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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Live-Mitschnitts der Kinks, ging die Regalreihe entlang und sortierte die neuen Scheiben ein.
    Bevor er zu den Paketen zurückging, blieb er vor einem Fach mit Comic-Heften stehen. Amerikanische Raritäten. Er überprüfte die in Plastikhüllen eingeschweißten Hefte der X-Men, Spiderman und anderer Marvel-Serien, zog einen Filzstift aus der Hemdtasche und korrigierte den Preis von Captain America No. 110 nach oben. Schließlich war er kein Discounter, und die drei von Jim Steranko mit surrealistischem Einschlag gezeichneten Cap-Hefte wurden unter Kennern hoch gehandelt. Vielleicht sollte er doch einen Postversand aufmachen? Welcher hochkarätige Comic-Sammler verirrte sich schon nach Witten, um teure US-Raritäten zu kaufen? Er war in seine Gedanken vertieft, als ein BMW ohne Kicht durch die Einfahrt leise in den Hof rollte. Schneider hielt an. Der geparkte BMW versperrte jedem anderen Fahrzeug die Ausfahrt. Schmidt klappte den elektronischen Empfänger zu und deutete auf Gills Auto.
    “Da steht ja das Objekt unserer Begierde. Immer noch ungewaschen. Ich mag keine Leute, die ihr Auto nicht pflegen. Ein Zeichen höchster Asozialität.”
    “Hoffentlich hat Ihr Stricher ein Präservativ benutzt. Ich arbeite nicht mit Aidskranken.”
    “Sie nehmen es mir übel, dass ich die ganze Bandbreite menschlicher Perversionen zu erfahren suche.”
    “Jetzt können Sie in einem Snuff-Movie mitmachen.”
    Lautlos stiegen sie aus. Schmidt steckte ein Katana, ein Samuraischwert, unter seinen schweren Mantel, ging zu Gills Wagen und tastete unter der Beifahrertür nach dem Sender. Er zog ihn ab und steckte das zigarettenschachtelgroße Gerät in die Tasche. Der Schotter knirschte unter ihren teuren, handgearbeiteten Schuhen, als sie auf die Hintertür des Ladenlokals zugingen. Sie war nur angelehnt und schwaches Licht schimmerte durch.
    Schmidt schloss die Tür leise und drehte den steckenden Schlüssel um. Sie gingen durch den Hinterraum, der als Büro und Lager diente, an der Toilette vorbei zum Verkaufsraum. An der Toilettentür hing ein altes vergilbtes Plakat mit einem abgewrackten Junkie und dem Schriftzug: Du machst dich kaputt und der Dealer macht Kasse. Schneider betrat als erster den Disc- und Comic-Shop. Wolfram, der noch in der Mitte des Raumes Preise auszeichnete, schaute auf. Was er sah, gefiel ihm nicht: Ein durchtrainierter blonder Mann mit einem leichten Zucken um die Augen, die tief hinter einer Goldrandbrille lagen, und ein narbiger Hünen in einem dunklen Mantel, der seine Schultern noch breiter machte.
    “Wir haben geschlossen.”
    “Das hoffe ich. Die neuen Öffnungszeiten dürfen nicht dazu herhalten, merkantile Anarchie einzuführen”, sagte der Blonde ernst.
    “Was... Wer sind Sie?”
    “Wir sind so was wie eine Rock-Band. Nur das wir keine Musik machen. Unsere brutale und gefährliche Lebensweise macht uns absolut furchtlos.”
    Der Narbige ging ein paar Schritte an den Regalen entlang, blieb stehen und wühlte mit behandschuhten Fingern in den Comics. “In meiner Jugend nannte man dieses Zeug einfach Schund. Heute soll das Kunst sein. Die neunte Kunst”, plapperte er vor sich hin. “Es gibt sogar Museen, in denen die Schundzeichner ausgestellt werden.”
    “Wenn Sie sich für Comics interessieren, kommen Sie bitte morgen wieder.“
    “Ach, interessieren würde ich eigentlich nicht sagen... Oder, Herr Schmidt?”
    Der Narbige drehte sich dem Blonden zu, einen Packen eingeschweißter Raritäten in der Faust zusammengeknüllt. “Wo wir schon mal da sind... Ich habe als Kind immer gerne Wastl gelesen. Das war ein unglaublich hässlicher Superkerl mit übertriebenen Körperkräften. Und diese kleinen Hefte. Die Helden sahen alle gleich aus, hatten nur unterschiedliche Frisuren. Ich erinnere mich noch gut an Nick, Pionier des Weltalls, Tibor, Sohn des Dschungels und natürlich Sigurd, den ritterlichen Helden. - Ha, Schurke, nimm dies! Allmächtiger! - Die Hefte endeten immer mit einem klassischen Cliffhanger: Ist Sigurd verloren? Wird der heimtückische Vogt ihn zu Tode foltern? Was kann Cassim allein gegen die Schergen ausrichten? Wird Bodo noch rechtzeitig Hilfe holen können? Die Antwort darauf, liebe Freunde, liefert euch das nächsten Heft. Versäumt es auf keinen Fall! Es trägt den Titel: Strand der Schrecken.”
    Der Blonde lächelte und klatschte Beifall. Wolfram sah, dass er ebenfalls Handschuhe trug. “Bravo, Herr Schmidt. Ich wusste ja nicht, dass sie sich in diesem Medium so gut

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