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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mächtiger sind als er. Und das werden viele tun, sodass es darauf ankommen wird, wer unter diesen Mächtigen der Erste sein wird, der den nötigen Mut aufbringt, sich der Bedrohung entgegenzustellen.«
    » Das ist gewiss nicht die Rolle, die Ihr dem Anführer des Stammes von Brado dem Flüchter zugedacht habt«, äußerte Mansor mit beißendem Spott.
    Lirandil begegnete ruhig seinem Blick. » Nein, gewiss nicht. Denn zu den Mächtigen zählt ihr sicher nicht. Andererseits weiß ich, dass es nicht wenige Halblinge gibt, die am Hofe des Waldkönigs oder in Carabor und anderswo aufgrund ihres Geschicks zu einflussreichen Ämtern gelangt sind. Schreibt mir ihre Namen auf, richtet Briefbotschaften an sie, die ich ihnen überbringen kann, damit sie mich unterstützen. Das könnte eine wertvollere Hilfe sein, als ein paar hundert Orks zu erschlagen, die unter Ghools Befehl stehen.
    Dass manchem von euch dies unangenehm ist, weil ihr glaubt, dass diejenigen, die den Halblingwald verließen, sich damit von euch und eurem Volk und seiner Lebensweise abgewandt haben, weiß ich sehr wohl. Und ich weiß auch, dass ihr euch derer schämt, die andernorts ihr Glück gemacht haben oder in ihr Unglück geraten sind, und dass die meisten unter euch dazu neigen, so zu tun, als existierten sie nicht. Also bitte ich euch, über euren Schatten zu springen und mir auch auf diese Weise zu helfen.
    All denen jedoch, die von der Sorge umgetrieben werden, meine Anwesenheit unter euch könnte das Böse anlocken und ihr wärt in großer Gefahr, wenn ihr mich beherbergt, möchte ich sagen: Ich werde nicht lange bleiben. Spätestens übermorgen breche ich wieder auf und begebe mich auf meinen ungewissen Weg.«
    Mit diesen Worten verließ Lirandil seinen Platz und ließ sich neben dem alten Grebu nieder. Arvan beschäftigten in diesem Moment vor allem all die Fragen, die er dem Elben noch zu stellen gedachte und auf die er unbedingt Antworten haben wollte. Ich werde mich also beeilen müssen, will ich noch etwas über das erfahren, was der Fährtensucher in meinem Geist geweckt hat.
    Unter den Halblingen brach zunächst lauter Tumult aus. Nachdem Gomlo von Brongelle gestenreich dazu aufgefordert worden war, begab er sich schließlich in die Mitte des Platzes und versuchte, die Ordnung wiederherzustellen.
    Seine Stimme hatte nicht die durchdringende Kraft, die Lirandils Worten inne gewesen war, aber ihm standen auch keinerlei magische Mittel zur Verfügung, um eine vergleichbare Wirkung zu erzielen. Doch seine in vielen Jahren gewachsene Autorität unter den Halblingen des Stammes von Brado dem Flüchter sorgte schließlich dafür, dass sich die Gemüter wieder beruhigten. Das Stimmengewirr verebbte.
    Daraufhin aber entbrannte eine hitzige Diskussion darüber, welche Maßnahmen für die nächste Zeit getroffen werden sollten.
    Gomlo teilte Boten ein. Nicht nur der Statthalter von Gaanien sollte benachrichtigt werden, sondern auch der Waldkönig. Zudem musste das Netz von Kundschaftern und Beobachtungsposten dichter geknüpft werden, sodass die Halblinge auf gefährdeten Wohnbäumen schneller benachrichtigt werden konnten, sollten sich Orkhorden nähern, und die Siedlungen auf den Bäumen mussten besser getarnt werden. » Früher schon hat es Zeiten der Gefahr gegeben«, sagte Gomlo ernst. » Auch, wenn ich lange nicht das Alter des geschätzten Mansor erreicht habe, kann ich mich noch gut an einige der Orküberfälle in meiner frühen Jugend erinnern. Man sagt, seit der Fahrt von Brado dem Flüchter habe es keine schlimmeren Tage mehr für unser Volk gegeben.«
    » Das sagt man doch immer«, ergriff Mansor erneut das Wort und machte eine wegwerfende Geste. » Und immer ist es eine Lüge oder liegt nur darin begründet, dass sich derjenige, der das behauptet, einfach nicht weit genug zurückerinnern kann.«
    Aber sein Einwand fand kein großes Echo, und seinen Zweck, die Fähigkeiten des gegenwärtigen Baum-Meisters infrage zu stellen, verfehlte er völlig.
    Zudem war Gomlo nun in seinem Element. Ein flammender Redner wie Mansor, der in früheren Zeiten den Stamm allein durch die Macht des Wortes zu einer Einheit gezwungen hatte, war er nie gewesen. Aber ein guter Organisator. Und genau der wurde jetzt gebraucht.
    » Ich möchte, dass die Wohnbäume so gut getarnt sind, dass die Orks durch den Wald ziehen, ohne zu bemerken, dass sie durch besiedeltes Gebiet marschieren«, verlangte er.
    » Was ist mit den Baumschafen?«, rief Figo, der Baum-Meister

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