Der Sodom Kontrakt
würden. Wilcke war ein Psychopath. Er hätte besser in die Nihoul-Gang gepasst.
Wilcke, mit einem Schlag betrunken, goss den Rest des teuren Obstbrandes nach.
“Ich mach die Drecksarbeit, weil einer sie machen muss. Ich arbeite für ein feiges Schwein, weil er Politiker ist und das System zusammenhält. Wenn unser Scheißsystem nämlich zusammenbricht, haben wir dieselben Verhältnisse wie in Russland. Ich hasse unser System. Aber ich will kein Chaos.” Mit geröteten Augen schaute er den BND-Mann an. “Die Menschen wissen nicht, was ich für sie tue. Ich wache über meine Stadt wie Batman über Gotham City. Ich sorge dafür, dass bei uns alles reibungslos läuft und das Schlimmste verhindert. Niemand lobt mich dafür. Meine Frau weiß nicht, was ich für die Allgemeinheit tue. Sie verachtet und demütigt mich...”
Jans schaute Kapell fragend an, der nur mit den Schultern zuckte und aufstand. “Wir fahren jetzt.”
“Dabei weiß ich nicht mal, ob das System sich nicht selbst zerstört. Wie viel Korruption erträgt es? Wann wird es selbst zur Mafia...?” fuhr Wilcke in seiner Sufflitanei fort.
“Du kannst von mir aus hier sitzen bleiben und heulen. Wir schnappen uns Gill.”
“Ich komme mit!” brüllte Wilcke und machte abermals die Gäste auf sich aufmerksam. Kapell und Jans waren schon auf der Straße und gingen auf Jans Citroën zu. “Was für ‘ne elende Gestalt”, sagte Kapell. “Ich habe vor Jahren mit ihm zusammengearbeitet, da war er noch nicht so runtergekommen. Man sollte ihn gleich mit erledigen, aber wer weiß, wer alles hinter ihm steht.”
“Nicht viele. Nimmt er Drogen? Nein, wahrscheinlich ist er nur fertig. Ich möchte nicht so enden.”
“Lieber würde ich mir die Kugel geben.”
Wilcke hatte sie eingeholt. “Ich fahre mit meinem eigenen Wagen hinter euch her. Wenn alles vorbei ist, will ich sofort zurück nach Dortmund.” Er stolperte zu dem Opel, der ein paar Meter hinter dem Citroën in einer Einfahrt geparkt war.
Kapell und Wilcke stiegen ein. “Fahr schnell. Vielleicht fährt er sich tot, und wir haben unsere tägliche gute Tat vollbracht.”
AUTOBAHN. Alexa stand ständig in Kontakt mit Kollecks Freund in der Funkzentrale. Dank des Satellitensystems konnte die Zentrale ihr jede Bewegung von Wilckes Dienstfahrzeug mitteilen. Wilckes Opel war mit demselben Sicherheitssystem ausgestattet wie ihr Wagen, der dank Schmidt nur noch einen Schrottplatzbesitzer entzücken konnte. Da Wilcke sein System nicht eingeschaltet hatte, konnte man nicht hören, was in dem Auto passierte. Aber dem Satelliten entging nicht, wohin er fuhr. Eine ganze Weile hatte der Opel in Brüssel gestanden. Jetzt setzte er sich in Bewegung und fuhr in nördlicher Richtung zur Stadtgrenze.
Alexa beschleunigte und fuhr fast zweihundert Stundenkilometer auf der belgischen Autobahn. Sie würde den Scheißkerl kriegen. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie zwei und zwei zusammengezählt hatte. Jetzt hatte sie genug Informationen. Nur Wilcke konnte Cobra gesteckt haben, dass Kubek als Hauptbelastungszeuge gegen Karibik-Klaus auftreten würde. Wilcke hatte dieselben Kinderpornos in einer von Danners Videotheken sicherstellen lassen, die in Kubeks Wagen gefunden wurden. Die Untersuchung hatte ergeben, dass die Kassetten aus der Videothek Drittkopien waren, während es sich bei denen Kubeks um Zweitkopien handelte. Wilcke hatte sie kopiert und Danner untergeschoben. Kaum hatte Wilcke von der Ölspur des vermeintlichen Täterautos erfahren, war er auch schon in Danners Fuhrpark aufgetaucht. Danner hatte bestritten, den Wagen je gesehen zu haben.
Was Alexa aber von Danners Ehrlichkeit überzeugte, war seine Aussage, er würde “nie eine Lepragondel von BMW fahren, wenn ich Ferrari oder Benz haben kann”. Warum sollte der Inhaber eines großen Gebrauchtwagenhandels ein Auto mieten? In dem BMW befand sich ein Handy von dem aus mit Wilcke telefoniert worden war. Die ganze Zeit hatte er Alexa an der Nase herumgeführt.
Sie kochte vor Wut. Der Ärger über ihre eigene Dummheit und die Wut auf Wilcke machten sie zu einer Furie. Rücksichtslos jagte sie über die Autobahn, fegte andere Fahrzeuge von der linken Spur und entging mehreren Auffahrunfällen nur um Haaresbreite. Am liebsten würde sie Wilcke umgbringen. Sie wollte den Dreckskerl stellen. Und sie wollte wissen, warum er es getan hatte. Das war das große Rätsel. Es musste Verbindungen zwischen zu Wilckes Interessen geben.
“Dreiundvierzig
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