Der Sodom Kontrakt
Verhältnis mit Brenner zugegeben, bestritt aber, ihn in den letzten Tagen gesehen zu haben. Sie kannte Gill zwar nur flüchtig, war aber von seiner Unschuld überzeugt. Wenn man ihr glaubte, war er eine Kombination aus Jesus und Clint Eastwood. Nie hätte er Harry etwas angetan, versicherte sie mit Nachdruck. Die Polizei sollte sich lieber um die osteuropäischen Gangsterbanden kümmern.
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Bevor Alexa abnahm, entließ sie Monika aus ihrem Büro.
“Kolleck. Hagener Kollegen haben uns zugezogen...”
“Gills tägliche Leiche, oder?”
“Wenn schon: Leichen. Könnte Ihr Mann gewesen sein. Zwei tote Rumänen auf einem Campingplatz am Hengsteysee. Sieht aus, als gehörten sie zu der Bande, die vor vier Tagen die Sparkasse im Dorney überfallen hat. Dieselben, die letzte Woche in Stiepel eine Sparkassenfiliale leergeräumt und einen Kassierer erschossen haben. Ich habe den Autopsiebericht noch nicht, aber ich wette darauf, dass sie mit demselben Kaliber umgelegt wurden wie Harry Brenner. Ich habe genug Einschusswunden gesehen.”
“Ich glaube Ihnen.”
“Etwas ist komisch...”
“Na los, Kolleck.”
“Einer hatte die Hose in den Kniekehlen hängen, und bei dem anderen hing, das... äähhh... primäre Geschlechtsmerkmal heraus...”
“Sie haben gefickt, als Gill sie erwischte?”
Kolleck war einen Moment still vor Entsetzen über Alexas wenig damenhafte Ausdrucksweise. “Ob sie es... getrieben haben, lässt sich noch nicht sagen. Aber dem mit der heruntergelassenen Hose... Also ihm hat man... Ich sehe so was auch nicht jeden Tag...”
“Kolleck!”
“Man hat ihm den Penis abgeschnitten. Wir haben ihn noch nicht gefunden. Der Täter muss ihn mitgenommen haben. Vielleicht als Trophäe oder so.”
“Das passt aber nicht ins bisherige Profil.”
“Was passt in diesen Fällen überhaupt ins Profil? Ich erkenne keins.”
“Diesen Comic-Händler hat er mit einer Machete oder sowas niedergemetzelt. Aber seinen Schwanz hat er nicht mitgenommen.”
“Nein. Bei dem nicht.”
“Brenner hat er erschossen, aber alle Extremitäten waren noch dran.”
“Die waren alle unbeschädigt.”
“Irgendwas ist nicht richtig. Helfen Sie mir, Kolleck.”
“So gut ich kann. Sobald ich den Autopsiebericht habe und alle Spuren ausgewertet sind, gebe ich Bescheid.”
“Schreiben Sie nicht erst den Bericht. Rufen Sie mich an. Egal, wie spät es ist.”
“Selbstverständlich.”
“Danke, Kolleck. Sie sind ein Lichtblick unserer Zunft.”
“Hm?”
“Wir sollten gelegentlich mal abends ausgehen. Hätten Sie dazu Lust?”
“Um ehrlich zu sein, Frau Bloch, ich hoffe schon lange auf so einen Vorschlag.”
“Warum haben Sie mich dann nicht gefragt?”
“Aber Sie sind doch ranghöher als ich. Ich kann doch nicht einfach...”
“Alles klar. Sagen Sie mir Bescheid, wann es Ihnen am besten passt. Mir passt es sowieso nie, also können wir uns gleich nach Ihnen richten.”
“Gern. Danke.”
WITTEN. Schmidt nuckelte genüsslich an einem Fischbrötchen und sah dem Treiben auf dem Rathausplatz zu. Die beiden Holzbuden, in denen man seine Unterschrift für oder gegen die Bebauung des Platzes abgeben konnte, waren von Menschen umgeben. Vor der Pro-Bude tobte sich Bürgermeister Neuhaus aus, ein großer, dicker Vollbartträger in den Sechzigern mit grauem Haar. Er sah aus wie ein alt gewordenes Kind, das nicht verlieren konnte. Routiniert zog er seine Show ab; ein Typ, der alle inzwischen verhassten politischen Rituale mit der Muttermilch aufgesogen hatte.
“Angeblich hat er Bergmann gelernt. Aber schon als Jugendlicher ist er in die Partei eingetreten, hat die Ochsentour durchgezogen und wurde von einer führenden Genossin protegiert. Mit dreißig war er schon Parteisekretär in diesem elenden Kaff”, erzählte Schneider dem kauenden Monster.
Neuhaus lief zu rhetorischer Höchstform auf: “Wenn wir hier ein Dienstleistungszentrum bauen, heißt das auch neue Arbeitsplätze. Wenn wir nicht bauen, gehen Arbeitsplätze verloren. Euch kostet es kein Geld, meine lieben Mitbürger.”
“Die alte Nummer: Zusammen mit einem Bauunternehmer erstellt Neuhaus und seine Rathausgang eine Kalkulation, beantragt Fördermittel vom Land und der EU und dann geht’s los. Nur liegt die Kalkulation weit über den wirklichen Kosten, weil sie mit portugiesischen Subunternehmern bauen, die ihre Leute nie bezahlen - und mit Sand aus Tschernobyl. Für das Entsorgen des verseuchten
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