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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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so einfach ist das.
    » Warum so hart? Warum so hart?« Quills Stimme drang rau und brüchig aus einer zugeschnürten Kehle. » All diese Jahre und dann das?« Sie sprach mit sich selbst, während sie sich hinter ihm auf der Leiter niederließ.
    Nicholas sah geisterhaftes Mondlicht auf Owen Liddy fallen. Das Haar des Kinds wurde von einer unsichtbaren Hand zusammengerafft und nach oben gerissen, und seine Kehle öffnete sich wie ein zweiter, verborgener Mund. Er zuckte eine kleine Weile, dann sackte er zusammen und war verschwunden; zwei Geisterjungen blieben noch zurück. Nicholas’ Brust pumpte friedlich in der Brust, ein Hohn auf all diesen Horror.
    Der Mond. Unmittelbar bevor sie ihnen die Kehle durchschnitt, kam immer der Mond heraus.
    Er verdrehte die Augen himmelwärts, sah aber keinen Mond. Beweg dich!, befahl er sich. Zurück!
    » Du hast ihn hergebracht, und jetzt nimmst du ihn wieder«, murmelte Quill vorwurfsvoll. Ihre Stimme klang feucht und bitter. » Und was bleibt mir?«
    Nicholas sah das Haar von einem der Jungen aufleuchten. Das von Dylan Thomas. Seine Haut glänzte silbern, als das vergessene Licht eines Geistermonds auf ihn fiel. Einen Moment darauf wurde sein kurzes Haar grausam nach oben gerissen, der Kopf ging zurück, der Hals wurde gerade gestreckt. Dann trennte ein sauberer, tiefer Schnitt seine Kehle auf und legte Adern und Sehnen frei.
    Nun waren nur noch er und Tristram übrig.
    Aber jetzt wusste Nicholas Bescheid. Sie wird mir die Kehle durchschneiden, sobald der Mond herauskommt. Ich muss den Mond sehen! Er schloss die Augen und bewegte seinen Kopf mühsam rückwärts. Beweg dich! Sein Geist wurde zu einem Trichter. Jede Unze Kraft, jedes bisschen Wut, jeden Atemzug, den er noch machen wollte, ehe er starb, konzentrierte er auf einen einzigen Gedanken: Beweg dich!
    Sein Kopf ging ein kleines Stück nach hinten.
    » Das ist ungerecht«, zischte Quill. Sie weinte. » Ungerecht.«
    Noch einmal. Beweg dich!
    Sein Kopf kippte noch ein kleines Stück nach hinten.
    Tristram drehte sich um. Jemand war hinter ihm. Seine Lippen bewegten sich, grimmig. Er zitterte vor Angst, aber er weinte nicht. Er kroch nicht zu Kreuze. Tapfer. Oh, Tris …
    Die Leiter knarrte hinter ihm, und er hörte das Messer gegen Knochen schlagen.
    Zurück. Sein Kopf neigte sich um noch ein Grad. Tristrams Haut leuchtete auf, als das Mondlicht sie berührte. Nicholas konnte seinen Freund nicht sterben sehen. Er verdrehte die Augen zum Himmel.
    Der Himmel über ihm war wie graue, sich brechende Wellen. Ein Leuchten zeigte an, dass der Mond am Rand der wandernden Wolke war. Er musste jeden Moment herauskommen.
    Er senkte den Blick genau in dem Moment wieder, in dem sich Tristrams weiße Kehle öffnete. Nicholas’ Herz wich einen Schlag von seinem Metronomtakt ab. Du verdammtes Luder. Tristram wurde steif und fiel.
    » Nicholas«, flüsterte Quill.
    Tristram war verschwunden. Er war allein.
    Mondlicht lugte hinter den dahinjagenden Wolken hervor, es strich über die Bäume in der Ferne, ließ sie silbern leuchten und raste näher, näher, näher.
    » Lebwohl, mein Hübscher.«
    Das Mondlicht küsste seine Haut. Sein Herz trommelte heftig wie ein Sturm, das Blut staute sich in ihm wie ein angeschwollener Damm, bereit zu brechen.
    Irgendwo in der Dunkelheit klang ein Brachvogel wie der Schrei eines Mädchens.
    Nicholas spürte, wie eine knorrige Hand sein Haar packte, und aus dem Augenwinkel sah er Stahl aufblitzen. Sein Kopf ging mit einem Ruck nach oben.
    ZURÜCK!, schrie er jeden Muskel in seinem Körper an. Er ließ den Damm in sich brechen und warf sich rückwärts.
    Es war nicht dramatisch, nur ein Ruck.
    Der Käfig schaukelte ein Stück zurück. Quill hatte keinen guten Griff in seinem nassen Haar, und es rutschte ihr aus den knochigen Fingern. Die Messerklinge ritzte seine Haut nur leicht, und er hörte ein Knarren hinter sich, als Quill das Gleichgewicht verlor.
    » Oh«, sagte sie nur.
    Ihre Hände flogen Halt suchend durch die Luft. Und plötzlich wurde er von einer Begeisterung durchspült, als hätte ihn eine Welle warmes Wasser im Innern getroffen. Sie ist nicht bei der Sache, dachte er mit wildem Herzen. Sie hat mich aus ihren Fingern entgleiten lassen. Er befahl seinen Händen loszulassen. Sie lösten ihren Griff von Knochen und Holz.
    » Nein …«, zischte Quill. » Nein!«
    Zurück! Nicholas warf sich rückwärts, und diesmal krachte er gegen die Wand des Käfigs, der heftig auf seinem niedrigen Turm

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