Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
Vom Netzwerk:
von ihm übrig?“
    „Das wird wieder.“  Du sollst nicht lügen!  „Das wird fast wieder.“  Du lügst immer noch!  „Auch wenn es nicht mehr wird …“ Verdammt! Es musste wieder werden! „… dann ist er immer noch der Mann, dem ich mein Leben verdanke.“ Ihm und Barti. Und beide litten. War Gott blind? Oder taub? Oder schlief er? Wusste er nicht, was Gerechtigkeit war oder schiss er drauf, wie es Mihály mit Jacquiers Sessel tun wollte?
    Über ihnen brüllte ein Mann.
    „Sie haben es bemerkt.“ Die Frau fluchte. „Schnell jetzt.“
    Rennen, stolpern. Nicht fallen!
    Der Lärm über ihnen wurde lauter. Waffen klirrten.
    Fast am Ufer. Leske stand schon im Boot, würgte einen Jungen. „Wo ist das Ruder?“
    „Levente!“ Die Frau ließ Mihály los und stürmte gegen Leske an. „Rühr meinen Knecht nicht an, oder ich zieh dir das Ruder über den verdammten Schädel!“
    „Sie kommen den Hang hinab!“ Leske zeigte dorthin, wo sie gerade hergekommen waren. Weit oben zwischen den Büschen flammte Fackelschein.
    Josias duckte sich und hob sich Mihály auf den Buckel. So weit waren sie gekommen. Den Rest schafften sie auch noch. Ob Gott schlief oder nicht.
    Endlich am Boot.
    Leske stieß den Jungen von sich und nahm ihm Mihály ab. Barti lag vorne, Mihály legte er nach hinten.
    Die Frau und der Junge schoben das Boot weiter in den Fluss. „Ihr müsst euch beeilen, wenn ihr hinter der Kehre seid, schluckt euch die Nacht.“
    Leske zog die Frau in seinen Arm, küsste sie. „Das vergesse ich dir nie, Sara.“
    „Dann danke es mir, indem du mein Gasthaus mit deinen Besuchen verschonst und sie nicht in ein …“
    Ein dumpfer Aufschlag. Sara taumelte nach vorn, starrte Leske erstaunt an. Sie setzte zu reden an. Statt Worten strömte Blut aus ihrem Mund.
    Leske fing sie auf. Aus ihrem Rücken ragte der Schaft eines Armbrustbolzens.
    Ein zweiter Bolzen schlug ins Wasser. Nah an Josias Bein vorbei.
    „Keine Besuche mehr, Sara.“ Leske ließ Sara los, die wie ein Kartenhaus zusammenklappte. Ihre Röcke bauschten sich im Wasser, versteckten ihren Körper bis nichts mehr von ihr zu sehen war.
    Leske sprang zurück ins Boot und legte sich in die Riemen.
    „Erst ich, dann du, Josias. Wir hören auf, wenn wir in Buda sind. Vorher nicht.“
    Zischen über Josias’ Kopf hinweg. Der Bolzen bohrte sich in ein Bündel, das vor Barti lag. Josias kroch zu Mihály, legte sich auf ihn.
    Nicht hochsehen. Kein Pfeifen in der Luft hören. Auch nicht das Zischen kurz vorm Einschlag. Nur Leskes Keuchen lauschen. Solange es erklang, war er lebendig und konnte rudern.
    *
    Dunkle Balken. Sie hingen zu tief, teilten die Schrägen des Dachstuhles. Keine Gewölbedecke. Kein stinkendes Stroh.
    Zum Fenster wehte Winterluft hinein. Sauber und klar. Kein Geruch nach Angst und altem Blut.
    Dann war die Flucht kein Fiebertraum gewesen.
    Er war der Folter wirklich entkommen.
    Der Gedanke war zu groß, zu gut, um von seinem müden Hirn gedacht zu werden.
    Josias in der Dunkelheit. Sein Hals, der nichts dagegen hatte, dass sich ein armes Schwein wie er mit dem Gesicht an ihn lehnte.
    Stolpern durch noch größere Dunkelheit. Aber ohne Angst. An Josias‘ Hals konnte niemand Angst empfinden.
    Und dann? Seine Erinnerung riss ab. Träume von Wasser und Mondlicht. Von Plätschern und Rauschen. Von Schwere, die nach Josias roch und nach Tränen schmeckte.
    Der Junge hatte es geschafft, ihn aus der Hölle zu retten. Hatte es fertiggebracht, ihn hierher zu bringen, wo immer es auch war.
    Zu viel Freude. Wie ein Berg ragte sie über ihm auf.
    Sein Herz traute sich nicht an sie heran. Es misstraute dem Glück, der Sicherheit.
    Die Augen schließen und weiterschlafen. Träumen, nur geträumt zu haben. Normalität über das Grauen ziehen. Dick wie die schwere Daunendecke, unter der er lag.
    Er war frei.
    Nach all der Angst und dem Schmerz, endlich frei.
    „Mihály?“
    Es gab nichts Schöneres, als Josias’ Stimme zu hören. Sie kam von der Tür, ging den zögernden Schritten voran. Wenn er jetzt die Augen öffnete, konnte er die Tränen nicht zurückhalten.
    „Ich weiß, dass du nicht schläfst.“
    Die Matratze gab nach. Ein Duft nach Rosmarin und frisch gefallenem Schnee lag in der Luft.
    „Deine Lider zucken.“ Warm legte sich Josias’ Hand auf seine Stirn. „Kein Fieber. Das ist gut.“
    Zärtlich fuhren ihm Finger in die Haare.
    „Mach doch die Augen auf. Ich bin so froh, dass du da bist.“
    „Dann fange ich an zu schluchzen und

Weitere Kostenlose Bücher