Der Smaragdenregen
daß in diesem Haus der Menvit wohnte, der vor kurzem auf der »Diavona« zurückgekehrt war, und hatte auch begriffen, daß er ihn herauslocken sollte. Auf die uns schon bekannte Weise drang er leichtfüßig ins Haus ein, glitt lautlos durch alle Zimmer und Korridore, schaute auch in die dunklen Ecken, um festzustellen, ob nicht irgendwo eine Gefahr lauerte. Doch überall war es still und friedlich.
Kau-Ruck schlief in seinem Zimmer. Gou schlich zum Bett und fuhr ihm mit der Schwanzspitze solange übers Gesicht, bis der Pilot nach einem ärgerlichen Brummen niesen mußte und erwachte.
Kau-Ruck war sofort hellwach. Er hatte es sich in letzter Zeit angewöhnt, auf der Hut zu sein. Deshalb sprang er nicht etwa hastig vom Bett auf, wie das vielleicht ein anderer an seiner Stelle getan hätte, sondern öffnete nur einen Spaltbreit die Augen. Er wandte vorsichtig den Kopf und merkte, daß sich jemand im Zimmer befand. Als sich seine Augen ein wenig an das Dunkel gewöhnt hatten, sah er zu seiner Verblüffung einen Ranwisch auf seiner Bettdecke sitzen.
Gou, dem die Vorsicht des Piloten nicht entgangen war, sprang ein Stückchen zurück und pflanzte sich erneut vor ihm auf, wobei er ihn aufmerksam anschaute. Sein Blick, die angespannt-abwartende Haltung, der unruhig schlagende Schwanz erstaunten Kau-Ruck. Es schien, als wollte der Puschel ihm irgendetwas mitteilen. Er erinnerte an einen klugen Hund, der seinen Herrn aus einem wichtigen Grund mitten in der Nacht weckt.
Der Pilot stand vorsichtig auf, er wollte das Tierchen nicht erschrecken. Gou lief ein paar Schritte zur Tür, setzte sich abermals und sah den Mann erwartungsvoll an. Kau-Ruck erriet, daß er dem Puschel folgen sollte. Also zog er sich schnell an und ging mit ihm. Gou huschte voran, so als wollte er ihm den Weg weisen.
Kau-Ruck schob ganz leise den Türriegel zurück und trat auf die Straße. Der Ranwisch lief bis zur Hausecke, wo er stehenblieb. Ein merkwürdiges Tierchen ist das! überlegte er. Zu wem ruft es mich, zu Freund oder Feind? Doch die späte Stunde und die geheimnisvolle Art deuteten eher auf seine Freunde, die Arsaken, hin. Die Arsaken waren ja auch dafür bekannt, daß sie Tiere mochten und gut mit ihnen umgehen konnten.
Kau-Ruck bog entschlossen um die Ecke. Ein Mann kam ihm entgegen.
»Ilsor?!« entfuhr es dem Piloten.
Der Arsak legte den Finger auf die Lippen und lächelte.
Die Freunde umarmten sich herzlich. Ilsor erzählte Kau-Ruck von dem Steinchen mit dem Wort »Belliora«, das der Ranwisch ihm gebracht hatte. Kau-Ruck aber berichtete vom geheimnisvollen Verschwinden des Jungen aus dem Gefängnis der Menviten. Beide zweifelten nun nicht mehr daran, daß die Ranwische ihm zur Flucht verholfen hatten. Und ihnen war klar, daß sie das Kind unbedingt noch vor der Polizei finden mußten.
Der Pilot kehrte noch einmal ins Haus zurück, um ein paar notwendige Sachen zusammenzupacken. Gleich darauf war er wieder bei seinen Gefährten. Der Puschel aber griff zur gleichen List, die er schon in der Gefängniszelle des Jungen angewandt hatte: Er verschloß die Tür Kau-Rucks von innen. Dann liefen die drei zum Hubschrauber.
Zum Glück begegneten sie unterwegs niemandem. Kurze Zeit später waren sie am Helikopter angelangt. Ilsor steuerte die Ruinen des alten Schlosses an, wobei er möglichst hoch flog.
Sie wußten, daß man Kau-Ruck am nächsten Morgen vermissen und suchen würde. Deshalb mußten sie die Spuren, die zum Unterschlupf des Jungen führten, nach Möglichkeit verwischen.
Aus diesem Grund schaltete Ilsor, als sie kurz vor dem Ziel waren, den Hubschrauber auf automatische Steuerung um. So konnte die Maschine weiterfliegen, bis alle Energie verbraucht war. Sie selbst ließen sich an einer Strickleiter herunter und sprangen aus zwei Metern Höhe ab. Auf diese Weise konnte sich niemand verletzen. Die Strickleiter, von ihrem Gewicht befreit, rollte sich automatisch wieder auf, und der Hubschrauber schwebte davon.
Nun hing alles vom Puschel ab! Wenn die Vermutung des Arsaken richtig war, mußte der Junge sich in der Nähe versteckt halten. Hatte Ilsor sich dagegen geirrt, waren sie verloren. Schon bald mußte es hell werden, dann würden die Patrouillen sie sofort entdecken!
Gou schien ihre Unruhe zu verstehen und rannte zielstrebig vor ihnen her. Nur von Zeit zu Zeit schaute er sich um, vergewisserte sich, daß sie nicht zurückblieben. Kurze Zeit später langten sie am Eingang zur Höhle an und befanden sich bald in dem
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