Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
Vom Netzwerk:
Gesicht.”
    Alexa liebte den etwas verwahrlost aussehenden Mann wie einen älteren Bruder. Es tat ihr weh, seinen Niedergang mit anzusehen. “Du machst dich selber runter. Typisch Alkoholiker.”
    “Dieses Land ist eine einzige Jauchegrube. Konsum. Konsum. Konsum. Kaufen, kaufen, kaufen. Die Leute haben nichts anderes in ihrem Scheißhirn als Kohle zu machen und sie für die größte nur denkbare Scheiße rauszuschmeißen. Der Junkie, der einer Oma was über den Kopf haut, macht fast dasselbe wie ein beschissener Geschäftsmann, der seine Bücher frisiert und irgendwelchen überflüssigen Schrott verkauft, der sofort nach der Garantiezeit auseinanderfällt. Dieses Land lebt nur noch vom Bescheißen. Und wir sind die Prätorianer für die Bescheißer. So sieht’s aus. Eine Woche ohne Alkohol, Fußball und Fernsehen, und alle laufen Amok. Dann gäb´s Revolution, und an jeder Laterne würde ein Politiker hängen. Wunderbare Vorstellung. Ich würde mir die FDP-Arschlöcher reservieren lassen. Freies Baumeln für freie Demokraten.”
    Er winkte den Kellner heran und bestellte einen weiteren Schnaps. Dann berichtete er von dem Gespräch mit dem BND-Mann.
    “Du willst, dass ich Gill laufen lasse?”
    “Hab ich nicht gesagt. Aber wir müssen ihn aus den Medien holen. Das mindeste, was ich Kappell versprechen musste.”
    “Was ist an diesem Mörder so besonderes?”
    Weiß ich nicht. Aber es sieht so aus, als wollte der Dienst ihn selbst aus dem Verkehr ziehen. Vielleicht ein Söldner, der die Schmutzarbeit für sie gemacht hat. So ein Typ, der dafür sorgt, dass sich die Namen von kleinen Staaten ändern, wenn er auftaucht. Vielleicht auch ‘n Go-between oder Unterweltkontakt, den man nicht mehr braucht.”
    “Das passt alles gut zur Verbindung mit Karibik-Klaus. Wundert mich, dass du dich vom BND unter Druck setzen lässt.”
    “Es wäre mir egal, wenn sie mich umzulegen würden. Aber die können endgültig einen Penner aus mir machen. Noch gibt es Sachen, die mir was bedeuten. Wenn die Ruhr brennt, will ich die Waffen kontrollieren.”
    “Sag mal, bist du jetzt Kommunist?”
    “Quatsch. Anti-Kapitalist, Anti-Politiker, Anti-Geschäfte-Macher, Anti-Verwaltung - bilde ein Wort mit Anti, ich bin es. Ich habe zu viele Opfer von Verbrechen gesehen. Ich meine nicht nur die Leichen, ich meine auch die Typen, die aus Blödheit, Not oder Charakterschwäche zu Killern werden. Versteh mich nicht falsch: Ich habe kein Mitleid mit Tätern, aber ich versteh immer besser, warum und wie sie zu solchen Abschaum wurden. Wenn wir überleben wollen, muss sich auf diesem Planeten was ändern. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist es um so wichtiger, dass unser System hält und nicht von Mafiosi aus Russland oder dem Balkan überrannt wird.”
    “Ich hasse Täter. Ich bin immer auf Seiten der Opfer. Es sind immer die kleinen Leute, die armen Schweine, die Opfer werden. Auch wenn sie es durch ihre eigenen Fehler werden, bin ich auf ihrer Seite. Ich hab was gegen die Medien. Sie machen Täter zu Stars. Sie verherrlichen Serienkiller.”
    Vielleicht war es die Wirkung des Rotweins - Alexa geriet in Rage. Wilcke dagegen wurde mit jedem Schluck Alkohol cooler. Als würde der Suff einen emotionalen Panzer aufbauen.
    “Erzähl mir nichts. Ich mach jetzt lange genug Organisierte Kriminalität und es fällt mir immer schwerer, zwischen legalem Mob, sprich Staat, und illegalem Mob zu unterscheiden. Die kleinen Fische werden gefangen. Die großen zerreißen die Leine und schwimmen davon.”
    “Darum geht es doch gar nicht. Wenn irgendein Arschloch dich mit vorgehaltener Pistole ausraubt, ist die logische Erklärung, dass er Geld braucht. Aber wenn er dich ohne Grund umbringt, was immer öfter passiert, wenn er also ein für sich völlig unnötiges Risiko eingeht, steckt keine Logik mehr dahinter. Komm mir jetzt nicht mit Psychoquark....” Wilcke konnte nicht wiederstehen, Alexa hochzunehmen.
    “Das Unterbewusstsein macht keine Fehler. Seit Freud...”
    “Quatsch. Freud ist intellektuelles Gesabber Einen Mörder, der immer wieder tötet oder einen Vergewaltiger, der immer wieder vergewaltigt, kann man nicht therapieren. Es ist das Letzte, diesen Abschaum nach ein paar Jahren wieder rauszulassen. Wir haben lange geglaubt, dass die Wurzeln alles Bösen in sozialen Übeln liegen oder weil wir als Kinder nicht Schweinchen Dick sehen durften. Dieses stumpfsinnige Gelaber, das jeder nur Opfer ist. Soziale Gerechtigkeit ist lebenswichtig.

Weitere Kostenlose Bücher