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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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rannte einen weiteren Hang hinunter und kam in ein Tal. Im Sommer diente diese mondbeschienen Wiese als Viehweide. Ein reißender Bach floss mitten hindurch.
    Rechts von ihr war eine Holzbrücke. Sie lief darauf zu. Sie sank noch tiefer in den schlammigen Boden. Die schlickige, weiche Wiese war ihr Freund, denn ein schweres Ungetüm wie Schmidt würde noch tiefer einsinken und langsamer vorankommen. Alexa war zwar durchtrainiert, aber das Monster schien Muskeln und Sehnen aus Stahl zu haben. Sie erreichte die Brücke und blickte sich um. Sie befürchtete, Schmidt jeden Moment aus dem Wald kommen zu sehen. Zwischen den groben Holzplanken der wackligen Brücke sah sie unter sich die Gischt des angeschwollenen, schnell dahinfließenden Baches. Als sie die Mitte erreicht hatte setzte sie sich hin und machte sich so klein wie möglich.
    Hektisch löste sie den Strumpfhaltergürtel. Von den Seidenstrümpfen war nicht viel übrig geblieben. Sie knotete ein Ende des Gürtels um einen Pfahl, der das Geländer aus rohen Holzbalken stützte. Sie wollte das andere Ende am gegenüberliegenden Pfahl verknoten, aber der Strumpfhalter war zu kurz. Sie löste den Gürtel mit dem Pistolenholster und verknotete ihn mit dem Strumpfhalter. Jetzt war das Behelfsseil lang genug.
    “Ich sehe dich, mein kleiner Liebling!” Wie ein Büffel brach Schmidt aus dem Wald und lief über die Wiese auf die Brücke zu. Alexa hatte in Kniehöhe Gürtel und Straps über die Brücke gespannt, raffte sich auf und lief ans Ende. Fast wäre sie auf dem feuchten Holz ausgerutscht. Schmidt erreichte die Brücke, als sie auf die Wiese sprang und auf den Wald zulief. Sie drehte sich um. Schmidt trampelte über die Holzplanken. Er schaute nicht nach unten, stolperte über die Bespannung. Ein Aufschrei. Holz splitterte.
    Schmidt krachte gegen das Geländer. Der Balken hielt seinem Gewicht nicht stand, und er kippte mit dem gesplitterten Holz in den Bach hinein. Ein unmenschlicher Schrei dröhnte über die Wiese. Alexa blieb stehen. So ein Sturz hätte selbst Frankensteins Monster schwer verletzt. Vielleicht hat sich das gesplitterte Geländer in seinen Körper gebohrt, dachte sie. Wenn der reißende Bach seinen Körper wegtrieb, war sie gerettet. Inzwischen mussten auch die ersten Streifenwagen den Opel erreicht haben. Man suchte bestimmt schon nach ihr. Sie atmete tief durch. Die Kehle schmerzte noch immer. Aber sie bekam Luft. Schmidts Quetschungen würden keine bleibenden Schäden hinterlassen. Ihre gerade noch empfundene Angst und Panik wichen hysterischer Freude.
    Aber nur für einen Augenblick. Eine Hand streckte sich aus dem Wasser und krallte sich in den Wiesenrand..
    Entsetzt sah sie, wie Schmidt sich aus dem Wasser zog. Er fluchte. Die Riesenpranken in den Boden gegraben, schob er sich Zentimeter für Zentimeter aus dem Bach. Alexa sah nicht länger zu. Sie lief los. Tränen der Enttäuschung wehte der Wind von ihrem Gesicht. Sie überquerte die Wiese, tauchte wieder in den Wald ein. Ihre Kräfte schwanden. Sie musste sich ausruhen. Sie brach richtungslos taumelnd durch die Büsche. Vor ihr erhob sich ein dichtes Gestrüpp. Sie kroch hinein, immer weiter. Dann legte sie sich erschöpft auf den Bauch. Für einen Moment war ihr alles egal. Ruhe, endlich Ruhe.
    Mit jedem Atemzug kehrte etwas Überlebenswillen zurück. Sie drehte sich um. Das Gestrüpp umschloss sie wie eine Höhle. Sie empfand weder Nässe noch Kälte. Sie wollte hier nur den Rest ihres Lebens friedlich liegen bleiben. Wie konnte diese Schreckensgestalt den Sturz in den Bach so einfach überstehen? Irrationale Ängste griffen nach ihr. Die Hölle hatte ihn ausgespuckt, um sie zu holen. Ein Racheengel hatte ihn geschickt, um sie für ihre Ausschweifungen zu bestrafen. Für Hauptkommissarin Alexa Bloch war die Welt dunkel geworden. Ihre Muskeln schmerzten. Der Adrenalinausstoß ließ nach. Plötzlich ein Knacken. Alexa war elektrisiert. Sie kämpfte ihre Angst nieder. Passivität war die Garantie für Niederlage. Sie kroch ein paar Meter zurück. Behutsam schob sie Zweige beiseite.
    Sie sah Schmidt mit vorgebeugtem Kopf nach Spuren suchen. Er hatte ihre Pistole in der Hand. Nicht mal die Waffe hatte er im Bach verloren! Alexa hätte vor Wut heulen können. Er bewegte sich in ihre Richtung, zog die Luft durch seine breiten Nasenflügel ein. Es hätte sie nicht überrascht, wenn er sie tatsächlich gewittert hätte. Sie zog sich vorsichtig zurück. So leise wie möglich durchbrach sie die

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