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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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einer kalten Nacht wie dieser nicht schaden kann.“
    Der Zweifel im Blick des Alten verschwand nach dem ersten Einatmen über dem Flaschenhals. „Donnerwetter, wie das Zeug in der Nase brennt.“
    „Und erst im Hals und im Magen.“ Leske verteilte es in den Bechern, wobei der Letzen den weitaus größten Schluck bekam. Diesen reichte er dem Mann. „Wohl bekomm ’ s!“
    Unglaublich, wie freundlich und gelassen er lächeln konnte, nachdem, was er gerade gehört hatte.
    Der Alte setze den Becher an und schluckte. Seine Augen weiteten sich, doch er schluckte weiter, bis er leer war. Erst dann holte er zischend Luft und schlug sich mit der Faust auf die Brust. „Hast du mehr davon?“ Seine Augen leuchteten.
    „Aber natürlich.“ Schon wanderte ein zweites Fläschchen aus Leskes Wams. Während Leske und Josias nippten, kippte der Alte den versetzten Wein becherweise, bis der Krug leer war. Selig lächelnd schlief er auf der Pritsche ein, fiel zur Seite und blieb ruhig liegen.
    „Los, bevor er aufwacht, müssen wir fort sein.“ Leske nahm dem Mann den Schlüssel vom Gürtel, kramte dann in seinem Bündel und förderte eine Dose mit graugrünen Pastillen zutage. „Sieht aus wie gepresstes Heu mit Pferdemist, hm?“ Leske schüttete einige von ihnen in die hohle Hand und hielt sie Josias hin. „Nimm dir welche. Gib Szábo nicht mehr als drei auf einmal in den Mund. Die nehmen nicht nur den Schmerz, also sei vorsichtig.“
    „Was ist das?“ Von den Pastillen stieg ein muffiger Geruch auf.
    „Das Grundrezept stammt von Szábos Vater. Ich habe es variiert und reisetauglich gemacht.“ Er huschte den Gang zurück, probierte die Schlüssel an der Pforte. Schon der zweite passte und er schloss auf. „Jetzt zu den Gefangenen.“ Er trabte in die Richtung, aus der das Wimmern drang. Josias folgte ihm. Wären seine Schritte so laut wie sein Herz, würden gleich zahllose Wachen erscheinen. Wo waren die Kerle überhaupt? Ein Inquisitor überließ die Bewachung seiner Gefangenen bloß einem alten Mann? Josias prüfte jede dunkle Ecke, an der sie vorbeiliefen, doch außer ihnen und den Gefangenen schien niemand hier unten zu sein.
    „Ich sollte ein mieses Gefühl haben“, raunte Leske über die Schulter. „Das läuft zu glatt.“ Im nächsten Moment blieb er stehen und legte das Ohr an eine eisenbeschlagene Tür. „Attila.“ Hektisch probierte er sich durch den Schlüsselbund. Als die Tür endlich aufschwang, warf er ihn Josias zu. „Suche Szábo und dann raus mit euch durch den Tunnel auf die Rückseite des Hügels. Und dann, rennen!“
    „Ist Mihály nicht bei deinem Bruder?“ In der Zelle war es dunkel und stank noch schlimmer als auf dem Gang. Leske nahm eine Fackel aus der Halterung und leuchtete den winzigen Raum aus. Im Stroh lag nur eine Gestalt. Sie krümmte sich im Takt ihres Wimmerns zusammen. Das konnte nicht der stattliche Mann im bunten Mantel sein, der ihn aus Dömös gerettet hatte.
    „Such Szábo“, herrschte Leske und stieß ihn weiter.
    Neben der Zelle des Apothekers war nur noch eine weitere Tür. Einer der Schlüssel passte, doch sie war leer.
    Josias rannte den Gang weiter entlang. Er endete vor einer Wand. Er rannte zurück bis zur Treppe nach oben, doch da war nur die Pforte nach draußen und die Kammer des Wachmannes. War ihm etwas entgangen? Irgendwo musste Mihály sein. Der Treppenabsatz ein paar Stufen weiter oben. Wenn nicht hinter dieser breiten Tür, wo sonst?
    Nur ein Riegel war vorgeschoben. Kein Schloss.
    Ein Gewölbe, ähnlich groß wie das, in Mihálys Keller. Nur eine Fackel. Der Rest lag in Dämmerung.
    „Mihály? Bist du hier?“ Josias nahm sich die Fackel, wagte sich tiefer in den Raum. In der Mitte stand eine Bank. An ihren Enden lagen Ketten, über dem Kopfteil ragte eine Eisenwinde mit Zacken, die wie Zähne ineinandergriffen. Im Fackelschein schimmerte stinkende Nässe auf der Bank. Bis vor Kurzem musste noch jemand darauf gelegen haben. Wo war er?
    Lebte er noch?
    Josias‘ Herz raste vor Angst. Was war von dem Mann übrig, der hier gefesselt gewesen war? Was hatte er durchmachen müssen? Es war Mihály gewesen. Wer sonst? Er musste ihn finden. Ihn in den Arm nehmen, ihn hier rausschaffen. Irgendetwas mussten sie von ihm übrig gelassen haben. Etwas, das ihn an den Mann erinnerte, den er liebte.
    „Mihály!“
    Flackernde Schatten an den Wänden, Stühle und Sessel, leere Becher auf einem Tisch und daneben die Strünke von Weintrauben. Wer brachte es über sich,

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