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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Bruder sprechen? Soll ich mich an ihn wenden?«
    »Nein. Ich denke, wir werden ein kleines Spiel vorbereiten. Wenn Aisling weg ist – falls sie im Stande sein sollte zu gehen –, werden wir ein kleines Versteckspiel durchführen. Erst musst du deinen Gesetzlosen finden. Dann holst du ihn heraus. Wir werden dir dabei helfen, oder es wird die ganze Nacht dauern. Du wirst keinen Fuß auf die Straße setzen. Soll er so gehen, wie er einmal gekommen ist, über die Marschen. Heißt es nicht, dass ihm kein Auftrag zu schwierig ist? Es sollte also kein Problem sein, über den verborgenen Weg zu gehen, mit einer Frau und einem kleinen Kind und einem Mann, der seine Hände nicht benutzen kann. Einfach, sollte man annehmen. Du wirst schon sehen, was für ein Held er dann ist. Wir sollten dir vielleicht eine gewisse Zeit setzen, dein Ziel zu erreichen. Ich denke, du solltest verschwunden sein, wenn es Abend wird. Danach kommen wir mit Fackeln und fangen wieder an zu schießen. Meine Männer haben dieser Tage nicht viel Unterhaltung.«
    »Das ist … widerwärtig«, flüsterte ich und starrte ihn an. War das der Mann, mit dem ich an Imbolc einmal getanzt hatte, ein Mann, den ich einmal für einen guten Ehemann gehalten hatte, wäre ich nur im Stande gewesen, ihm das Lächeln beizubringen? War tatsächlich ich es gewesen, die ihn so vollkommen verändert hatte, einfach indem ich Nein sagte? Mein Herz war kalt. »Sollte ich nicht die Bedingungen für diesen Handel stellen?«
    »Nicht ganz. Du kannst dich vielleicht entscheiden, dein Geheimnis jetzt zu verraten, und du kannst versuchen, deinen Bruder über diese Entfernung hinweg von dem zu überzeugen, was du weißt. Es wird dir vielleicht gelingen, und dann zerstörst du mein Leben. Aber sobald du diesen Schritt unternimmst, wird der Bemalte Mann sterben. Auf diese Weise kannst du ihn nicht retten, und deinem Bruder ist der Gesetzlose gleich. Für ihn ist er nur eine weitere Spielfigur, die gewonnen oder verloren wird.«
    Ich fuhr mit der Zunge über plötzlich trockene Lippen. »Also gut. Einverstanden. Und jetzt schicke nach Aisling.«
    »Du wirst vor meiner Schwester nicht von diesen Dingen sprechen. So viel muss klar sein.«
    »Ich habe dich verstanden, Eamonn. Jetzt schicke nach ihr und nach meinen Bewaffneten.«
    ***
    Aisling sah krank aus. Ihr kleines, sommersprossiges Gesicht war aschgrau, und man konnte die Knochen unter der Haut ahnen. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen und ihr lockiges Haar ungekämmt.
    »Liadan«, flüsterte sie und achtete nicht auf die grimmige Miene ihres Bruders und die sechs Bewaffneten, die in der Halle warteten. »Oh Liadan, du bist gekommen! Wo ist Sean?«
    »Er wartet in Sevenwaters auf dich«, sagte ich ruhig, obwohl ich hätte weinen können, als ich meine Freundin so sah. »Dein Bruder hat dir erlaubt zu gehen. Diese Männer werden dich sicher nach Sevenwaters bringen. Ich habe die Frauen gebeten, dir ein paar Sachen zu packen, und dein Pferd ist bereit. Du wirst sofort abreisen.«
    »Oh Liadan, ich danke dir. Ich danke dir, Eamonn!«
    Es war gut, dachte ich, dass sie so erschöpft und verzweifelt war, dass es ihr nicht einmal einfiel, Fragen zu stellen. Zweifellos würde das später der Fall sein, wenn sie bereits auf dem Weg war.
    »Herrin …« Der Anführer meiner Wache sah mich besorgt an.
    »Eure Befehle lauten folgendermaßen«, verkündete ich mit fester Stimme. »Ihr macht euch sofort auf den Weg. Ihr kehrt so rasch wie möglich nach Sevenwaters zurück, aber vergesst nicht, dass Lady Aisling krank gewesen ist und Ruhe brauchen wird, ebenso wie ich. Sagt meinem Bruder, ich komme später nach.«
    »Wir hatten den Befehl, Euch zu bewachen.« Er klang zweifelnd. »Wenn wir jetzt aufbrechen, habt Ihr keine Eskorte mehr.«
    »Lord Eamonn wird mir allen Schutz geben, den ich brauche«, erklärte ich. »Ich werde eine Weile länger hier bleiben. Sagt meinem Bruder, Lord Eamonn wird sich mit ihm in Verbindung setzen. Und jetzt geht. Ihr solltet morgen in der Abenddämmerung in Sevenwaters sein.«
    »Jawohl, Herrin.«
    Ich ging die Treppe hinauf zum Wehrgang. Ich schaute über den Damm und den langen, geraden Weg, der den einzig sicheren Weg aus Sidhe Dubh heraus darstellte. Ich sah zu, bis Aislings rotes Haar und die Lederhelme meiner Bewaffneten in der Ferne verschwunden waren. Dann ging ich in die Küche, holte meinen Sohn und gab ihm zu essen. Ich band ihn wieder auf den Rücken, reisebereit. Draußen im Hof wartete

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