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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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gedenkt ihr weiter zu tun?« fragte er. »Ich würde meinen, ihr habt hier schon ganz schön für Ordnung gesorgt.«

DER SYNCHROTUNNEL
    Die Kinder warfen einen Blick in die Runde. Statt der chaotischen Zustände, die sie vorgefunden hatten, bot sich ihren Augen nun ein durchaus sympathisches Bild. Da waren die grüne Waldlichtung, der kleine Bach, das leichte Federwölkchen. Das alles erinnerte Kostja plötzlich so sehr an sein Dorf zu Hause auf der Erde, daß seine Augen verdächtig feucht wurden. Er wandte sich schnell ab, damit Viola es nicht bemerkte – das fehlte noch, vor einem Mädchen heulen! Ob ich jemals wieder dorthin zurückkehre, wo alles echte Natur ist, dachte er: der Wald, das Flüßchen, der Himmel, die Sonne?
    Viola hatte bemerkt, daß der Junge traurigen Gedanken nachhing. Um ihn abzulenken, sagte sie:
    »Erzähl mal, wie du eigentlich ins Elmenland gekommen bist.«
    Sie machten es sich auf einer kleinen Bank vor der Grotte bequem, aus der der Krake hervorlugte, und Kostja begann seine Abenteuer zu schildern. Er fing beim Papierdrachen an und berichtete bis hin zu jener seltsamen Empfindung, die ihn glauben ließ, in zwei Teile zu zerfallen.
    Viola und Prim hörten aufmerksam zu, stellten nur hin und wieder ein paar Fragen. Zum Beispiel wollten sie Genaueres über die Todesschlucht und das Flüßchen Smorodinka wissen.
    Als der Junge seinen Bericht beendet hatte, sagte Viola:
    »Weißt du übrigens, daß sich dein Doppelgänger, der andere Kostja Talkin, in diesem Augenblick auf meinem Heimatplaneten befindet?«
    »Auf deinem Heimatplaneten?«
    »Ja, ich komme von der Irena«, erwiderte das Mädchen.
    Der Junge sah sie verblüfft an.
    »Dein und mein Planet sind durch einen Schacht verbunden, den wir Synchrotunnel nennen«, erklärte Viola. »Wenn ein Mensch von der Erde, auf welche Weise auch immer, dort hineingerät, zerfällt er unweigerlich in zwei Teile. Seine eine Hälfte gelangt hierher, ins Elmenland, die andere zu uns, auf die Irena. Dabei bleiben beide Hälften miteinander verbunden, können aber auch für sich allein existieren. Wenn es dem Erdenmenschen nun nicht gelingt, die Irena wieder zu verlassen, oder wenn ihm irgendein Unglück zustößt…«
    Viola sah, daß ihr Freund jäh erschrak, und berichtigte sich hastig:
    »Entschuldige, ich habe natürlich nicht von dir gesprochen. Ich bin fest davon überzeugt, daß dir nichts Schlimmes passiert. Ich wollte einfach erklären, was es mit der Verbindung zwischen dir und deinem Doppelgänger auf sich hat.«
    Sie schwiegen eine Weile, dann fuhr sie fort:
    »Eins solltest du allerdings noch wissen, Kostja. Wenn es deinem Doppelgänger auf der Irena nicht gelingt, zurück in den Synchroschacht zu gelangen, kann es passieren, daß du für immer im Elmenland bleibst. Schafft er es aber, den Tunnel zu erreichen, wozu er all seine Kraft und List braucht, werdet ihr hier wieder zu einer Person, und du kannst zurück nach Hause, auf die Erde.«
    Das Mädchen wollte Kostja im Moment nicht weiter beunruhigen, deshalb verschwieg sie, daß es seinem Doppelgänger wohl schwerlich gelingen würde, die Irena zu verlassen. Denn er stand dort unter starker Bewachung, nicht einmal eine Maus hätte an seiner Stelle entwischen können.

    Kostja verstand nicht das geringste, er machte bei den seltsamen Worten des Mädchens nur runde Augen. Schließlich fragte er:
    »Und wie bist du selbst ins Elmenland geraten, Viola? Hat es dich auch in diesen… diesen Synchrotunnel verschlagen? Übrigens… weshalb nennt ihr ihn eigentlich so?«
    »Laß mich der Reihe nach erzählen. Die Sache verhält sich so: Wärst du zum Beispiel direkt auf die Irena gekommen, also ohne den Tunnel zu passieren, hätte es eine gewaltige Explosion gegeben. Deine Körperwellen wären dann in sämtliche Richtungen davongestoben, hätten die Verbindung untereinander unweigerlich verloren. Die Irena ist nämlich ein Planet der Antiweit!«
    »Mit anderen Worten, ich hätte meine Knochen einzeln zusammensuchen können«, sagte Kostja kopfschüttelnd.
    »Ja, so kann man es ausdrücken. Kurz, dieser Tunnel ermöglicht es, daß man die Antiweit unbeschadet erreicht. Dadurch ist auch dein Doppelgänger heil und unversehrt zur Irena gelangt. Angenommen, du hättest jetzt irgendwelche Wehwehchen, dann hätte der andere Kostja sie gleichfalls!«
    Auf diese Bemerkung hin überprüfte der Junge in Gedanken sofort, ob er auch völlig in Ordnung war. Abgesehen von dem totalen Durcheinander in seinem

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