Der Smaragdenregen
Ihm war noch gar nicht bewußt geworden, daß er offenbar als einziger die leisen und zum Teil anderen Wörter der Puschel vernahm.
»Wenn es so ist, weiß ich es selber nicht«, gestand er.
»Vielleicht ist bei euch Gedankenübertragung mit im Spiel«, überlegte Kau-Ruck. »In der Wissenschaft nennt man so etwas Telepathie.«
»Ich kenne ein paar Legenden, nach denen schon unsere Vorfahren mit Tieren reden konnten«, sagte Ilsor.
»Und ich habe in einem eurer Bücher gelesen, wie der Anführer der Menschen Gur und der Gebieter der Tiere Choo einen Pakt miteinander schlossen«, erinnerte sich Chris. »Hier sind die Tafeln übrigens.«
»Rätselhaft bleibt das trotzdem alles«, sagte Kau-Ruck nachdenklich. »Doch zurück zu den Smaragden. Was schlagen die Ranwische also vor?«
»Daß wir alle Fensterscheiben auf der Rameria zerschlagen und durch smaragdene ersetzen sollen«, erwiderte Chris. »Ein Jammer, daß ich mein Katapult zu Hause gelassen habe!«
»Augenblick, junger Freund«, unterbrach Ilsor ihn sanft. »Die Wirkung wäre zwar gut, doch wo nehmen wir die Edelsteine für das ganze Glas her?« Er überlegte kurz. »Aber Moment mal, vielleicht bringt uns der Gedanke doch weiter… Das Glas wird bei uns ja aus einer farbigen Masse hergestellt, die in riesigen Kesseln gekocht wird. Und wenn wir diesem Brei nun ein paar zermahlene Smaragde hinzufügen, eine Art Smaragdenstaub?«
Ilsor zog ein Stäbchen aus seiner Montur und begann ein paar chemische Formeln auf den Fußboden zu schreiben. Kau-Ruck schaute gespannt zu.
Als der Boden ringsum vollgemalt war, benutzte der Arsak die gegenüberliegende Wand. Der Pilot folgte ihm, leuchtete mit der Taschenlampe. Schließlich verschwanden sie sogar in dem Gang, der zum Labyrinth führte.
Chris und die Puschel blieben im Finstern zurück, rührten sich aber nicht von der Stelle. Sie fürchteten, die Formeln zu verwischen.
»Es klappt!« vernahmen sie endlich den erleichterten Ausruf Kau-Rucks.
»Selbst ein winziger Anteil des Smaragdenstaubs würde genügen, um die Glasmasse dahingehend zu verändern, daß sie sowohl auf die Menviten als auch auf die Arsaken wirkt«, erklärte Ilsor, als er wieder bei den anderen war. »Allerdings wird es sehr schwierig werden, sämtliches Glas auf dem Planeten zu zerschlagen, den Smaragdenstaub in die Kessel zu schmuggeln und…«
»Meine menvitischen Freunde werden den Arsaken mit Freude helfen«, versicherte Kau-Ruck.
»Und viele tausend Puschel auf der ganzen Rameria ebenfalls«, stimmten die Ranwische einmütig ein. Sie waren sehr zufrieden, ihren Teil beitragen zu können.
»Es ist wirklich ein Jammer, daß ich mein Katapult zu Hause gelassen habe«, wiederholte Chris. »Zum ersten Mal könnte ich nach Herzenslust und obendrein für einen guten Zweck Fensterscheiben zerschießen.« Der Junge bedauerte es ehrlich.
»Das schönste Katapult auf der ganzen Welt sollst du haben«, sagte lachend der Pilot.
»Wir sind so vertieft in unsere Unterhaltung, daß wir ganz vergessen haben, unseren neuen Freunden etwas zu essen zu geben«, sagte Ilsor auf einmal zu Kau-Ruck. »Wahrscheinlich haben sie seit dem Morgen noch keinen Bissen zwischen die Zähne gekriegt!«
Sie mußten nicht erst lange bitten. Chris und die Puschel griffen freudig zu und verputzten mit größtem Appetit, was die beiden Ramerier an Vorräten mitgebracht hatten.
DER SMARAGDENSTAUB
Nachdem sie ausführlich gespeist hatten, berieten sie erneut, und diesmal kreisten ihre Gedanken schon wieder um andere Dinge. Der Pilot Kau-Ruck schlug nämlich vor, in der Höhle den Stab für die Vorbereitung eines Aufstands einzurichten.
Anfangs, als sie mit der »Diavona« auf der Belliora weilten, war er noch nicht so offen gegen seine Landsleute, die Menviten, aufgetreten, obwohl er den Arsaken auch da schon geholfen hatte. Doch die Ereignisse nach ihrer Rückkehr auf die Rameria überzeugten ihn davon, daß die Freunde im Recht waren, und so beschloß er, sich endgültig auf die Seite der Arsaken zu schlagen.
»Im Labyrinth könnten sich alle Arsaken verstecken, die von der menvitischen Polizei gesucht werden«, schlug Kau-Ruck vor. »Hier wäre auch Platz für die Waffenlager und die Lebensmittelvorräte. Schließlich wird man nicht allein von der Luft satt, stimmt’s, Chris?« fügte er schmunzelnd hinzu, auf den Heißhunger des Jungen vorhin anspielend.
»Das ist wahr«, Ilsor lächelte. »Noch wird man tatsächlich nicht von der Luft satt.« Er legte die
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