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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Diese düsteren Räume, in denen er seine Beute fand, hinterließen ein so quälendes Gefühl in ihm, dass er niemals versucht war, irgendwelche seiner Funde für sich zu behalten. Nicht ein einziges altes Reklameschild für Bier, keine verbeulte Schreibmaschine, keinen Bakelitheizkessel, keine Meerschaumpfeife. Nichts. Sie alle waren seltsam befleckt. Doch erst nach seinem Treppensturz und dem Schlag auf den Hinterkopf verstand Nicholas endlich, warum ihm an diesen grimmigen, ruhigen Orten, wo er seine staubigen Kuriositäten fand, so unheimlich zumute war.
    Weil es dort spukte.
    Jetzt sah er in diesen stillen Dachböden, Garagen, Kellern und Hinterzimmern, hinter mit Brettern verschlagenen Fenstern, unter feuchten Dachtraufen und auf modrigen Kellertreppen Männer mit leeren Augen Seile über Deckenbalken werfen, er sah dürre Bauern ihre gelben Zähne über Flintenläufe schieben, Mütter mit versteinerten Gesichtern Rattengift in Tee rühren, junge Männer Schläuche über Auspuffrohre stülpen … und all das wieder und wieder. Um das Entsetzen noch schlimmer zu machen, wurde er unabänderlich jedes Mal vom neuen Eigentümer oder einem Nachlassverwalter begleitet, der den Geist nicht sehen konnte und über den Zauber plauderte, den alte Dinge auf die Menschen ausübten, über die neueste Angst vor der Maul- und Klauenseuche oder über das Wetter, ohne zu ahnen, dass genau vor seinem geröteten Gesicht ein einsamer Tod lautlos wiederholte wurde. Und die Geister ihrerseits nahmen keine Notiz von ihren lebenden Vermietern, Gatten, Kindern, Feinden … doch sie alle beobachteten Nicholas. Sie verdrehten ihre toten Augen in seine Richtung. Sie wussten, dass er sie sehen konnte.
    Nicholas hielt noch drei Wochen in seinem Job durch. Dann gab er schlaflos und zittrig auf.
    Ihm war ständig nach Weinen zumute gewesen. Die Toten waren überall. Er musste es jemandem sagen.
    Am Ende vertraute er sich drei Leuten an.
    Der erste war sein Arbeitskollege Toby, ein rundgesichtiger Schreiner und Chef des Teams, das die vorgefertigten Boxen und Theken der irischen Pubs baute, die Nicholas später mit Büchern, Ruten, Kupferkesseln und Keksdosen ausstattete. Toby war ein bisschen ein Baumfreund, der oft davon sprach, wie sich das Holz unter seinen Händen lebendig anfühlte, und immer sein Horoskop im Daily Star las. Er schien der Typ zu sein, der sich eine Geschichte über Geister vielleicht anhören würde. Nicholas hatte den größten Teil seiner Geschichte erzählt – den Sturz auf der Treppe, die Attacke des toten Jungen mit dem Schraubenzieher, seine nachfolgenden Anrufe bei der Polizei und Recherchen in Zeitungsarchiven, die zutage förderten, dass 1988 ein gewisser Keith Yerwood seine Freundin Veronica Roy auf den Stufen ihrer Wohnung – seiner Wohnung – beinahe erstochen hätte –, als er den Ausdruck auf Tobys Gesicht bemerkte. Nicholas konnte ihn zunächst schwer einordnen; noch nie hatte ihn jemand so angesehen: Es sah ein wenig wie Verwirrung, ein bisschen wie Skepsis aus, mit einer Spur Nervosität … und doch war es etwas vollkommen anderes, etwas Handfestes und Ursprüngliches. Dann hatte er es: Es war Angst. Toby fürchtete sich vor ihm. Das Gespräch endete an dieser Stelle. Bald darauf begann Toby, ihm am Arbeitsplatz aus dem Weg zu gehen, und erwiderte seine Anrufe nicht mehr.
    Nicholas brachte schließlich den Mut auf, zu einer Psychologin zu gehen. Er erzählte der hakennasigen Frau mit den Vogelkrallen von Cates Tod, von den Kopfschmerzen, dem Sturz auf der Treppe und den Orten, an denen es spukte. Sie nickte und machte sich Notizen. Er erzählte ihr, andere Leute würden ihn für leicht verrückt halten, aber das sei er nicht. Seinen gelegentlichen Recherchen zufolge stünden die Geister, die er sah, mit belegbaren Todesfällen in Beziehung. Die Geister seien echt.
    Sie nickte wieder und blickte von ihren Notizen auf. » Haben Sie den Eindruck, es geht Ihnen nicht gut?«
    Die Frage ärgerte ihn.
    » Ich sehe Tote. Und ich wüsste wirklich nicht, warum es mir dabei gut gehen sollte.«
    Sie nickte erneut und stützte den Kopf auf eine Vogelfaust.
    » Vermissen Sie Ihre Frau?«
    Nicholas zögerte. War das eine Fangfrage?« » Ja.«
    Sie schürzte die schmalen Lippen. » Und halten Sie es für möglich, dass Sie diese › Geister‹ vielleicht erfinden, weil Sie hoffen, auf diese Weise, wenigstens für sich selbst, Ihre Frau zurückholen zu können?«
    Die Frage traf ihn wie ein Kricketschläger.
    Er

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