Der Smaragdenregen
die Frage, wie man dem Jungen helfen konnte, nach Hause zurückzukehren. Davon hing schließlich auch die Befreiung der Arsaken ab. Sie waren ja den hypnotischen Blicken der Menviten ausgeliefert, konnten der Unterwerfung nur durch die geheime Wirkung der Smaragde entgehen. Wenn es gelang, eine Verbindung zwischen Erde und Rameria herzustellen, würden die Freunde aus dem Zauberland bestimmt die notwendigen Edelsteine heranschaffen.
Allerdings war nicht im entferntesten daran zu denken, diesen Tunnel zu erkunden, solange sie von der Polizei der Menviten gesucht wurden. Die Männer und der Junge brauchten sich bloß in der Wüste sehen zu lassen, schon würden sie entdeckt und festgenommen werden.
Und schlimmer noch, Tin Arg würde sich ganz bestimmt dafür interessieren, was sie an jener Stelle zu suchen hatten, wo der Junge von der Belliora aufgetaucht war. Hätten die Menviten aber erst einmal den rätselhaften Tunnel entdeckt, drohte dem Zauberland früher oder später Unheil. Solange die Macht in den Händen des Obersten Gebieters und seiner Helfer lag, mußten sich die drei von jenem Felsen in der Wüste fernhalten.
Es war wie verhext: Wenn Chris nicht nach Hause kam, erfuhren die Bewohner des Zauberlandes gewiß nie etwas von dem Tunnel und konnten den Arsaken folglich nicht helfen. Andererseits vermochte Chris nicht zurück zur Erde zu gelangen, solange die Menviten die Macht hatten!
Über diese verzwickte Lage dachten die sechs in der Höhle also verzweifelt und lange nach.
Endlich sagte als erster Kau-Ruck:
»Ihr wißt alle, daß die Smaragde die Willenskraft der Arsaken stärken. Aber ist euch auch ihre Wirkung auf die Menviten bekannt? Als mir die Bewohner des Zauberlandes einmal einige dieser Edelsteine schenkten, hatte ich sofort das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun. Eine gewisse Anzahl Smaragde besitzen wir ja. Wenn es nun aber zu wenige sind, um alle Arsaken damit auszustatten, wäre es dann nicht besser, sie an die Menviten zu verteilen? Sie sind doch in der Minderheit! Ich bin überzeugt, unter dem Einfluß der Edelsteine würden sie es aufgeben, die Angehörigen eures Volkes weiterhin zu tyrannisieren.«
»Nein, mein lieber Kau-Ruck«, erwiderte nach kurzem Überlegen Ilsor. »Das klappt nicht. Ich kenne manchen ehrlichen Mann unter den Menviten, doch um die Herzen und die Blicke eurer Führer zu erweichen, würde selbst ein ganzer Berg von Smaragden nicht reichen! Sie sind durch und durch böse und gierig. Die Reichen würden den einfachen Leuten die Steine wegnehmen und in ihre eigenen Truhen wandern lassen. Dann hätten die Arsaken nicht nur ihre Zaubersteine, sondern auch die letzte Hoffnung auf Freiheit verloren.«
»Ich hab’s!« rief plötzlich Chris aus. »Wir müssen die Menviten täuschen, so wie das seinerzeit der Große und Schreckliche Zauberer Goodwin mit den Bewohnern der Smaragdenstadt getan hat. Wenn sie alle Brillen mit Smaragdengläsern aufsetzen, können sie die Arsaken nicht mehr hypnotisieren, und die sind vom Zauberbann befreit.«
»Bravo, Chris!« rief Ilsor. »Eine gute Idee. Aber wie sollen wir den Menviten solche Brillen schmackhaft machen? Sie werden merken, daß die Arsaken ihnen dann nicht mehr gehorchen.«
»Das könnten wir durch eine List erreichen«, ließ sich wieder Kau-Ruck vernehmen. »Die Arsaken müßten einige Zeit so tun, als würde die Hypnose noch stärker auf sie wirken. Wenn schließlich der Oberste Gebieter Guan-Lo vom Wert der Brille überzeugt wäre, würden die anderen seinem Beispiel von ganz allein folgen. Es würde zur Mode werden. Liefe jemand ohne die Brille herum, hätte er einen schlechten Geschmack…«
Chris spürte, daß die Puschel ebenfalls einen Vorschlag machen wollten, sie redeten alle durcheinander auf ihn ein:
»Hör zu, Chris! Und wie wär’s, wenn man überall ihre Fensterscheiben zerschlagen und sie durch smaragdene ersetzen würde? Dann käme kein Menvit mehr auf schlechte Gedanken, weder zu Hause, noch auf der Arbeit, noch im Hubschrauber.«
»Diese Puschel sind vielleicht Schlauberger!« rief Chris begeistert. »Wenn das kein Einfall ist!«
Kau-Ruck und Ilsor beobachteten verblüfft, wie sich der Junge mit den Ranwischen unterhielt.
»Erklär uns bitte, Chris, wie du dich mit ihnen verständigst«, sagte Ilsor.
»Na, wie mit Ihnen«, antwortete Chris verblüfft. »Das hören Sie doch.«
»Nein, wir hören nur dich. Bei ihnen ist es höchstens ein Wispern.«
Chris sah die beiden Ramerier verständnislos an.
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