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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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auskennen.”
    “Sie meinen Piccolos von Hansrudi Wäscher”, bemerkte Wolfram zaghaft.
    Der Narbige löste das Plastik von einem eingeschweißten Mondial-Tarzan-Heft. Das mobilisierte in Wolfram Energie: “Lassen Sie das! Das Heft ist zweihundert Mark wert! Ein ganz seltenes Sammlerstück. Wenn Sie es beschädigen, müssen Sie es kaufen!”
    “Es gibt da einen irrsinnigen Sammlermarkt. Ich habe gelesen, dass das erste Superman-Heft in den USA bei einer Auktion für mehr als zwanzigtausend Dollar verkauft wurde. Zwanzigtausend Dollar! Für ein mieses kleines Schundheft”, sagte der Narbige ungerührt und riss weiter an dem Plastikschutz.
    “Ich habe den Artikel auch gelesen. Stand da nicht etwas von der Aktie des kleinen Mannes?”
    “Richtig. Aktien für kleine Schmutzfinken, die nicht erwachsen werden und mit dem Sammeln von Schundheften - meine Mutter sagte immer: Hefterl, Analphabetenhefterl - ihre Kindheit bis ans Lebensende verlängern wollen.”
    “Jetzt ist aber Schluss...” Wolfram wollte sich wider besseres Wissen auf Schmidt stürzen. Er stockte als er sah, was Schmidt unter dem Mantel hervorholte. Schmidt legte das Katana aufs Regal. Dann zog er seelenruhig einen Stift aus den Mantel und malte dem Tarzankopf im Logo des Titelblattes einen Schnurrbart. Dabei kicherte er albern.
    “Wir wollen aber nicht den Grund unseres Besuches vergeßen”, sagte der Blonde, während er sich rücksichtslos gegen ein Regal lehnte.
    “Verdammt, sagen Sie endlich was Sie wollen und hören Sie mit diesem Scheiß auf. Sagen Sie Ihrem Freund, er soll das lassen, sonst verklage ich ihn.” Wolfram hatte keinen Schimmer, was hier ablief. Aber er erkannte, dass seine Karten ziemlich mies waren.
    “Ich habe früher diese Hefterl gerne ausgemalt. Schwachsinniger Zeitvertreib...”
    “Wo ist Gill?” Die Stimme des Blonden war schneidend.
    “Gill? Keine Ahnung. Hier offensichtlich nicht...”
    Urplötzlich bekam der Narbige einen Wutanfall. Er griff das Schwert, holte mit beiden Händen aus und hieb die Klinge durch einen Comic-Kasten. Mit einem Schnitt waren Holzkiste und Hefte in der Mitte durchtrennt. Die Kiste stürzte zusammen. Die halben Hefte ergossen sich über den Fußboden. Wolfram schrie auf und stürzte sich, die rechte Hand vorgestreckt, auf Schmidt. Der drehte das Katana blitzschnell. Die Klinge schnitt Wolframs Fingerkuppen der rechten Hand ab. Er sah entsetzt auf seine blutigen Finger. Durch den Schock verspürte er keinen Schmerz.
    “Nehmen Sie Ihr Taschentuch, dann reden wir. Sie haben uns viel zu erzählen.” Schneider putzte einen Blutspritzer von seiner Brille.
     
    DORTMUND. Alexa und Wilcke saßen auf den Holzdielen der Galerie im Alten Markt, Dortmunds ältester Gaststätte, Inbegriff rustikaler Gemütlichkeit. Sie schob den Teller mit einem halbgegessenen Salzkuchen mit Mett zu ihm hin. “Du solltest was essen.”
    Wilcke guckte über die Brüstung auf das Treiben der Trinker unter ihm. Vor sich hatte er ein halbvolles Pilsglas und einen Schnaps. “Nee. Wenn ich Bier trinke, krieg ich nichts runter.”
    “Wenn du Schnaps trinkst, auch nicht.”
    Wilcke zog das Bier leer und stürzte den Schnaps hinterher. Ein kleiner Kellner mit grauen Haaren und einer viel zu großen Brille brachte ihm das nächste Gedeck. Alexa bekam eine weitere Karaffe Rotwein.
    “Ganz schön. Dein zweiter Wein.”
    “Dein fünfter Wodka. Männer, die Schnaps trinken, haben aufgegeben.”
    “Wo hast du denn das her? Aus Quantico?”
    “Du warst ein guter Kriminaler. Bist du es noch?”
    Wilcke nahm einen großen Schluck. “Ich versuche die Welt zusammenzuhalten, ich will nicht dabei mitmachen, sie zu zertrümmern. Mehr nicht.”
    “Du warst nie korrupt...”
    “Was heißt das schon, korrupt? Wo fängt es an? In manchen Kneipen bezahle ich nur jedes dritte Bier, weil der Wirt gern einen Bullen im Laden hat. Ich kenn eine Werkstatt, da kriegen Polizisten Sonderrabatt. Wenn mein Fernseher kaputt ist, versucht mich der Mechaniker nicht zu bescheißen weil er weiß, dass ich Bulle bin. Jedem anderen schreibt er das Dreifache auf. Korrupt! Da fängt die Korruption doch schon an. Hunderttausende hat mir leider noch keiner angeboten... Als Bulle hast du es jeden Tag nur mit Arschlöchern zu tun. Wir sind isoliert. Keiner sieht uns als Mensch. Wie bei Negern haben die Leute sofort bestimmte Klischees im Kopf. Sie können sich nicht mehr normal verhalten. Entweder kriechen sie dir in den Hintern, oder sie spucken dir ins

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