf der Straße. Sie rannten um die Ecke und hielten dort an, dicht an die Hauswand gepreßt. Einer der Puschel kehrte zurück, verschloß die Tür wieder von innen, indem er sich hochhangelte, und steckte die Schlüssel zurück in die Tasche des Wachmanns. Dann schlüpfte er durch das Sichtfenster ins Freie und war im Nu bei den anderen.
    Danach schlichen die vier vorsichtig von einem Haus zum nächsten. Eine halbe Stunde später hatten sie das letzte Gebäude erreicht und verließen, so schnell Chris den Tieren zu folgen vermochte, die Stadt. Die Puschel hatten den Jungen in die Mitte genommen. Einer glitt lautlos voran, die beiden anderen hielten sich rechts und links knapp hinter ihm.
    »Wo gehen wir hin?« fragte Chris.
    »Etwa fünf Kilometer von der Stadt entfernt liegen hinter einem Wald die Ruinen eines Schlosses«, erklärte einer der Ranwische. »Man erzählt, dort hätte vor langer, langer Zeit der Anführer der Arsaken, Junsar, gelebt. Als die Menviten die Arsaken unterwarfen, zerstörten sie das Schloß. Übrig geblieben sind lediglich moosbewachsene Steinbrocken. Keiner setzt seinen Fuß dorthin, nur wir leben dort. Unter einem der Trümmer beginnt ein unterirdischer Gang, der weit nach Süden führt. In ein richtiges Labyrinth aus Fluren und Höhlen. Dort wird dich niemand finden.«
    Eine Stunde später – sie hatten den Wald hinter sich gelassen und einen Bach durchquert – näherten sie sich den Ruinen.
    Ein düsterer Anblick bot sich dem Jungen: eine wirre Anhäufung moosbewachsener Steine, hier und da durchsetzt von dichtem Gestrüpp und vereinzelten Bäumen.
    Hier ist es ja unheimlicher als in der Angstzelle der Polizei, dachte Chris. Allein würde ich um nichts in der Welt hierher kommen!
    Die Puschel fanden sich in diesem Chaos ausgezeichnet zurecht. Sie zeigten ihm, wo er durchschlüpfen konnte, warnten

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