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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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müssen wir die Erde neu erschaffen«, schlug Kostja vor. »Ich meine, wir brauchen einen Boden, auf dem alles stehen soll. Dazu müßten wir die kleine Waldlichtung von da oben herunterholen und sie möglichst glatt ausbreiten. Allerdings hab ich keine Ahnung, wie wir mit ihr fertig werden sollen. Nach ihrer Größe zu urteilen, wiegt sie viele hundert Kilogramm!«
    »Du bist vielleicht ulkig!« rief Viola aus. »Hast du schon wieder vergessen, daß wir Elme uns überallhin versetzen können? Wir brauchen diese Lichtung überhaupt nicht anzurühren! Los, gib mir deine Hand, wir schauen sie uns ein bißchen genauer an.«
    Kostja kam gar nicht erst dazu, sich auszumalen, wie ihn seine Mitschüler hänseln würden, wenn sie ihn hier sehen könnten, mit einem Mädchen, das ihn an der Hand führte! Er konnte sich auch nicht vorstellen, wie sie beide auf diese grüne Wiese da oben gelangen sollten. Doch Viola spazierte mit ihm seelenruhig, als würden sie sich auf festem Grund bewegen, durch den leeren Raum geradenwegs zur Lichtung. Dann drehten sie sich, so daß sie eigentlich hätten mit dem Kopf nach unten hängen müssen, doch siehe da: Das Gras befand sich zu ihren Füßen, die Baumkronen waren oben.
    Von nahem sah diese Wiese noch viel prächtiger aus. Sogar ein kleiner Bach plätscherte munter dahin…
    Doch als Kostja genauer hinschaute, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen! Der Bach hing als festes, sich in vielen Windungen dahinschlängelndes Band völlig im leeren Raum! Er stürzte aus dem Irgendwo von oben herab, ergoß sich fast senkrecht zur Lichtung und verschwand später mir nichts, dir nichts im Boden. Bei all dem wirkte er aber nicht etwa reglos oder erstarrt, sondern schien aus sehr lebendigem und sogar rauschendem Wasser zu bestehen.
    Kostja war so in diesen seltsamen Anblick vertieft, daß ihn Viola in die Wirklichkeit zurückrufen mußte:
    »Wir fangen mit dem Flüßchen an«, sagte sie, »das rücken wir als erstes zurecht. Ich glaube, das dürfte nicht allzu schwer werden.«
    Das Mädchen packte den Bach entschlossen mit beiden Händen in der Mitte und zog ihn zu sich heran. Er beschrieb nun eine Krümmung und erinnerte an einen Kater, der wütend einen Buckel macht.
    »So hilf mir doch, Kostja! Was stehst du rum wie ein Pfahl, du siehst doch, daß er sich sperrt!«

    Der Junge faßte zögernd mit an und spürte augenblicklich die schnelle Strömung und die Kühle des Wassers. Zu zweit gelang es ihnen schließlich nach einigen Mühen, den widerspenstigen Bach zu bändigen und ihn so zu legen, daß er einigermaßen normal dahinfließen konnte. Freilich blieb am Ende ein Stück von etwa zwei Metern Länge übrig. Doch Kostja kam auf die glänzende Idee, diesen Rest in einen Wasserfall umzuwandeln. Er hob ihn auf seinen ausgestreckten Armen einfach in die Höhe und ließ ihn dann los.
    »Na bitte, das hätten wir«, sagte Viola und hauchte ihre klamm gewordenen Finger an. »Als wäre dieser Bach schon immer so geflossen. Das mit dem Wasserfall hast du dir übrigens prima ausgedacht!«
    »Stimmt, das haben wir ganz gut hingekriegt«, warf Kostja lässig hin, bemüht, sich seine Freude über das Lob nicht anmerken zu lassen.
    »So, und jetzt die Wolke!« befahl das Mädchen.
    Kostja, der die neue Methode der Fortbewegung inzwischen recht gut beherrschte, folgte Viola nun selbständig zur Wolke. In gewisser Weise ging das sogar fast leichter als auf der Erde. Man mußte nur genau wissen, wohin man wollte und was man vorhatte. Das ist beinahe wie im Märchen, dachte Kostja: Man wünscht sich etwas ganz stark, und schon bekommt man es.
    Diesmal sahen sie sich allerdings einer unverhofften Schwierigkeit gegenüber. Das Wölkchen war so leicht und körperlos, daß es ihnen einfach durch die Finger glitt und sich kein Stück von seinem Platz wegrührte.
    Sie versuchten alles mögliche, doch die eigenwillige Wolke ließ sich weder in die Arme nehmen noch durch Pusten wegschieben. Im Gegenteil, die beiden erreichten nur, daß sie in Fetzen auseinanderriß.
    »Auf diese Weise stehen wir am Ende noch ohne Wolke da«, sagte Kostja, »wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
    Nachdenklich wühlte er in seinen störrischen Haaren. Es soll ja vorkommen, daß kluge Gedanken auf diese Art Hilferuf reagieren und sich hervorlocken lassen, wenn ihr Herr in Not ist. So geschah es auch diesmal.
    Ohne Viola ein Wort zu sagen, stürzte Kostja zurück zur Lichtung mit den vielen Gegenständen. Gleich darauf war er

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