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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bezweifelte dies, denn es war höchst ungewöhnlich, dass ein Halbling, der in der Fremde gewesen war, von seinem Stamm als Abgesandter benannt wurde. Normalerweise konnten sich die Bewohner der Wälder am Langen See so jemanden nicht einmal als Sprecher für seinen Wohnbaum, geschweige denn als Baum-Meister vorstellen.
    Grebu lächelte mild und nickte wissend. » Ich kenne Derdo, wenn auch nur flüchtig. Und auch, wenn viele den Namen dieser Stadt nicht gern hören und für ein anderes Wort für Sünde und Verderbtheit halten, so muss ich ihn an dieser Stelle doch nennen: In Carabor habe ich Derdo einst getroffen, als der Herzog von Pandanor dort als Gast des Hochadmirals weilte und Derdo als sein Kanzler alles aufzuschreiben hatte, was in den Verhandlungen vereinbart wurde.«
    » Wie auch immer«, sagte Lirandil mit der ihm eigenen Ruhe. » Sag diesem Derdo, dass wir seine Hilfe benötigen und viel davon abhängen könnte.«
    » Verlasst euch auf mich«, erwiderte Grebu.
    » Das weiß ich wohl zu schätzen, werter Grebu«, sagte Lirandil. » Viele werden über ihren Schatten springen und Verbündete akzeptieren müssen, die sie bis dahin verachtet haben. Und viele werden noch froh und dankbar sein, wenn sie Hilfe von unerwarteter Seite erhalten, denn sie werden darauf angewiesen sein.«

Die Stunde der Wahrheit
    Die Versammlung war beendet, und die Halblinge gingen auseinander. Da es schon spät war, blieben viele der Abgesandten über Nacht auf Gomlos Baum.
    Arvan wollte sich zu Lirandil und Grebu begeben, um ihnen jene Fragen zu stellen, die ihm unter den Nägeln brannten. Doch beide waren von Halblingen umringt, die aufgeregt auf sie einredeten, und, verglichen mit den schicksalhaften Fragen, um die gestritten wurde, erschien Arvan sein eigenes Anliegen, mehr über seine Herkunft zu erfahren, nahezu unbedeutend.
    Borro blieb an seiner Seite und redete unablässig auf ihn ein: » Lass es, Arvan. Im Moment haben weder Lirandil noch Grebu ein Ohr für dich.«
    » Wenn es jetzt nicht geht, dann werde ich ihnen meine Fragen später stellen«, erklärte Arvan mit einem feierlichen Ernst, der ihm eigentlich nicht eigen war.
    Er sah sich nach Zalea und Neldo um, doch obwohl er alle Halblinge deutlich überragte, konnte er sie nirgends entdecken. Es hätte ihn durchaus interessiert, was die beiden von all den Beschlüssen hielten, die auf dieser Versammlung gefasst worden waren. Allerdings gab es da noch etwas, was er gern mit ihnen besprochen hätte. Ein Gedanke, der ihm während der Versammlung gekommen war.
    » Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie schön es wäre, einmal etwas Sinnvolles zu tun?«, fragte er schließlich Borro.
    » Keine Ahnung, was du meinst«, entgegnete der rothaarige Halbling. Er kratzte sich mit dem großen Zeh des linken Fußes eine Stelle knapp unterhalb des rechten Knies und stand dabei so sicher wie auf beiden Beinen.
    » Du kannst es wahrscheinlich nicht verstehen.«
    » Hältst du mich für blöd, nur weil ich rote Haare habe?«, fragte Borro beleidigt. » Wieso sollte ich was nicht verstehen?«
    Arvan atmete tief durch. » Also gut: Ich denke darüber nach, den Halblingwald zu verlassen.«
    » Verlassen? Weil du Angst vor den Orks hast?«, fragte Borro. » In unserem Wald ist es wahrscheinlich immer noch sicherer als an anderen Orten des Reiches.«
    » Nein, darum geht es nicht. Ich habe vor, Lirandil zu begleiten, wenn er mich lässt. Er kann auf dem beschwerlichen Weg, der vor ihm liegt, bestimmt Unterstützung gebrauchen. Jemand, der so viele Orks erschlagen hat wie ich, kann ihm bestimmt von Nutzen sein.«
    Etwas später, als bereits viele den Platz auf der Hauptastgabel von Gomlos Baum verlassen hatten und sich das Gedränge etwas gelichtet hatte, trafen Arvan und Borro doch noch auf Neldo und Zalea.
    Es war Arvan, der die beiden entdeckte.
    » Ein paar Vorteile hat es anscheinend doch, etwas länger zu sein als der Durchschnitt«, meinte Borro grinsend. » Ich hätte euch nämlich nicht gesehen. Aber unser Menschlingfreund Arvan sieht natürlich alles, von der erhöhten Position seines Kopfes aus.« Borro versetzte Arvan einen freundschaftlichen Stoß mit dem Ellbogen in die Seite. Den Ellbogen musste der rothaarige Halbling dabei allerdings ziemlich weit nach oben biegen. » Nimm’s mir nicht krumm, Arvan. Ich denke, du weißt, wie es gemeint ist.«
    » Allerdings«, gab Arvan zurück. » So wie ich dich kenne, meinst du jedes Wort genau so, wie du es gesagt hast.«
    Sie

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