Der Sodom Kontrakt
Rathausplatz nicht hinkriegen, sind Sie weg, Neuhaus. Es geht um viele Millionen, und ich stehe im Wort. Dann können Sie sich auf Ihr Bundestagsmandat beschränken und neben dem Bürgermeisteramt sind Sie noch ein paar Pöstchen los. Sie haben sowieso zu viele. Haben Sie keine Angst vor dem Vorwurf der Ämterhäufung?”
Neuhaus versuchte selbstsicher zu wirken. “Nicht in Witten. Hier können wir machen, was wir wollten. Die paar Grünen nimmt doch keiner ernst, und eine PDS-Opposition wird es nie geben. Ich bin seit zwanzig Jahren Bürgermeister und habe bisher alles im Griff gehabt, oder?”
“Nur nicht zu sicher sein, Sie kleiner Provinzfürst. In der Partei sind Sie nicht unumstritten. Und mit Ihrem potentiellen Nachfolger verstehe ich mich ganz gut.”
“Ein Lehrer, Herr Doktor! Ein Lehrer wird nie das Ganze so im Blick haben wie ein Politiker, der das Geschäft von Kindesbeinen an gelernt hat.”
“Vielleicht, mein Lieber.”
“Ich kann noch viel gutes für die Menschen in dieser Stadt tun._
“Wir sind alle Profis. Lassen Sie die Show im Kasten, Neuhaus. Ich erwarte, dass Sie mir in den nächsten Tagen Vollzug melden, was die Vernichtung der Erpresserfotos betrifft.”
“Natürlich. Mein Mann hat die Angelegenheit so gut wie erledigt. Haben Sie eigentlich nie Angst, dass man sie auf das Titelblatt des Spiegel setzt?”
“Ich bin ein großer Fisch, viel zu glitschig, um festgehalten zu werden. Es war ein warmherziges Gespräch, das mir große Freude gemacht hat. Ganz ehrlich: der Tod unseres Freundes Lambert war eine sensible Lösung für viele Probleme. Sie haben die richtigen Konsequenzen gezogen. Eines Macchiavelli würdig. Hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Das Bekennerschreiben war wunderbar. Es hilft Ihnen nicht nur bei der Bürgerabstimmung, sondern sorgt auch dafür, dass wir überparteilich unsere Bemühungen im Kampf gegen extremistische Gewalt intensivieren müssen. Hut ab. Sie haben sich anscheinend eine effektive Infrastruktur für Ihre Machtbasis geschaffen. Da wird es der Lehrer schwer haben.”
“Der ist jetzt schon Geschichte.”
Veighans sah Neuhaus scharf an: “Vorsicht! Nicht zu viele Todesfälle. Das ist immer ein Zeichen von Schwäche. Jede andere Problemlösung ist mir lieber.”
“Aber manchmal geht es nicht anders. Siehe Belgien...”
Veighans war schon fast durch die zu schmale Tür. “Manchmal geht es nicht anders. In letzter Zeit wird zuviel gestorben. Wir müssen wieder Ruhe ins System kriegen. Laden Sie mich doch mal zu einem Vortrag ein. Ich nehme hunderttausend für mein Referat Europa auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Ich freue mich immer über ein bisschen Extrageld.”
“Sehr gern.”
Veighans schlug seinem Leibwächter jovial auf die Schulter. “So, Dirk. Wollen doch mal sehen, welche Fortschritte mein Böötchen macht.”
KAPELLEN. Sie erreichten Kapellen in völliger Dunkelheit. Als Gill auf die Klingel von Klebers Haus drücken wollte, wusste er, dass etwas nicht stimmt. Er schickte Monika zum Auto zurück. Dann ging er um das Haus herum. Er zwängte sich leise durch die Büsche hinter dem Haus. Sie waren nass von der Schneeschmelze. Der Hintereingang war geöffnet. Ein Blick aufs Schloss zeigte Gill, dass es verschrammt war. Jemand war in Klebers Haus eingedrungen. Vorsichtig tastete er sich mit gezückter Pistole in die Dunkelheit. Einen Moment dachte er daran, aus dem Wagen seine Infrarotbrille zu holen. Aber vielleicht war nicht genug Zeit.
Er wartete, bis sich seine Augen an die Schwärze gewöhnt hatten und arbeitete sich langsam ins Treppenhaus vor. Er erreichte die unterste Stufe. Plötzlich ging das Licht an. Die Tür zu Klebers Zimmer wurde geöffnet und ließ Licht in den Flur. Ein kleiner, drahtiger Mann trat heraus zur Treppe. Er hatte Handschuhe an. Gill konnte sehen, dass sie befleckt waren und Tropfen herabfielen.
Der Mann stutzte und bemerkte Gill am Ende der Stufen. Er hatte ein Messer in der Hand. Er ließ es fallen und griff an seine Hüfte. Trotz der Handschuhe war er sehr schnell. Den Bruchteil eines Augenblicks trafen sich Gills und sein Blick. Erkennen und Resignation blitzte in seinen Pupillen auf. Keine Chance, seine Waffe rechtzeitig zu ziehen und auf Gill zu schießen. Gill schoss ihm in den Kopf. Der Mann zuckte, verlor das Gleichgewicht und stürzte polternd die steile Treppe hinunter.
Gill sprang zur Seite. Die Leiche klatschte neben ihm auf. Der Mann hatte seine Pistole umklammert. Gill trat ihm
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