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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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die Welt untergeht, weil Mary samstagabends alleine zu Hause sitzt, während Joe es mit ihrer besten Freundin nicht etwa treibt, sondern auf ‘ne Party gegangen ist? Gut, dass damit seit Sgt. Pepper Schluss ist. Jetzt zählt die Langspielplatte, nicht mehr die Single, die ‘n rein kommerzielles Produkt war. Mit Singles beuten die Plattenfirmen Künstler und Fans aus. Endlich hat sich die Kunst durchgesetzt. Das haben wir den Beatles und Bob Dylan zu verdanken. Die haben deine Dreiminutensong erledigt.”
    Gill stöhnte. “Du bist ganz schön naiv. Die Musikboxaufsteller haben die dreiminütige Single durchgesetzt! Geht schließlich von ihrem Geld ab, wenn du in der Musikbox für... sagen wir fünfzig Cents Lady of the Lowlands oder was von Grateful Dead drücken kannst. Die Discotheken haben die Musikbox gekillt. Und die Milchbars, in denen die Boxen für die Teenies rumstanden. Die Diskotheken haben die Langspielplatte durchgesetzt - nicht Bob Dylan oder die Beatles. In Discos brauchst du nicht für Musik zahlen. Die ist gratis. Dafür bezahlst du Eintritt und teure Getränke. Damit du als Betreiber keinen Discjockey brauchst, legst du alle halbe Stunde ‘ne LP auf. Das rechnet sich. Die Plattenfirmen hatten... ich meine haben... diesen Markt längst entdeckt. Von wegen: ‘Die Künstler haben sich durchgesetzt’.”
    Taverner gefiel das nicht. “Wir müssen unsere eigenen Plattenfirmen gründen, damit das Establishment nicht von uns profitiert. Dann werden die Platten auch billiger. Viele Gruppen würden sogar umsonst spielen.”
    “Klar, bis Decca oder EMI mit einem dicken Vertrag winken.”
    “Ich rede nicht von kommerziellen Gruppen wie den Rolling Stones. Ich meine wirklich progressive Musik von Airplane, 13th Floor Elevator, Moby Grape, Steve Miller Band oder Electric Prunes. - Na, egal. Was soll ich auflegen? Du bist mein Gast.”
    Monika folgte dem Gespräch verständnislos. Gill nahm einen Schluck Tee. Er schmeckte grässlich. “Wir wollen uns nicht gegenseitig ärgern. In beschissenen Zeiten erinnert uns ein Song daran, dass bessere Zeiten möglich sind. Versuchen wir es mit ‘nem Kompromiss: Wie wäre es mit der Chocolate Watch Band?”
    Taverner strahlte. “Du bist doch nicht so borniert. Aber nicht Misty Lane. Ich spiel keine Singles.”
    “Schade. Wie ist es mit The Inner Mystique?”
    “Bisher ihre beste!” Taverner ging zum Schallplattenregal, und Gill schnitt eine Grimasse in Monikas Richtung. Taverner legte die Platte auf. Östlich angehauchter Metal-Rock erklang. Gill konnte es nicht lassen: “Zwei der besten Stücke auf der Scheibe sind Singles. I’m Not Like Everybody Else hat Ray Davies für seinen Bruder geschrieben. Und I Ain’t No Miracle Worker war ursprünglich von den Brogues.”
    “Der Davies-Song klingt wie ‘n Biermantra”, konterte Taverner.
    Gill fühlte sich entspannt. Durch das Fenster erblickte er eine friedliche weiße Welt. “Lass uns einen durchziehen, Mann.”
    Taverner schaute ihn belustigt an und holte ein Holzkistchen hervor. Das Zigarettenpapier war mit der amerikanischen Flagge bedruckt. Schnell und geschickt drehte er ein Dreiblatt und fummelte einen vorbereiteten Filter in das Ende. “Willst du anzünden?”
    “Mach nur.”
    Taverner erhitzte die zugedrehte Tütenspitze, bis sie abfiel. Dann entzündete er den Joint und nahm tiefe Züge. Er reichte ihn Monika. Sie nahm einen tiefen Zug und gab ihn dann Gill. Würziger Rauch zog durch den Raum.
    “Schwarzer?”
    “Was ganz besonderes. Indischer Tempel-Shit.”
    “Oh, Mann. Habe ich noch nie geraucht.”
    “Haut fürchterlich rein. Aber angenehm.”
    Die Musik ließ alle irdischen Fesseln hinter sich und glitt in andere Sphären. Eine Weile lauschten sie stumm den Klängen. Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Das diesseitige Zeitmaß war aufgehoben. Dann begann das alberne Spiel der Musik-Freaks.
    Taverner: “Wenn du schon so schräg drauf bist: Sagste mir deine Top-Ten-Singles?”
    Gill sog die verqualmte Luft des Raumes in die Lungen. “Ich vergess immer einige meiner liebsten Songs bei solchen Spielen.”
    “Mach schon. Aber nur bis 69.”
    “Paint it Black von den Stones, Please Don’t Touch von Johnny Kidd & Pirates, Little Diane von Dion, Lies von Remo Four, Dead End Street von den Kinks. Von Stones, Kinks und Johnny Kidd könnte ich schon zwanzig Lieblingssongs nennen.”
    “Weiter. Nur ein Song von jeder Gruppe.”
    “Positively 4th Street von Dylan, Keep Searchin’ von Del

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