Der Smaragdenregen
endlich wie ein Pfropfen aus der Öffnung katapultiert und landete, nachdem er einige Meter durch die Luft geflogen war, unsanft im Sand. Als der Staub sich gesetzt hatte, der ringsum aufgewirbelt worden war, bemerkte Chris, daß er sich unweit eines großen Felsens befand. Es war sehr still. Über seinem Kopf aber stand hoch am Himmel die Sonne und übergoß die Landschaft mit einem weichen silbrigen Licht.
AUF EINEM FREMDEN PLANETEN
Chris stand auf, klopfte den Sand aus seiner Kleidung und rieb sich das Hinterteil. Dieser Stein ist nicht gerade freundlich, dachte er gekränkt. Zuerst zieht er mich in irgendeinen Brunnen, und dann stößt er mich gegen meinen Willen an einem völlig unbekannten Ort wieder heraus. Ich muß unbedingt das Loch finden, aus dem ich geflogen bin. Es kann nur in dem Felsen vor mir sein, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
Chris starrte auf den Felsbrocken: keinerlei Spalt oder Öffnung!
Er versuchte, sich ihm vorsichtig zu nähern. Nach einigen Metern stellte er verwundert fest, daß sich der Fels plötzlich links von ihm befand, obwohl er direkt auf ihn zugegangen war. Er probierte es noch einmal, und diesmal ragte der riesige Stein überraschend rechts auf. Nach einigen weiteren erfolglosen Bemühungen mußte der Junge einsehen, daß es ihm nicht gelingen würde, an den Felsen heranzukommen.
»Die Sache ist klar«, murmelte Chris, »sie wollen mich nicht zurückkehren lassen.«
Die Hoffnung, wieder nach Hause zu kommen, schmolz dahin, und Chris begann verdächtig zu schniefen. Er war ganz allein, ohne Essen und Trinken, in einer fremden, silbrig schimmernden Wüste unter einer ungewöhnlichen Sonne.
Um sich wenigstens vor den Sonnenstrahlen zu schützen, hielt der Junge verzweifelt Ausschau. Doch außer seinem eigenen gab es nur den Schatten dieses unseligen Felsens. Chris grub hastig eine kleine Kuhle und legte sich hinein. Er schloß die Augen. Erschöpft von der Hitze und den Eindrücken des Tages, schlief er bald darauf fest ein.
Er erwachte mit dem Gefühl, daß jemand ihn anstarrte. Blinzelnd öffnete er die Augen.
Direkt neben seinem Zufluchtsort standen zwei Männer. Sie trugen lange blaue Uniformmäntel, blaue Barette und blaue Schuhe mit schwarzen Schnallen. Die gleichfalls bläulich schimmernde Haut ließ ihre Gesichter kalt und furchteinflößend erscheinen. Die Augen mit den schwarzen, reglosen Pupillen waren unverwandt auf ihn gerichtet. Ihre Blicke begegneten sich. Als sie bemerkten, daß der Junge erwacht war, fragte einer der Männer:
»Rangut Tar?«
Chris verstand nicht, kletterte aber aus seiner Kuhle, um nicht unhöflich zu erscheinen.
»Wang Tar?« fragte der Mann erneut.
Chris zuckte mit den Schultern:
»Ich verstehe Sie nicht. Ich heiße Christopher Tall und bin aus Kansas.«
Die Männer wechselten einen Blick, sprachen kurz miteinander und gaben dem Jungen ein Zeichen, ihnen zu folgen.
Chris war einverstanden. Wenigstens hatte er es mit lebendigen Menschen zu tun. Das war besser, als die Nacht allein an einem unbekannten Ort zuzubringen.
»Aber geben Sie mir bitte erst etwas zu trinken«, sagte er mit der entsprechenden Gebärde.
Der zweite Mann, offenbar ein Gehilfe oder Untergebener, schlug den Mantelschoß zurück, brachte eine flache quadratische Schachtel zum Vorschein und reichte sie dem Jungen.
Chris drehte sie unschlüssig in den Händen hin und her. Schließlich entdeckte er oben einen Knopf und eine kleine Öffnung.
Mal sehen, was das für ein Zeug ist, dachte er, letzten Endes will ich nicht verdursten. Er führte die Schachtel an den Mund und drückte auf den Knopf.
Die Flüssigkeit war kühl und schmeckte leicht säuerlich. Sie erfrischte augenblicklich die ausgedörrte Kehle und stillte den Durst.
Dann gingen sie los, zu einem Gefährt, das in der Nähe abgestellt war und an einen Hubschrauber erinnerte. Die Männer in den blauen Mänteln halfen Chris an einer Strickleiter hinauf und stiegen selber ein. Der Ranghöhere setzte sich ans Steuer.
Der Hubschrauber stieg auf, wendete und flog, nach der untergehenden Sonne zu urteilen, direkt nach Norden.
Chris schaute durchs Fenster, um sich die Route einzuprägen, doch ihm bot sich das stets gleiche, schon bekannte Bild: hier und da aufragende Felsen, vereinzelte Büsche und viel, viel Sand. Erst nach einer Stunde ungefähr tauchten vor ihnen irgendwelche Gebäude auf. Vom Äußeren und von der Farbe her besaßen sie Ähnlichkeit mit den Felsen.
Das wird eine Stadt sein,
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