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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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mit einer großen Decke wieder da, die er vom Tisch gezogen hatte.
    Viola begriff sofort. Sie faßten die Decke jeder an zwei Enden, zogen sie straff und brachten das Wölkchen auf diese Art, wie in einem Fischernetz, zur Lichtung.
    »Klasse!« riefen beide wie aus einem Mund, als das geschafft war.
    Sie hängten das Wölkchen über der Lichtung auf, wie es sich gehörte, und traten ein Stück zurück, um ihr Werk zu betrachten.
    Damit wären Erde und Himmel wieder an ihren angestammten Plätzen, dachte Kostja befriedigt. Sonst hatte man ja trotz allem das Gefühl, mit dem Kopf nach unten rumzulaufen.
    Bald darauf waren auch die übrigen Dinge zurechtgerückt: Tisch und Stühle standen mitten auf der Wiese, die Kuckucksuhr hing an einer imaginären Wand, das Bilderbuch lag auf dem Tisch. Aus den Ziegelsteinen und Brettern hatte Kostja einen Kamin gezimmert, auf den er die Lampe mit dem Schirm stellte. Jedenfalls glaubte er, daß es ein Kamin war. Viola allerdings hielt das Ganze eher für eine Hundehütte, doch sie wollte ihren neuen Freund nicht betrüben und klatschte Beifall:
    »Wirklich super. Wie in einem altertümlichen Schloß!«
    Nun war der Krake an der Reihe. Sie beschlossen, ihn im Wasserfall unterzubringen. Kostja näherte sich ihm mit einiger Vorsicht, er war auf der Hut. Viola dagegen packte den Ärmsten forsch bei seinen Tentakeln und schleppte ihn hinter sich her zum Bach. Den Jungen wunderte es mächtig, daß der Krake sich kein bißchen widersetzte und keinerlei Anstalten machte, sie mit seinen Fangarmen zu umklammern. Er hielt nur mit aller Kraft sein Stück Meereswoge fest und musterte die Kinder neugierig aus seinen runden, starren Telleraugen. Als Kostja merkte, daß der Achtfüßer sich durchaus freundlich verhielt, wurde er mutiger und begann Viola zu helfen, indem er den merkwürdigen Gesellen sacht von hinten anstieß.
    Alles ging gut, bis die Kinder den Bach erreichten. Als sie aber versuchten, den Kraken ins Wasser zu zerren, weil sie meinten, ihm damit einen guten Dienst zu erweisen – Nässe war schließlich das Lebenselement dieser Tiere –, widersetzte er sich ganz entschieden. Er begann wild mit den Fangarmen zu rudern und den Mund zu verziehen, so daß die beiden erschrocken zurückprallten.
    Kostja verspürte auf einmal das ihm schon bekannte Prickeln in seinem Innern.
    »Ich bin doch kein Frosch, der sich im Süßwasser tummelt!« hörte er den Octopus protestieren. »Wir Kraken sind Meeresbewohner, und man nennt uns nicht von ungefähr die Primaten des Meeres. Wenn ihr mich in euren Bund aufnehmen wollt, freut mich das schon, doch ein gemütliches Plätzchen will ich mir selber aussuchen. Das Wasser, das für mich notwendig ist, habe ich bei mir, und zwar nicht irgendein versumpftes Süß-, sondern richtiges Meereswasser!«
    Der Krake war sichtlich stolz auf diese Tatsache.
    Viola starrte das sonderbare Geschöpf, das sich so plötzlich widersetzte, verwundert und ungläubig an, und Kostja begriff: Auch sie hatte die Vorwürfe des Achtfüßers vernommen.

    Unterdessen kroch der Krake, der die Debatte für beendet hielt, behende zur Lichtung hinüber, indem er geschickt seine Tentakel gebrauchte. Dort schaute er sich aufmerksam um und verschwand dann mitsamt seiner Meereswoge im Kamin.
    »Das ist ein feines Plätzchen!« hörten ihn die Kinder ausrufen. »Es erinnert mich stark an meine heimische Grotte, in der ich nicht wenige angenehme Stunden verbracht habe.«
    Die Kinder wechselten einen Blick, gingen dann gleichfalls zu dem Hundehütte-Grotten-Kamin und hockten sich davor.
    »Bitte entschuldige, daß wir dich in dem Bach ansiedeln wollten«, sagte das Mädchen schuldbewußt. »Wir dachten, es wäre so am besten für dich.«
    »Ich bin euch deswegen nicht böse«, erwiderte der Krake. »Woher sollten Landbewohner wie ihr wissen, daß ich Süßwasser verabscheue?«
    »Wie heißt du eigentlich?« fragte Kostja und steckte neugierig den Kopf in den Kamin.
    Der Krake bewegte mehrmals den Mund, wobei so etwas wie ein »Pram-tam-tim« herauskam.
    »Das ist aber ein langer Name!« rief Viola. »Wir werden dich einfach Prim nennen.«
    »Einverstanden, meinetwegen einfach Prim«, stimmte der Krake gutmütig zu. »Das gefällt mir und erinnert mich ein bißchen an Primat… Nun, eure Namen kenne ich bereits, ihr heißt Kostja und Viola. Ich denke, wir werden uns gut vertragen!«
    Prim entschloß sich, kurz von seiner Woge abzulassen, und steckte den Kopf aus seiner Behausung.
    »Was

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